Deutsch-türkische Twitter-Diplomatie
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) findet wie Donald Trump sehr viel Zeit, um auf Twitter Werbung für sich und die deutsche Politik zu machen. Dabei ist nicht immer klar, ob es sich um die private Meinung oder eine offizielle Verlautbarung des Außenministers handelt. Auffällig bei Maas ist aber, dass er auf Twitter sehr gerne den moralischen Kompass benutzt, was bei den Nutzern oft einen heuchlerischen Nachgeschmack hinterlässt und für entsprechende Kommentare sorgt. So wie zuletzt bei diesem Tweet, der in krassem Gegensatz zur deutschen Geopolitik steht:
Vor 74 Jahren trat die @UN-Charta in Kraft. Schon ihr erster Satz enthält ein Bekenntnis zum Frieden. Deutschland arbeitet im Sicherheitsrat daran, Krisen zu verhindern, bevor sie entstehen. Wenn wir hier nachhaltiger werden, können wir viel Leid verhindern. #strongerUNited
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) October 24, 2019
Solche öffentlichen Positionen bieten eine breite Angriffsfläche, die von politischen Gegnern gerne genutzt werden. Und das nicht nur in der Innenpolitik. Als Maas am Donnerstag ebenfalls über Twitter seinen bevorstehenden Besuch in der Türkei aufgrund der Militäroperation in Nordsyrien ankündigte, gab er auch bekannt, was die Türkei in Nordsyrien alles machen "muss". Dabei verstößt der Bundesaußenminister gegen ein grundlegendes Kommunikationsprinzip, das gerade dem Chefdiplomaten Deutschlands eigentlich bekannt sein sollte: die Gewaltfreie Kommunikation.
Ich werde am Samstag in die Türkei reisen:- Die Waffenruhe muss eingehalten und die Zivilbevölkerung geschützt werden.- Beim Umgang mit Geflüchteten muss die Türkei internationales Recht einhalten.- Und sie muss den politischen Prozess unterstützen statt ihn zu torpedieren.
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) October 24, 2019
Mit "Du musst"-Botschaften erreicht man eher das Gegenteil dessen, das man eigentlich bezwecken wollte. Was bei Kindern schon schlecht funktioniert, kommt im Bereich der zwischenstaatlichen Beziehung wahrscheinlich auch nicht gut an. Zumal Deutschland gar nicht in der Position ist, um Ankara irgendetwas vorzuschreiben. Entsprechend fiel die Reaktion des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu aus, der ebenfalls über Twitter und sogar auf Deutsch klare Worte fand:
Lieber @HeikoMaas, ich freue mich auf Deinen Besuch in der Türkei. Du bist uns immer willkommen. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Wer die Türkei belehrt, muss mit einer entsprechenden Antwort rechnen. https://t.co/fhCa1FV1Nk
— Mevlüt Çavuşoğlu (@MevlutCavusoglu) October 24, 2019
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