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Nach Ehrung eines ukrainischen Nazis in Kanada: Polen fordert Gerechtigkeit für Mord an Polen

Indem der polnische Botschafter in Kanada Witold Dzielski die Aufmerksamkeit auf die von Nazidivisionen an Polen verübten Verbrechen lenkt und sich der polnische Bildungsminister Przemysław Czarnek für die Auslieferung von Altnazis einsetzt, zeigt Polen seine Entschlossenheit, dass die ganze Welt die dunkle Wahrheit über die "Helden" der Ukraine erfährt.
Nach Ehrung eines ukrainischen Nazis in Kanada: Polen fordert Gerechtigkeit für Mord an Polen© Ernst Weingartner / www.imago-images.de

Von Andrew Korybko

Der polnisch-ukrainische Streit, der Mitte September entfacht wurde, hat eine internationale Dimension erreicht, nachdem Kanada letzte Woche im Parlament einen ukrainischen Nazi ehrte, dessen Division an dem Völkermord an Polen beteiligt war. Der polnische Botschafter Witold Dzielski übernahm die Führung und forderte eine Entschuldigung – aber alles, was er zunächst erhielt, war eine Entschuldigung von Anthony Rota als Sprecher des Unterhauses gegenüber Juden, aber nicht an Polen gerichtet. Dies veranlasste Dzielski, sich darüber zu beschweren, dass sein Volk ausgelassen wurde. Dies bezeichnete er er als "zutiefst verletzend", nachdem sechs Millionen von ihnen im Zweiten Weltkrieg ermordet worden waren.

Dies war jedoch keineswegs die letzte Reaktion aus Warschau, denn zeitgleich forderte der stellvertretende Außenminister Arkadiusz Mularczyk den Rücktritt von Rota von seinem Posten im kanadischen Parlament. Der polnische Minister für Bildung und Wissenschaft Przemysław Czarnek hingegen enthüllte sogar, er habe noch am Wochenende Schritte unternommen, um die Auslieferung des den Eklat ausgelösten ukrainischen Nazis zu erwirken. Obwohl Präsident Andrzej Duda versucht hat, die Spannungen mit der Ukraine nach der rasanten Abfolge der Ereignisse in der letzten Woche herunterzuspielen, lässt sich nicht leugnen, dass dieser jüngste Skandal mit dem zunehmend vielschichtigen Streit zwischen den beiden Ländern zusammenhängt.

Immerhin wurde der betreffende ukrainische Nazi von Rota als ein "Held" bezeichnet, der "für die Unabhängigkeit kämpfte" und vom kanadischen Premierminister Justin Trudeau, dessen Gast Selenskij und allen anderen Anwesenden in diesem Saal stehend mit Beifall bedacht wurde. Wie sehr die Kanadier auch versuchen, sich dumm zu stellen, indem sie behaupten, sie seien sich seiner Geschichte nicht bewusst, der ukrainische Anführer im Saal wusste sehr wohl, dass die einzigen sogenannten "Freiheitskämpfer" in der Ukraine während des Zweiten Weltkriegs Nazi-Kollaborateure waren.

Er war so sehr in den Moment vertieft, dass er sogar aus Stolz die Faust in die Luft ballte, als er hörte, dass einer der Vorväter seiner faschistischen Bewegung gekommen war, um seinen Auftritt vor dem Parlament zu sehen. Das blieb auch den Polen nicht verborgen, die sich darüber empörten, dass Selenskij denselben Mann bejubelte, dessen Division ihre Vorfahren ermordet hatte. Viele verachteten bereits die Verherrlichung dieser Kriegsverbrecher durch sein Regime, drückten aber bisher aus "politischer Bequemlichkeit" ein Auge zu, weil Kiew den Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland führt.

Der polnische Unmut über den profaschistischen Geschichtsrevisionismus der Ukraine kochte also bereits vor der Ehrung dieses Nazis durch Selenskij hoch, aber das scheint der sprichwörtliche Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Obwohl die Behörden ihn nicht offen verurteilen, um die bilateralen Spannungen zumindest vorläufig noch unter Kontrolle zu halten, kann ihre außerordentlich starke Reaktion auf diesen Skandal teilweise auch als gegen ihn persönlich gerichtet interpretiert werden.

