Rosneft-Chef: Auf dem Energiemarkt gibt es keine Regeln mehr
Der Chef des russischen Energiekonzerns Rosneft, Igor Setschin, hat am 27. Oktober am 15. Veroneser Eurasischen Wirtschaftsforum teilgenommen. Bei der Veranstaltung, die dieses Jahr in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ausgetragen wird, äußerte sich der Konzern-Leiter zu den aktuellen Herausforderungen im Bereich Energie. Unter anderem ging er auf die Ursachen der jetzigen Energiekrise ein und erläuterte die Stellung Russlands auf dem Energiemarkt.
Ursachen der Energiekrise
Setschin bezeichnete die schwere Situation auf den Energiemärkten als künstlich. Deren Auslöser sei weder der Ukraine-Konflikt noch die Pandemie, sondern ein riesengroßer Investitionsmangel in der Branche. Die Ursachen für diesen Mangel seien die unverantwortliche und abenteuerliche grüne Politik und antirussische Sanktionen.
Die enormen Investitionen in die grüne Energie auf Kosten der traditionellen seien nicht effektiv gewesen, sagte Setschin. Der Anteil der alternativen Energiequellen sei seit den letzten sieben Jahren nur um drei Prozentpunkte gestiegen – bei Investitionen in Höhe von etwa 2,6 Trillion US-Dollar.
"Zurzeit gibt es keine Technologien, die für einen wirklich effizienten Übergang von der traditionellen zur kohlenstofffreien Energiewirtschaft notwendig sind."
Setschin fügte hinzu, dass sich das weltweite Energiedefizit mit den bestehenden Tendenzen bis zum Jahr 2030 versiebenfachen werde. Um das zu vermeiden, müsse man Investitionen in die traditionelle Energie um durchschnittlich 100 Milliarden US-Dollar jährlich erhöhen. Im Fall der Ölbranche seien es 44 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Antirussische Handlungen
Mit Blick auf die Handlungen des Westens gegen Russland kritisierte Setschin insbesondere einen möglichen Preisdeckel für russisches Öl und Gas. Ihm zufolge sei diese Maßnahme nicht nur ein Versuch, die Grundlagen des Markts zu zerstören, sondern auch die Grundlagen der Souveränität zu untergraben und souveränes Recht der Länder auf eigene Ressourcen abzuschaffen. Als Folge sei der einheitliche Energiemarkt zerstört.
"Es gibt keinen einheitlichen Energiemarkt mehr. Es gibt keine Regeln."
Darüber hinaus sei die Idee, Russland aus der Weltwirtschaft zu vertreiben, absurd und illusorisch.
"Ausmaß und Rolle der russischen Wirtschaft in der globalen Arbeitsteilung wurde traditionell vom Westen unterschätzt. Der Anteil von zwei Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts ist ein Mythos. Wenn wir nicht den Devisenkurs, sondern die Kaufkraftparität berücksichtigen, macht die russische Wirtschaft schon vier bis fünf Prozent aus. Wenn wir den Anteil der Dienstleistungen berücksichtigen, geht es schon um bis zu 70 Prozent des BIP der USA. Dienstleistungen sind wichtig, aber nicht dann, wenn man keine Energiequellen und Nahrungsmittel hat. Der russische Anteil an den Lieferungen der wichtigsten Rohstoffe beträgt bis zu 15 Prozent."
Der Rosneft-Chef hob besonders hervor, dass die Stabilität der russischen Wirtschaft dadurch gewährleistet werde, dass sie genug eigene Ressourcen habe und sich darauf stütze.
US-Bedrohung für Europa
In seiner Rede kritisierte Setschin die westlichen Sanktionen gegen Russland. Die Restriktionen stellten eine Zerstörung des Gesellschaftsrechts und eine völlige Vernichtung der Marktgrundlage dar. Als Paradebeispiel führte der Rosneft-Chef den Energiemarkt an. Mit Blick auf die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 sagte Setschin:
"Der Sanktionsdruck erreichte seinen Höhepunkt und mündete nun gar in der Sabotagetätigkeit."
Der Konzernleiter verwies auf die Worte von US-Präsident Joe Biden, der zuvor erklärt hatte, dass die USA dank ihrer Diplomatie, die mit der weltweit besten Schlagkraft verstärkt sei, weiterhin die führende Rolle in der Weltarena spielten. Setschin äußerte die Meinung, dass die USA nun für die Aufrechterhaltung ihrer Hegemonie kämpften, weil ein Verlust ihrer Vorherrschaft das Fortbestehen der USA als Land, Wirtschaft und Politik-System unmöglich machen würde.
"Zuerst fiel Europa, das seine Subjekthaftigkeit eingebüßt hatte, der US-Politik zum Opfer."
Nun habe die EU keine Möglichkeit mehr, ihre Gasimporte zu diversifizieren. Um die Verbraucher vor seinen eigenen antirussischen Sanktionen zu schützen, werde Brüssel bis zum Jahreswechsel etwa eine Billion Euro ausgeben müssen. Der Verzicht auf die russischen Gaslieferungen bedrohe jetzt ungefähr 16 Millionen Arbeitsplätze.
Wendung nach Osten
In Bezug auf die russischen Erdölexporte sprach Setschin von einer strategischen "Wendung nach Osten". Sie sei durch die Entwicklung der jeweiligen Infrastruktur möglich geworden. Nun steigere Russland konsequent seine Energie-Lieferungen in den asiatisch-pazifischen Raum. Im Jahr 2021 habe das Land allein nach China und Indien mehr als 80 Millionen Tonnen Erdöl ausgeführt. Russlands Anteil an den indischen Brennstoffimporten sei im April und Mai 2022 auf das 2,5-Fache auf bis zu vier Prozent gestiegen.
"Zusammen mit indischen Unternehmen setzt Rosneft drei große Förderprojekte auf dem Territorium Russlands um."
Der Rosneft-Chef teilte mit, dass sein Unternehmen der größte russische Investor in die indische Wirtschaft sei.
Unabhängigkeit von "unfreundlichen" Finanzzentren
Abschließend rief Setschin dazu auf, auf eine wirtschaftliche Zusammenwirkung "ohne Rücksicht auf 'unfreundliche' Finanzzentren" umzuschalten. Vorrangig sei die Organisation von Clearingzahlungen, denen sich später andere interessierte Länder anschließen könnten.
"Südost- und zentralasiatische Länder, Lateinamerika und Afrika setzen immer mehr auf die Koordinierung und Stärkung ihres Verhältnisses mit Russland, China und Indien."
Der Rosneft-Chef forderte die zuständigen Aufsichtsbehörden in Russland auf, in diesem Bereich aktiver zu agieren.
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