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China und Indien - Neues Mega-Kartell könnte Ölmärkte durcheinanderwirbeln

China und Indien, zweit- bzw. drittgrößter Ölimporteur der Welt, sind gleichtzeitig die größten Abnehmer von Öl aus dem Iran. Angesichts der diese Woche beendeten Freistellung von US-Sanktionen schließen sich beide Großkunden zusammen, was den Ölmarkt umkrempeln könnte.
China und Indien - Neues Mega-Kartell könnte Ölmärkte durcheinanderwirbelnQuelle: Reuters

China und Indien, nach den USA die zwei größten Ölimporteure der Welt und zugleich die mit dem höchsten Nachfragewachstum, verhandeln über die Möglichkeit einer Bündelung ihrer Kräfte und könnten so den internationalen Ölmarkt längerfristig neu gestalten. Die beiden Giganten stehen kurz vor einer Einigung zur Bildung eines Blocks, um gemeinsam über die Ölpreise zu verhandeln und so den Einfluss des von Saudi-Arabien geführten Kartells zu verringern, wie die indische Finanzzeitung Mint unter Berufung auf drei an den Verhandlungen beteiligte Beamte berichtete.

Beide Länder sind Hauptabnehmer von iranischem Rohöl, das durch US-Sanktionen stark unter Druck steht. Die bisherigen befristeten Ausnahmen davon, welche Indien, China, Taiwan, Italien, Griechenland, Japan, Südkorea und der Türkei im November 2018 gewährt wurden, um den Import von Rohöl aus dem Iran schrittweise reduzieren zu dürfen, liefen am 2. Mai aus. Sollten diese Länder weiterhin von Teheran Öl kaufen, würde Washington auch gegen diese Länder Sanktionen verhängen.

Mit einer gemeinsamen Strategie können China und Indien vor der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) auf Senkung der für asiatische Länder fälligen Ölprämien bestehen, also auf zusätzliche Anteile des Anfangswertes, den sie für den Ölimport zahlen müssen, und so günstigere Gesamtpreise erzielen.

Ein Großteil der asiatischen Länder ist beim Kauf von Energieressourcen auf Exporteure im Nahen Osten angewiesen, und aufgrund dieser Abhängigkeit sind sie gezwungen, derartige Prämien zu zahlen.

Angesichts der drohenden US-Sanktionen gegen den Iran und Venezuelas staatliche Ölgesellschaft PDVSA sowie der anhaltenden Angebotskürzungen der OPEC versuchen asiatische Ölimporteure, ihre Risiken zu minimieren. So verhandelt Indien mit verschiedenen Akteuren auf dem Nahost-Markt auf der Suche nach zusätzlichem Rohöl, um ein mögliches Defizit zu vermeiden, da es gezwungen ist, den Kauf von iranischem Rohöl einzustellen.

Die Frage ist: Haben wir als Verbraucherländer Verhandlungsmacht? Obwohl wir vielleicht nicht in der Lage sind, eine Koalition wie die OPEC zu bilden, haben wir bestimmte gemeinsame Ziele, die wir erreichen wollen", kommentierte ein Beamter die Verhandlungen.

Die beiden großen Ölimporteure China und Indien arbeiteten bereits im vergangenen Jahr daran, einen solchen Zusammenschluss zu bilden. Im Juni 2018 teilte das indische Ölministerium mit, dass Indien und China die Gründung eines "Ölkäuferclubs" diskutiert haben, um mit den ölexportierenden Ländern über bessere Preise verhandeln zu können, und dass sie versuchen werden, mehr US-Rohöl zu importieren, um den Einfluss der OPEC sowohl auf den globalen Ölmarkt als auch auf die Preise zu verringern.

Nach Angaben der von Mint zitierten Beamten haben seither mehrere hochrangige Treffen stattgefunden, auf denen Fortschritte bei der "gemeinsamen Beschaffung von Rohöl" gemacht wurden.

Neue Berichte über die verstärkte chinesisch-indische Zusammenarbeit zwecks einer möglichen Gründung eines Ölkäuferclubs überschnitten sich in der vergangenen Woche mit dem Auslaufen der US-Sanktionsausnahmen für ausgewählte Kunden iranischen Öls. Das Ende der US-Sanktionausnahmen wird vor allem Raffinerien in diesen beiden Ölimportländern betreffen, die sich folglich darum bemühen müssen, Rohöl aus anderen Quellen zu beziehen oder eben sekundäre US-Sanktionen riskieren.

Professor Srikanth Kondapalli der Jawaharlal Nehru University befürwortete die Pläne und verwies auf die Vorteile eines solchen Zusammenschlusses für beide Länder:

China und Indien sollten dies tun, um mehr Verhandlungsmacht zu erlangen, um die Ölpreise nachhaltiger zu machen", so Kondapalli gegenüber der Global Times in einem kürzlich veröffentlichten Interview.

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