Wirtschaft

Krisen- und Insolvenzticker: Stellenabbau bei Automobilzulieferern geht weiter

Die deutsche Wirtschaft kriselt. Unter dem Druck dramatisch steigender Energiekosten und anderer ungünstiger Rahmenbedingungen sind seit 2022 tausende Unternehmen insolvent gegangen. Wir fassen in diesem Ticker die wichtigsten Entwicklungen und Neuigkeiten zusammen.
Krisen- und Insolvenzticker: Stellenabbau bei Automobilzulieferern geht weiterQuelle: www.globallookpress.com © Marijan Murat
  • 11.12.2023 15:20 Uhr

    15:20 Uhr

    1.500 Stellen verschwinden bei Bosch

    Der größte Automobilzulieferer der Welt plant nach Berichten der Automobilwoche, im kommenden Jahr 1.500 Stellen einzusparen. Betroffen sind die Standorte Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen.

    Die Stellen sollen nicht über betriebsbedingte Kündigungen, sondern über Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen abgebaut werden, heißt es vom Unternehmen und seinem Betriebsrat. Im Sommer erst hatte Bosch zugesichert, bis 2027 keine Kündigungen im Automobilbereich vorzunehmen.

    Allerdings trifft dieser Arbeitsplatzabbau ausgerechnet den Unternehmensbereich, der üblicherweise zuletzt angetastet wird: die Sparte Forschung und Entwicklung. Die Aussage einer Unternehmenssprecherin dazu: "Wir haben mit deutlich größeren Herausforderungen zu kämpfen als noch zu Jahresbeginn erwartet."

    Kürzungen im Bereich Entwicklung sind immer ein sehr schlechtes Zeichen, weil sie darauf hindeuten, dass die Gesamtprognose für die Aussichten des Unternehmens sehr ungünstig ist. Es kann ein erstes Anzeichen für einen völligen Rückzug aus einem ganzen Sektor sein.

  • 6.12.2023 12:14 Uhr

    12:14 Uhr

    Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe bricht ein

    Der reale Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist im Oktober 2023 gegenüber dem September saison- und kalenderbereinigt um 3,7 Prozent gesunken. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Mittwoch hervor.

    Im Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang von August bis Oktober 2023 um 4,6 Prozent niedriger als in den drei Monaten davor. Besonders zu Buche schlug die Entwicklung im Maschinenbau. Hier sanken die Aufträge im Oktober saison- und kalenderbereinigt um 13,5 Prozent. Auch die Auftragsrückgänge in der Metall- und der Automobilindustrie trugen zum negativen Gesamtergebnis bei. 

  • 1.12.2023 14:50 Uhr

    14:50 Uhr

    Zwei Drittel aller deutschen Maschinenbauer hat Teile der Produktion ins Ausland verlagert

    Eine aktuelle Deloitte-Umfrage zeigt, dass bereits mehr als zwei Drittel der Firmen (67 Prozent) verlagert haben – in moderatem bis sehr starkem Umfang. Besonders in den wichtigen Branchen Maschinenbau/Industriegüter und Automobil beschleunigt sich diese Entwicklung. 69 Prozent geben hier an, in moderatem bis sehr starkem Umfang ausgelagert zu haben.

    Derzeit verschieben die Unternehmen vor allem wenig komplexe Bereiche wie die Bauteilfertigung ins Ausland. Florian Ploner, Partner bei Deloitte und zuständig für den Industrie-Sektor sagt:

    "Hier findet die Deindustrialisierung bereits in erheblichem Umfang statt. Wenn die Rahmenbedingungen so bleiben, werden sehr wahrscheinlich mehr Unternehmen folgen und zunehmend wichtigere Teile der Wertschöpfung abwandern."

    Auf die Frage nach geplanten Verlagerungen verweisen jeweils ein Drittel der Befragten auf hochwertige Wertschöpfungsteile wie die Produktion im Allgemeinen (33 Prozent) oder die Vormontage (34 Prozent).

    Im Moment zieht es die Unternehmen in etwa gleichen Teilen in andere EU-Länder, nach Asien und vor allem in die USA. 

  • 30.11.2023 15:54 Uhr

    15:54 Uhr

    Signa: Auch SportScheck muss Insolvenzantrag stellen

    Die Schwierigkeiten der Signa-Holding manifestieren sich immer deutlicher. Nun hat die Sportausstatterfirma SportScheck einen Insolvenzantrag gestellt. Auslöser sind ausbleibende Zahlungen von Signa.

