International

"Bedauerlicher Vorfall" – USA schießen türkische Drohne über Syrien ab

In Syrien ist es zu einem militärischen Zwischenfall zwischen den USA und der Türkei gekommen. Beide Länder bestätigten den Abschuss einer türkischen Drohne durch ein Kampfflugzeug der USA im Nordwesten Syriens. Es ist der erste Abschuss eines türkischen Flugobjekts durch die USA.

Das US-Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstag, dass US-Streitkräfte eine "bewaffnete türkische Drohne" abgeschossen haben. Die Drohne soll in der Nähe von US-Truppen in Syrien operiert haben. Nach Angaben aus dem Pentagon ist es das erste Mal, dass die USA ein Flugobjekt des NATO-Verbündeten Türkei abgeschossen haben.

Ein Beamter des türkischen Verteidigungsministeriums sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die abgeschossene Drohne nicht den türkischen Streitkräften gehöre, ohne jedoch weitere Details zu nennen. Bekannt ist jedoch, dass der türkische Geheimdienst nach einem Bombenanschlag in Ankara am vergangenen Wochenende Angriffe auf kurdische Ziele in Syrien durchführte, wie eine türkische Sicherheitsquelle am Donnerstag bestätigte.

Demnach soll das türkische Militär in der Nacht zum Donnerstag bei Luftangriffen 30 kurdische Ziele in Nordsyrien zerstört haben. Darunter sollen sich eine Ölquelle, ein Lager sowie Unterstände befinden. Laut dem türkischen Verteidigungsministerium sollen auch "zahlreiche kurdische Kämpfer neutralisiert" worden sein.

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, der Brigadegeneral Pat Ryder, erklärte am Donnerstagabend, dass türkische Drohnen am Donnerstagmorgen im syrischen al-Hasaka etwa ein Kilometer von den US-Truppen entfernt bei Luftangriffen gesehen worden seien. Einige Stunden später soll sich eine türkische Drohne bis auf weniger als einen halben Kilometer den US-Truppen genähert haben. Das US-Militär habe sie als Bedrohung eingestuft und von F-16-Kampfjets abschießen lassen, sagte der Sprecher. "Das ist sicherlich ein bedauerlicher Vorfall", fügte Ryder hinzu:

"Wir haben keine Hinweise darauf, dass die Türkei absichtlich auf die US-Streitkräfte abzielte."

Al-Hasaka liegt im Nordosten Syriens, und die hauptsächlich kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG; kurdisch Yekîneyên Parastina Gel) zählen zu den Verbündeten der sogenannten "US-geführten Koalition gegen den Islamischen Staat". US-Verteidigungsminister Lloyd Austin soll nach dem Vorfall mit seinem türkischen Amtskollegen gesprochen haben. Laut Ryder sei das Gespräch "fruchtbar" verlaufen.

Das türkische Verteidigungsministerium teilte auf der Social-Media-Plattform X mit, dass "die Türkei zu einem gemeinsamen Kampf mit den USA gegen den Islamischen Staat bereit ist". Weiter hieß es:

"Beide Minister betonten die Bedeutung einer engen Koordinierung der amerikanischen und türkischen Elemente bei den Aktivitäten in der Region."

Auch der Vorsitzende des US-Generalstabs General Charles Q. Brown soll sich mit seinem türkischen Amtskollegen ausgetauscht haben. Dabei ging laut einer Erklärung des US-Militärs um "die Notwendigkeit, gemeinsame Dekonfiszierungs-Protokolle zu befolgen, um die Sicherheit unseres Personals in Syrien zu gewährleisten".

Die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei sind angespannt, da von Washington, D.C. weiterhin versucht wird, Ankara dazu zu drängen, den NATO-Beitritt Schwedens zu ratifizieren.

Obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika noch nie ein türkisches Flugobjekt abgeschossen haben, gab es in der Vergangenheit schon einige gefährliche Zwischenfälle. So gerieten im Jahr 2019 die US-Truppen in Nordsyrien unter Artilleriebeschuss aus türkischen Stellungen.

Die mit den USA verbündeten syrischen kurdischen Kräfte erklärten, bei türkischen Angriffen seien seit dem Bombenanschlag in Ankara acht Menschen getötet worden. Die Unterstützung der USA für die kurdischen Kräfte in Nordsyrien führt schon lange zu Spannungen mit der Türkei, die diese als einen Flügel der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betrachtet. Die PKK hatte sich zu dem Anschlag vom Sonntag in Ankara in der Nähe von Regierungsgebäuden bekannt.

Am Mittwoch erklärte die Türkei, die beiden Attentäter seien aus Syrien gekommen. Bei dem Bombenanschlag wurden beide Angreifer getötet und zwei Polizeibeamte verwundet. Die sogenannten Syrischen Demokratischen Kräfte, also die von den USA unterstützten kurdisch geführten Streitkräfte, bestritten jedoch, dass die Bombenleger ihr Gebiet durchquert hätten.

Am Donnerstag sagte ein namentlich nicht genannter Beamter des türkischen Verteidigungsministeriums, die Türkei könnte eine Bodenoperation in Syrien in Betracht ziehen. Die Türkei ist bereits mehrfach in Nordsyrien gegen die syrischen Kurden der YPG vorgegangen. Der namentlich nicht genannte türkische Beamte sagte gegenüber Reuters:

"Unser einziges Ziel ist es, die terroristischen Organisationen zu eliminieren, die eine Bedrohung für die Türkei darstellen. Eine Bodenoperation ist eine der Möglichkeiten, diese Bedrohung zu beseitigen, aber sie ist nicht die einzige Option für uns."

Kurdische Sicherheitskräfte im Nordosten Syriens erklärten, die Türkei habe am Donnerstag eine Reihe von Angriffen gestartet, bei denen mehr als 15 Drohnen in den Luftraum der Region eingedrungen seien und Ziele wie Infrastruktur sowie Gas- und Ölstationen getroffen hätten. Bei den Angriffen sollen sechs Mitglieder der eigenen Sicherheitskräfte im Nordosten Syriens und zwei Zivilisten bei zwei getrennten Angriffen getötet worden sein.

Später am Donnerstag sollen kurdische Kräfte einen türkischen Militärstützpunkt in Nordsyrien mit Raketen angegriffen und fünf Polizisten und drei Soldaten verletzt haben, wie die private türkische Nachrichtenagentur DHA berichtete.

Laut türkischen Beamten werden alle Infrastruktur- und Energieanlagen im Irak und in Syrien von der PKK und der YPG kontrolliert und seien folglich "legitime militärische Ziele". Ein namentlich nicht genannter Beamter des türkischen Verteidigungsministeriums sagte gegenüber Reuters:

"Die PKK und die YPG sind ein und dieselbe terroristische Organisation, sie sind überall unser legitimes Ziel. Die Türkei hat in der Vergangenheit Operationen durchgeführt, wann immer und wo immer es nötig war, und diese Operationen werden fortgesetzt, wenn es wieder nötig ist."

Die Türkei warnte die Streitkräfte von Drittländern, sich von Orten fernzuhalten, die von der PKK und den YPG kontrolliert werden.

"Wir rufen alle Parteien, insbesondere unsere befreundeten und verbündeten Länder, auf, sich von diesen Terroristen fernzuhalten. Dies ist nur eine Mahnung. Es liegt an ihnen, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen", sagte der namentlich nicht genannte türkische Sicherheitsbeamte.

Mehr zum ThemaNach Terroranschlag in Ankara: Türkische Luftwaffe bombardiert Ziele im Nordirak

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.