"Philanthrop" Soros warnt: Ukraine-Krieg lenkt vom Klimawandel ab
Die Welt verändert sich in rasantem Tempo, aktuell geht der Blick vor allem in die Ukraine. Dabei liege die wichtigste Krise woanders, sagt George Soros. In einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag für den Irish Examiner mahnte der "Philanthrop" und Spekulant, die Welt müsse sich auf ihr "größtes Problem" – den Klimawandel – vorbereiten. Soros betonte, dass das weltweite Klima stark von dem abhängig sei, was in der nördlichen Polarregion passiere. Das dortige Klimasystem werde demnach meist getrennt vom globalen betrachtet. Diese Trennung, glaubt Soros, sei wegen zunehmender menschlicher Eingriffe in die Natur jedoch nicht mehr gegeben.
"Früher wehten die Winde in vorhersehbarer Richtung gegen den Uhrzeigersinn." Nun ströme die kalte Luft aus der nördlichen Polarregion allerdings heraus und werde durch aus anderen Regionen angesaugte warme Luft ersetzt. Diese Veränderung hat laut Soros dazu geführt, dass sich die Arktis in den vergangenen vier Jahrzehnten "viermal schneller erwärmt hat als der Rest der Welt". In diesem Zusammenhang verwies der Milliardär auf eine Rede, die er vor rund einem Monat auf der Münchner Sicherheitskonferenz gehalten hatte. "Seit meiner Rede sind die Temperaturen in der Polarregion um mehr als 20 Grad über den Normalwert gestiegen. Das hat zu neuen Temperaturrekorden geführt und die Besorgnis über das Tempo des Abschmelzens des grönländischen Eisschilds verstärkt", behauptete Soros. Daher sei es wichtig, dass das Klimaproblem wieder mehr Beachtung finde.
"Dafür muss sich aber erst mal ein anderes Problem lösen."
Denn der Finanzier ist der Überzeugung, dass der Krieg in der Ukraine die Staats- und Regierungschefs der Welt von diesem gewichtigen Thema ablenkt. Soros selbst zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass der Konflikt sie nicht mehr lange beschäftigen wird, da Russlands Niederlage seiner Ansicht nach "unvermeidlich" sei. "Ich bin mir natürlich bewusst, dass eine Reihe seriöser Publikationen Artikel veröffentlicht haben, die ein viel düstereres Bild vom Verlauf des Krieges zeichnen. Wie lassen sich diese mit meiner optimistischen Sichtweise in Einklang bringen? Nur indem man eine erfolgreiche Desinformationskampagne unterstellt", so Soros.
Laut dem Investor wünsche sich Präsident Wladimir Putin einen Waffenstillstand, wolle dies aber "nicht zugeben". "Der chinesische Präsident Xi Jinping sitzt im selben Boot", erklärte er. Fraglich sei jedoch, ob US-Präsident Joe Biden jene angebliche Gelegenheit zur Aushandlung eines Waffenstillstands auch ergreifen werde, "denn er hat versprochen, dass die USA nicht hinter dem Rücken von Selenskij verhandeln werden". Doch Soros denkt offenbar weiter und vor allem strategischer als der US-Präsident. Im Mittelpunkt seiner Idee steht "die Niederlage des russischen Imperialismus".
So könnten es die auf die Wahrung ihrer Unabhängigkeit erpichten Länder des ehemaligen Sowjetimperiums seiner Ansicht nach kaum erwarten, dass die russische Armee in der Ukraine "vernichtet" wird. "Dann wird Putins Traum von einem wiedererstandenen russischen Imperium platzen und keine Bedrohung mehr für Europa darstellen", behauptete der Milliardär. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 spaltete sich die nukleare Supermacht in 15 unabhängige Republiken auf, wobei Russland nach wie vor die mit Abstand mächtigste von ihnen und Besitzer des größten Atomwaffenarsenals der Welt ist.
Doch auch diese Tatsache blendet Soros aus. Demnach sei die Niederlage des russischen Imperialismus bereits gewiss, auch wenn sie weitreichende Folgen haben werde. "Für offene Gesellschaften wird dies eine enorme Erleichterung bedeuten, für geschlossene Gesellschaften hingegen immense Probleme mit sich bringen. Vor allem aber wird diese Entwicklung der Welt ermöglichen, sich auf ihr größtes Problem zu konzentrieren: den Klimawandel."
Im Beitrag betonte Soros weiter, dass "die meisten der wichtigen Vorhersagen, die ich (auf der Münchner Sicherheitskonferenz) vor einem Monat über den Krieg gemacht habe – einschließlich der, dass eine starke ukrainische Frühjahrsoffensive das Blatt entscheidend wenden wird –, wahrscheinlich wahr werden". Soros gehört mit einem Vermögen von knapp 25 Milliarden Dollar zu den reichsten und somit auch einflussreichsten Menschen der Welt. In den vergangenen Jahrzehnten spendete er große Summen seines Privatvermögens an zivilgesellschaftliche Organisationen.
Bei seinen Kritikern ist er dagegen insbesondere für seine charakterlichen Eigenarten berüchtigt, die dieser selbst in seinem bereits 1987 erschienenen Buch "Die Alchemie der Finanzen" offenlegt: "Ich habe schon immer eine überhöhte Sicht der Bedeutung meiner selbst gehegt. Um es unverblümt zu sagen, ich habe mich gern als eine Art Gott gesehen oder einen wirtschaftlichen Reformer wie Keynes, oder noch besser, wie Einstein. Mein Realitätssinn war stark genug, dass ich verstand, dass diese Erwartungen überzogen waren und so verbarg ich sie, schuldbewusst, wie ein Geheimnis", schrieb der Milliardär über sich selbst. Und:
"Das war eine Quelle schwerwiegenden Unglücklichseins während eines Großteils meines Erwachsenenlebens. Während ich in dieser Welt meinen Weg ging, kam die Wirklichkeit nahe genug an meine Fantasie heran, um mir zu erlauben, mein Geheimnis einzugestehen, zumindest mir selbst. Überflüssig anzumerken, dass ich dadurch glücklicher bin."
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