    SportScheck war ursprünglich eines der ersten ganz auf Sport spezialisierten Kaufhäuser; das Mutterhaus in München bot auf mehreren Etagen alles – vom Abfahrtsski bis zum Zelt. Dann kam ein Versandhaus hinzu und inzwischen 34 Filialen quer durch Deutschland. Zuletzt wurde das 1946 gegründete Unternehmen im Jahre 2020 von Otto, einst 1991 übernommen, an die Signa-Holding weiterverkauft.

    Ursprünglich sollte die Insolvenz mittels Übernahme durch eine britische Modekette vermieden werden. Jetzt heißt es, die Frasers Group wolle weiter übernehmen, aber erst einmal das Insolvenzverfahren abwarten. Das ergibt nur Sinn, wenn sich Frasers Hoffnung macht, nach einer Insolvenz noch günstiger einsteigen zu können.

    Sowohl die Filialen wie auch der Onlinehandel sollen während des Insolvenzverfahrens weiterlaufen. Allerdings sind die Deutschen derzeit gar nicht in überschäumender Konsumlaune, und wie jeder andere Onlinehändler leidet auch SportScheck unter der Konkurrenz von Universal-Onlinehändlern wie Amazon.

  • 29.11.2023 16:58 Uhr

    16:58 Uhr

    Österreichische Eigentümerin der Galeria-Warenhauskette meldet Insolvenz an 

    Die österreichische Signa Holding GmbH des Unternehmers René Benko will noch heute Insolvenz anmelden. Zur Signa-Gruppe gehört auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die letzte verbliebene große Warenhauskette in Deutschland.

    Wie das Unternehmen in Wien am Mittwoch mitteilte, will es einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung stellen. Trotz "erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen" sei es nicht gelungen, die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung sicherzustellen, hieß es in der Meldung.

    Ob und gegebenenfalls welche Auswirkungen die Insolvenz in Österreich auf die bereits stark dezimierte und unter Druck stehende deutsche Warenhauskette haben wird, ist zur Stunde nicht bekannt.

  • 15:41 Uhr

    Wegen schlechter Wettbewerbsfähigkeit: Französischer Reifenhersteller Michelin schließt Werke in Deutschland 

    Der französische Reifenhersteller Michelin schließt bis Ende 2025 seine deutschen Werke für Lkw-Reifen in Karlsruhe und Trier. Als Grund für diese Entscheidung werden "negative Faktoren am Standort Deutschland" angeführt. Zudem behindere günstigere Konkurrenz aus dem Ausland den Verkauf von Reifen aus deutscher Produktion, so ein Unternehmenssprecher am Mittwoch.

    Außerdem kündigte das Unternehmen an, das deutschsprachige Kundenkontaktzentrum von Karlsruhe nach Polen zu verlagern. Der dritte deutsche Michelin-Standort in Homburg bleibe vorerst erhalten, die Produktion von Neureifen und Halbfertig-Produkten werde jedoch auch dort eingestellt. Insgesamt sind von dem Stellenabbau in Deutschland mehr als 1.500 Michelin-Beschäftigte betroffen.

    Michelin ist bereits der zweite Reifenhersteller, der sich aus Deutschland zurückzieht. Mitte November hatte der US-Konzern Goodyear angekündigt, die Reifenproduktion in Fürstenwalde einzustellen und sein Werk in Fulda zu schließen. Bei Goodyear fallen rund 1.800 deutsche Arbeitsplätze weg.

  • 14:30 Uhr

    Deutsche Bank, Ratingagenturen und Internationaler Währungsfonds warnen vor schwerer Krise in Deutschland

    Deutschland ist bei der Entwicklung der Wirtschaftsleistung aktuell das Schlusslicht unter allen Industrieländern und offenbar das einzige Land weltweit, in dem das Bruttosozialprodukt sinkt. So schlecht es für das Land selbst ist, es könnte auch die Entwicklung der Weltwirtschaft gefährden, warnen Experten gleich mehrerer Institutionen und fordern von der Bundesregierung mehr Investitionen. 

