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Sergei Schoigu über den entscheidenden Fehler des US-geführten Westens

Die USA hätten Russland in einen gewöhnlichen, fügsamen Vasallenstaat verwandeln können, indem sie das Land in den 1990er-Jahren in die EU hineingezogen hätten. Das erklärte Sergei Schoigu, der frühere russische Verteidigungsminister.
Sergei Schoigu über den entscheidenden Fehler des US-geführten WestensQuelle: Gettyimages.ru © Wally McNamee / CORBIS

Die USA und ihre Verbündeten haben eine Gelegenheit verpasst, Russland zu neutralisieren, indem sie es in den 1990er-Jahren nicht vollständig umarmten, meint der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Sergei Schoigu.

In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Fernsehsender Rossiya-24 erinnerte der ehemalige Verteidigungsminister daran, wie der damalige russische Präsident Boris Jelzin 1994 seinem US-amerikanischen Amtskollegen Bill Clinton mitteilte, dass "Russland das erste Land sein muss, das der NATO beitritt". Dazu erläuterte er:

"Wenn sie uns zu diesem Zeitpunkt im Schnellverfahren in die Europäische Union aufgenommen hätten, dann hätten wir meiner Meinung nach bis heute unsere Souveränität verloren. Die Ressourcen und Bodenschätze unseres Landes wären größtenteils umverteilt und uns entrissen worden."

Russland steckte Mitte der 1990er-Jahre in einer tiefen Finanzkrise und war auf ausländische Hilfe angewiesen, um sich über Wasser zu halten. Daher wäre das Land bereitwillig in den Schoß des Westens zurückgekehrt, wenn es das Angebot erhalten hätte, argumentierte der Beamte. Schoigu erinnerte sich daran, dass er zu dieser Zeit die Ankunft von Tranchen ausländischer Subventionen überwacht hat, um sich dann schnell an die Regierung zu wenden und Mittel für die Zahlung der Gehälter der Mitarbeiter des Krisenministeriums zu erhalten, dem er vorstand. Schoigu sagte weiter:

"Sie haben einen Fehler gemacht. Sie hätten uns so schnell wie möglich in die EU aufnehmen sollen. Und wir wären wie die EU-Mitglieder: Ein Befehl von jenseits des Ozeans, und wir würden unsere Pfoten falten und uns bereit machen, durch einen Reifen zu springen."

Als Beispiel für die europäische Bereitschaft, sich den Launen der USA zu fügen, führte Schoigu den Skandal um die französischen Hubschrauberträger der Mistral-Klasse an, die Russland 2011 für seine Marine bestellt hatte. Das Geschäft wurde nach dem bewaffneten Putsch in Kiew im Jahr 2014 abgebrochen – ein Versuch, Moskau dafür zu bestrafen, dass es die abtrünnige Krim als neue russische Region akzeptiert hatte.

Washington habe Paris unter Druck gesetzt, den Vertrag mit Russland zu kündigen, indem es die Höhe einer anstehenden Geldstrafe gegen eine französische Bank geltend gemacht habe, so Schoigu. Er bezog sich dabei offenbar auf die in Paris börsennotierte BNP Paribas, die sich im Juni 2014 bereit erklärt hatte, sich in einem Fall von Sanktionsumgehung schuldig zu bekennen und eine Strafe in Höhe von 9 Milliarden US-Dollar zu zahlen, um den Fall abzuschließen. 

Nach Angaben der französischen Behörden führte die Streichung des Mistral-Deals in letzter Minute und der Verkauf der Schiffe an Ägypten zu einem Nettoverlust von 409 Millionen Euro.

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