Die Polen wären immer noch verärgert gewesen, wenn Selenskij nur leicht applaudiert hätte, nachdem er gezwungen war, auf den angeblich unerwarteten Schritt des Unterhaus-Sprechers zu reagieren, diesen ukrainischen Nazi zu feiern. Aber was sie wirklich störte, war, wie enthusiastisch er ihn dann bejubelte, obwohl er seine Geschichte kannte. Indem Polen als Staat nun die Aufmerksamkeit auf die Verbrechen lenkt, die diese Nazi-Division an Polen begangen hat, wie es Dzielski getan hat, und auf Auslieferung drängt, wie es Czarnek versucht, zeigt sich, dass das Land nun möchte, dass die ganze Welt endlich die dunkle Wahrheit über die "Helden" der Ukraine erfährt.

Beobachter sollten auch nicht vergessen, dass am 15. Oktober die nächsten Parlamentswahlen in Polen anstehen. Das könnte ebenfalls eine Rolle dabei gespielt haben, warum die Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) endlich die Interessen Polens im Ausland vertritt, sei es gegenüber der Ukraine oder in Deutschland, nachdem sich der deutsche Bundeskanzler gerade in die bevorstehende Wahl eingemischt hat. Wäre nicht gerade ein hitziger Wahlkampf im Gange, so bliebe es unklar, ob sich die PiS selbst angesichts der jüngsten Provokationen zu Wort gemeldet hätte oder ob sie doch lieber geschwiegen hätte.

Auf jeden Fall freuen sich viele Polen, dass ihre Führung nun so heftig auf Kanadas beschämende Feier für den Nazi reagiert, dessen Division ihre Vorfahren ermordet hat – vor allem nachdem Selenskij in Solidarität mit diesem wahrscheinlichen Kriegsverbrecher auch noch seine Faust erhoben hat. Nachdem sogar Rota gerade zurückgetreten ist und sich für den Schmerz entschuldigt hat, den er den Überlebenden der Nazi-Gräueltaten in Polen zugefügt hat, hoffen sie, dass der Altnazi bald ausgeliefert wird, obwohl es keine Garantie dafür gibt, dass dies geschieht.

Selenskij aber wird sich nicht dafür entschuldigen, diesem alten Faschisten applaudiert zu haben.

Daher könnte dieser Moment im Nachhinein ein Wendepunkt sein, wenn es darum geht, die Wahrnehmung der westlichen Massen über den NATO-Stellvertreterkrieg gegen Russland in der Ukraine zu verändern. Bis zu diesem Skandal war es "politisch unkorrekt", über die Beziehung des ukrainischen Regimes zum sogenannten "Nationalsozialismus" zu sprechen, weil das als sogenannte "prorussische Verschwörungstheorie" abgetan wurde. Nach den jüngsten Ereignissen und der außerordentlich scharfen Reaktion Polens besteht kein Zweifel mehr am Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen.

Damit soll nicht gesagt werden, dass die westliche Öffentlichkeit als Ganzes nun Kiew zugunsten Russlands fallen lassen wird, sondern nur, dass sich nun viel mehr Menschen bewusst werden, dass die von ihnen bevorzugte Seite in diesem Konflikt nicht so unschuldig ist, wie man bisher dachte. Konkret könnte dies dazu beitragen, die Ermüdung zu verstärken, die viele von ihnen angesichts der Möglichkeit, diesen Stellvertreterkrieg auf unbestimmte Zeit zu finanzieren, bereits verspüren. Infolgedessen könnten sie gegenüber pragmatischen Vorschlägen einiger Politiker aufgeschlossener sein, die Hilfe für die Ukraine zu reduzieren.

Unabhängig davon, was folgt, nachdem Kanada gerade einen ukrainischen Nazi gefeiert hat, dessen Division den Völkermord an den Polen verübt hat, wird die Forderung Polens nach Gerechtigkeit für Kiew zu einem Albtraum in Sachen Soft Power werden. Die ganze Welt erfährt nun die dunkle Wahrheit über die "Helden" dieses Landes, was das Land und Selenskij in ein schlechtes Licht rückt, vor allem nachdem er dem SS-Mann so enthusiastisch applaudiert hat, obwohl er wusste, auf welcher Seite der gekämpft hatte. Die Katze ist aus dem Sack – und es ist kein Tabu mehr, über die Verherrlichung des Nazismus durch die moderne Ukraine zu sprechen.

Übersetzt aus dem Englischen

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung spezialisiert hat.

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