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Pentagon widersetzt sich Rückzug der USA aus Syrien – IS könnte sich wieder erheben

Im neuesten Bericht über US-geführte Operationen gegen den "Islamischen Staat" (IS) wird eingeräumt, dass die Terrorgruppe auf etwa 2.000 Kämpfer geschrumpft ist. Dennoch müsse die US-Präsenz in der Region fortgesetzt werden, um ihr Wiederaufleben zu verhindern.
Pentagon widersetzt sich Rückzug der USA aus Syrien – IS könnte sich wieder erhebenQuelle: Reuters

In dem am Montag veröffentlichten Bericht, der vom Pentagon und den Generalinspektoren des Außenministeriums verfasst wurde, wird auch die Türkei beschuldigt, die Operationen der von den USA unterstützten kurdischen Miliz gegen den IS zu behindern. Zudem prognostizieren die Autoren kein Ende der Konflikte in der Region, was gegen den Befehl von Präsident Donald Trump spricht, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen.

Der Bericht widersprach der weit verbreiteten Schätzung vom Juni 2018, dass der IS bis zu 17.000 Kämpfer im Irak und bis zu 14.000 in Syrien hatte, und nannte diese fragwürdig – selbst zu dem damaligen Zeitpunkt. Die von den USA geführte Koalition, bekannt als Combined Joint Task Force – Operation Inherent Resolve (CJTF-OIR), hatte "geringes Vertrauen" in die Schätzungen ab Juli letzten Jahres, so der Bericht. Im Januar schätzte die CJTF-OIR, dass nur noch 2.000 IS-Kämpfer in der letzten verbliebenen Bastion übrig geblieben sind. Im Pentagon ist diese Bastion als Middle Euphrates River Valley (MERV) bekannt. Sie befindet sich im Osten Syriens nahe der irakischen Grenze.

Die Koalition gab widersprüchliche Bewertungen der Stärke und Kompetenz des IS ab und berichtete Ende Dezember, dass er "eine kampferprobte und gut disziplinierte Kraft bleibt", mit hoher Moral und "unbeeindruckt von Luftangriffen der Koalition" – nur um danach sagen zu können, dass seine Moral im Januar "nach unten hin tendierte".

Seit Dezember hat der IS mehrere Koalitionssoldaten durch Hinterhalte und Bomben am Straßenrand getötet. Laut CENTCOM handelt es sich dabei um "opportunistische Angriffe", die es den Militanten ermöglichen, einen Propagandasieg geltend zu machen.

"Wir müssen Israel schützen"

Während sich die US-Truppen aus Syrien zurückziehen, erklärte Präsident Trump, dass er einige von ihnen weiterhin in der Region halten wolle, "um Israel zu schützen" und "den Iran zu beobachten". "Wir müssen andere Dinge schützen, die wir haben", sagte Trump am Sonntag gegenüber CBS. Er wies jedoch auch darauf hin, dass es "eine Frage der Zeit" sei, bis die Truppen zurückkehren würden.

Der Bericht vom Montag hingegen entspricht der Argumentation der US-Geheimdienstleiter in der vergangenen Woche, dass der IS in Abwesenheit von US-Truppen wieder auferstehen wird – wenn auch nur in dem begrenzten Gebiet in der Nähe ihres derzeitigen Aufenthaltsortes und nicht ganz Syrien und dem ganzen Irak.

"Es gibt diese unterschiedlichen Narrative", erklärte der Sicherheitsanalytiker Charles Shoebridge im Gespräch mit RT.

Trump schießt aus der Hüfte, wenn Sie so wollen, spricht er aus dem Stegreif, und es könnte sein, dass das, was er sagt, tatsächlich ein wenig näher an der Wahrheit ist, was die wirkliche Strategie der USA betrifft.

Der "tiefe Staat" der USA sei entschieden gegen den Rückzug aus Syrien, so Shoebridge.

Für das Scheitern der US-gestützten Offensive gegen den IS wird die Türkei verantwortlich gemacht

Einer der Punkte, die der Bericht aufzeigte, ist, dass die von den USA unterstützte Miliz vermutlich kurz davor stand, den letzten IS-Rückzugsort im Euphrattal zu zerschlagen, ihre Operation jedoch einstellen musste, als die Türkei drohte, gegen die kurdischen Kämpfer zu intervenieren.

Die kurdische YPG-Miliz macht mehr als zwei Drittel der von den USA unterstützten syrischen demokratischen Kräfte (SDF) aus, die die USA als Hauptvertreter(streitkraft) gegen den IS in Nordostsyrien eingesetzt haben. Da die YPG mit den Türken beschäftigt war, war der arabische Teil der SDF "nicht in der Lage, offensive Operationen durchzuführen", und verlor Ende Oktober und November gegenüber dem IS an Boden, als schlechtes Wetter Koalitionsflugzeuge am Fliegen hinderte.

Erst Mitte November, als die YPG wieder in den Kampf zog, konnten die SDF die Vorstöße des IS zurückdrängen, so der Bericht, in dem die YPG als "von größter Bedeutung für Stabilität und die Anstrengungen zur Bekämpfung des IS" beschrieben wurde.

In dem Bericht wurde auch das Angebot der Türkei skeptisch betrachtet, den Kampf gegen den IS zu übernehmen. Es wird darin festgestellt, dass die Türkei mit Ausnahme der Al-Bab-Operation im Jahr 2016 "seit 2017 weder an Bodenoperationen gegen den IS in Syrien teilgenommen hat noch türkische Streitkräfte an der Bekämpfung des IS im MERV teilgenommen haben, das etwa 230 Meilen von al Bab und der türkischen Grenze entfernt ist".

Soll Syrien den Job beenden?

Der IS wird ein Thema bleiben, solange die "sozioökonomische, politische und konfessionellen Missstände [der Sunniten] nicht von den nationalen und lokalen Regierungen des Irak und Syriens angemessen angegangen werden", argumentieren Soldaten und Diplomaten. Nicht erwähnt wird, dass diese Beschwerden das Ergebnis von Umbrüchen sind, die durch die US-Invasion im Irak im Jahr 2003 und die Unterstützung der USA für religiös ausgerichtete Rebellen in Syrien ab 2011 verursacht wurden.

Wenn die SDF nach dem Rückzug der USA ein Abkommen mit Damaskus schließt, so Shoebridge, "könnte die syrische Regierung dieses Vakuum füllen und ihre sehr erfolgreiche Kampagne gegen den IS selbst fortsetzen".

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