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BRICS sind Chance auf einen weltweiten Wandel – USA und EU mit internen Kämpfen beschäftigt

Die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – sind an diesem Mittwoch in Brasília zu einem Gipfeltreffen zusammengekommen. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Dinge in Südamerika nicht gut aussehen.
BRICS sind Chance auf einen weltweiten Wandel – USA und EU mit internen Kämpfen beschäftigtQuelle: Reuters

Von Damian Wilson

Während die USA und die EU mit ihren eigenen Kämpfen konfrontiert sind, treffen sich die großen Außenseiter-Nationen der Welt auf dem BRICS-Gipfel. Dort haben sie die Chance, die globale Agenda zur Verbesserung ihrer eigenen Wirtschaft und ihres Ansehens auf der internationalen Bühne neu zu definieren.

Der am Mittwoch begonnene Gipfel zwischen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) in Brasília rückt eine uneinheitliche Gruppe von immens bevölkerten Nationen in den Mittelpunkt, während die Westmächte sich in ihrer instabilsten Lage seit Jahren befinden.

Dies ist ein Treffen für die Außenseiter dieser Welt. Die unangenehme Truppe. Es sind die schlaksigen Kinder, die Geeks, die Pickelgesichter und die einfach nur schrägen Akteure auf dem globalen Spielplatz. Es sind die großen, einflussreichen Akteure ihrer Regionen, aber nicht willkommen an der Spitze der globalen Finanzinstitute, wo Europa und die USA Einfluss haben und eifersüchtig ihre Sitze bewachen.

Sicher, sie haben wirtschaftliche Probleme zu besprechen, was angeblich den ganzen Sinn des Gipfels von Brasília darstellt. Doch es ist die Geopolitik, wegen der sie tatsächlich dort sind. Ein großer Klatsch und Tratsch, aber auch die Möglichkeit, Erfahrungen über die zunehmend zersplitterte Europäische Union und die sich immer mehr isolierenden USA von Donald Trump auszutauschen, und darüber zu sprechen, wie sich diese beiden tektonischen Veränderungen auf ihre eigenen Welten und Einflussbereiche auswirken.

China ist gerade dabei, seine massive Belt and Road Initiative durchzuführen und verbreitet weltweit die Investitionslust. Russland hat es geschafft, bisher ungeahnte diplomatische Übergriffe im Nahen Osten zu meistern. Indien spricht für seine enorm vielfältige 1,3 Milliarden Menschen zählende Gesellschaft. Südafrika trägt das Gewicht des gesamten afrikanischen Kontinents auf seinen Schultern, zusammen mit all den Erwartungen, die damit verbunden sind.

Und Brasilien? Nun, Brasilien spielt den Gastgeber. Es ist ein Spiel der Aufrechterhaltung für Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, und alle Augen sind auf ihn gerichtet, in der Hoffnung, dass er sich schlauer anstellt als bei seinem ersten Ausflug auf die Weltbühne beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar letzten Jahres. Der schroffe, lispelnde ehemalige Hauptmann erhielt keine begeisterten Kritiken für seine kurze Rede dort, die nur sechs von den zugewiesenen 45 Minuten dauerte. Diesmal hat er Lula, seinen frisch aus dem Gefängnis entlassenen politischen Rivalen, den er von der Seitenlinie aus beobachtet. Das ist alles nicht so angenehm.

Während ihre Volkswirtschaften nicht im Einklang stehen und es individuelle Schwierigkeiten und Prioritäten für diese Nationen geben kann, teilen die BRICS-Staaten ihren Außenseiterstatus. Das ist eine starke Verbindung, auch wenn nicht alles dort einem Gentlemen’s Club gleicht. Sie können sicherlich weitere Gemeinsamkeiten in der Funktionsweise ihrer New Development Bank oder dem BRICS Business Council finden. Sie könnten auch über die potenziellen Auswirkungen des Handelsprotektionismus und des Zugangs zum US-Markt sprechen, oder sich mit der digitalen Kluft befassen. Insbesondere China hat viele Innovationen in dem Bereich, das es teilen könnte.

Die BRICS-Länder repräsentieren 42 Prozent der Weltbevölkerung. Wenn es ihnen gelingt, einen Weg zu finden, um die Probleme, die sich auf ihre Fähigkeit zur Steigerung des BIP auswirken – Bildung, Sicherheit, Bevölkerungsveränderungen, Klimafragen und Staatsverschuldung – effektiv anzugehen, dann stehen ihnen die Aussichten offen, ihre Volkswirtschaften vor den Störungen der Weltwirtschaft schützen zu können. Dies würde eine dynamischere Reaktion auf entstehende Probleme ermöglichen.

Während sich die BRICS-Nationen in Brasília treffen, schaut der Rest der Welt zu, und fragt sich, ob die Dinge sich nun so weiter entwickeln werden. Die EU und die USA scheinen so sehr in die Machenschaften ihrer eigenen internen Abläufe verwickelt zu sein, dass sie keine Zeit oder Lust haben, globale Probleme in größerem Umfang anzugehen.

Dieser Gipfel ist eine fantastische Gelegenheit für die BRICS, ein enormes Mitspracherecht darüber zu bekommen, wohin die globale Reise geht. Diese Chance sollten sie nicht verspielen.

Damian Wilson ist ein britischer Journalist und Experte für politische Kommunikation.

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