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"Vergessene Parade" – vor 80 Jahren feierten die Alliierte in Berlin das Ende des Krieges

Am 7. September 1945, also genau vor 80 Jahren, fand in Berlin auf der Charlottenburger Chaussee eine Parade der vier Siegermächte statt. Dieser Festakt in der Nähe des Brandenburger Tors war symbolisch, denn er stellte eine der letzten gemeinsamen Aktionen der vier Sieger vor dem Beginn des Kalten Krieges dar.
"Vergessene Parade" – vor 80 Jahren feierten die Alliierte in Berlin das Ende des Krieges© Russisches Verteidigungsministerium

Dies war wohl einer der letzten großen gemeinsamen Auftritte der vier Siegermächte: die Parade der alliierten Streitkräfte am 7. September 1945 mit 5.000 teilnehmenden Soldaten. Wie die russische Botschaft in einer Veröffentlichung in den sozialen Medien mitteilt, hatte die sowjetische Führung die Siegesparade initiiert.

Es war geplant, dass alle vier Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte zugegen sein sollten, aber die Generäle der drei westlichen Siegermächte USA und Großbritannien, der US-General Dwight D. Eisenhower und der britische Feldmarschall Bernard Montgomery, sagten nur wenige Tage vor Beginn der Parade ab und sandten lediglich ihre Stellvertreter (General George S. Patton und Generalmajor Brian Robertson), was als Affront gegen die UdSSR gewertet wurde. Als Vertreter Frankreichs war Pierre Koenig anwesend, der Militärgouverneur der französischen Besatzungszone in Deutschland.

Der sowjetische Marschall Schukow war hingegen in Berlin anwesend. Stalin hatte den sowjetischen Kriegshelden angewiesen, auf die kurzfristige Absage seiner westlichen Generalskollegen nicht zu reagieren: "Beachten Sie die Absage der Oberkommandierenden nicht und nehmen Sie die Parade selbst ab", soll Stalin Schukows Erinnerung zufolge gesagt haben. Und: "Umso mehr, als Sie dazu mehr Recht haben als die." Damit nahm Stalin darauf Bezug, dass die Sowjetunion lange Zeit die Hauptlast des Kampfes gegen Nazi-Deutschland und seine Verbündeten zu tragen hatte. 

Insgesamt nahmen 5.000 siegreiche Soldaten an der Parade teil, davon 2.000 Rotarmisten. An der Spitze der Parade marschierten Gardetruppen der Roten Armee, die an der Erstürmung der Reichshauptstadt teilgenommen hatten. Militärgeschichtlich bemerkenswert: Die Sowjetunion nutzte die Feierlichkeiten für den ersten öffentlichen Auftritt ihres schweren Panzers IS-3.

Geleitet wurde die Parade vom britischen Generalmajor Eric Nares. Tausende alliierte Soldaten schauten am Straßenrand ihren marschierenden Kriegskameraden zu. Für die höheren Offiziere waren geschmückte Tribünen aufgestellt. Auch die Berliner Bevölkerung nahm Anteil an diesem Großereignis: 20.000 Einwohner der ehemaligen Reichshauptstadt sollen der Parade zugesehen haben.

In den westlichen Medien wurde die Parade kaum erwähnt; deshalb wird sie in russischen Quellen auch "die vergessene Parade" (забытый парад) genannt. Dass die Berliner Siegesparade medial wenig Beachtung fand, mag auch daran liegen, dass der Fokus der Journalisten auf dem Ende des Pazifikkriegs lag. Annähernd zur gleichen Zeit erfolgte nämlich der triumphale Einzug des US-amerikanischen Oberbefehlshabers, General Douglas MacArthur, in die japanische Hauptstadt Tokio.

Auch in der Sowjetunion wurde die Parade nur in einem dreiminütigen Wochenschaubeitrag gewürdigt. Dies mag daran liegen, dass sich Stalin durch die kurzfristige Absage der westlichen Oberkommandierenden gekränkt sah.

Per Lautsprecherdurchsage sprach Marschall Schukow die historischen Worte:

"Heute feiern wir in Berlin den Sieg der Rechtschaffenheit über die dunkeln Mächte der Unterdrückung im Fernen Osten. Die endgültige Entscheidung wurde errungen. Die Völker der ganzen Welt sind nun befreit von der Furcht vor Deutschlands Angriffslust im Westen und vor dem japanischen Banditentum im Osten. Von nun an werden uns alle freiheitsliebenden Völker dankbar sein." 

Schukow nahm dabei Bezug auf die kürzlich erfolgte Kapitulation des militaristischen Japan. 

Marschall Schukow wird jedoch auch das bittere Zitat zugeschrieben:

"Wir haben sie vom Faschismus befreit, das werden sie uns nie verzeihen."

Prophetische Worte, wenn man die derzeitige Frontstellung des kollektiven Westens gegenüber Russland denkt.

"Die vergessene Parade" war allerdings nicht die letzte gemeinsame Parade der vier Siegermächte. Im Jahr darauf, am 8. Mai 1946, fand zum Jahrestag der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands ebenfalls eine gemeinsame Feier statt. Außerdem war bereits im November 1945 das Sowjetische Ehrenmal im Berliner Tiergarten mit einer Parade der Alliierten begangen worden. An den Siegesfeierlichkeiten in London am 8. Juni 1946 waren sowjetische Einheiten hingegen bereits nicht mehr vertreten, ebenso wie Soldaten aus Polen und Jugoslawien.

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