    So zitiert die Berliner Zeitung am Mittwoch einen Finanzanalysten der Ratingagentur Scope mit der Aussage, dass "die Investitionen des öffentlichen Sektors in Deutschland über mehrere Jahrzehnte hinweg deutlich niedriger als in anderen großen europäischen Volkswirtschaften" waren. Die Nettoanlageinvestitionen des öffentlichen Sektors in Deutschland beliefen sich in den letzten drei Jahrzehnten durchschnittlich auf nur 0,1 Prozent des BIP pro Jahr, zitiert der Bericht eine aktuelle Analyse der Ratingagentur. Damit blieb Deutschland weit hinter anderen großen Volkswirtschaften wie den Vereinigten Staaten (1,3 Prozent), Spanien (1,2), Großbritannien (0,7), Frankreich (0,6) und Italien (0,2) zurück. Um das auszugleichen, müsste die Bundesregierung jährlich mindestens 30 Milliarden Euro zusätzlich investieren, etwa in die Infrastruktur, den Bau, die Verkehrswege und die Wirtschaftsförderung.

    Auch der Internationale Währungsfonds fordert die Bundesregierung zu Investitionen auf. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa sagte dem Handelsblatt am Freitag:

    "Um Wachstum sicherzustellen, muss Deutschland in seine Infrastruktur, den grünen Umbau der Wirtschaft sowie in die Fähigkeiten seiner Bevölkerung investieren. Wir sprechen hier nicht über triviale Investitionen – vor allem, weil als Nächstes die wirtschaftliche Anpassung an die Künstliche Intelligenz ansteht." 

    Analysten bei "Deutsche Bank Research" schlagen ebenso Alarm. Deutschland dürfte im zweiten Halbjahr eine technische Rezession verzeichnen, warnen sie in dem aktuellen Bericht "2024 Outlook. The Race Against Time". Die durch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts erzwungenen Haushaltskürzungen im nächsten Jahr werden 2024 zu einem Rückgang des Jahreswachstums um zusätzliche 0,2 Prozent führen, schätzen die Analysten. Auch langfristig dürften die Zeiten nicht besser werden:

    "Da das Potenzialwachstum in den nächsten zehn Jahren unter 0,5 Prozent fallen wird, werden die wirtschaftlichen Ressourcen extrem knapp werden, was die sozialpolitischen Risiken erhöht."

  • 27.11.2023 11:00 Uhr

    11:00 Uhr

    Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland steigt

    Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade (bis 2022: Euler Hermes) kommt es in der deutschen Wirtschaft zu mehr Insolvenzen – zunehmend auch bei größeren Firmen. Maxime Lemerle, Insolvenzexperte des Unternehmens, erklärte:

    "Die großen Insolvenzen sind in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020."

    Großinsolvenzen sind für die Allianz Trade Pleiten von Unternehmen, die jährlich mindestens 50 Millionen Euro umsetzen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres verzeichnete das Unternehmen bereits 45 Großinsolvenzen. Im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres waren nur 26 Fälle gezählt worden, 2021 sogar nur 17. Für 2020, das Jahr der Coronakrise, zählte man insgesamt 58 Großinsolvenzen – davon 44 in den ersten neun Monaten.

    Besonders viele Großinsolvenzen gab es im Einzelhandel (zwölf), bei Krankenhäusern (sechs) und im Maschinenbau (fünf). Die Baubranche verzeichnete zwar "nur" drei Großinsolvenzen, war aber insgesamt am schwersten von Insolvenzen betroffen – gefolgt vom Einzelhandel und Dienstleistungssektor.

  • 24.11.2023 20:23 Uhr

    20:23 Uhr

    Deutsche Signa-Tochter ist insolvent

    Die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilien- und Kaufhausunternehmers René Benko rutscht in eine finanzielle Krise. Laut einem Bericht des Magazins Der Spiegel hat die erste Firma des komplexen Gebildes aus weit über 1.000 Firmen Insolvenz angemeldet. Am Freitagnachmittag hat die Signa Real Estate Management Germany beim Amtsgericht Charlottenburg einen offiziellen Antrag auf Konkurs gestellt. Betroffen ist eine Deutschlandtochter der Signa Prime Selection, in der Benko wertvolle Bestandsimmobilien gesammelt hat. Dem Bericht ist weiterhin zu entnehmen, dass Signa wohl mehrere Insolvenzanträge vorbereite. In einem Schreiben heißt es demzufolge:

    "Sehr geehrte Damen und Herren, in unserer Eigenschaft als Geschäftsführer der Signa Real Estate Management Germany GmbH […] beantragen wir ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Antragstellerin wegen Zahlungsunfähigkeit zu eröffnen […]"

    Demnach ist Signa Prime womöglich nicht mehr in der Lage, ihre Tochterfirmen mit ausreichend Finanzmittel zu versorgen. Die Signa Real Estate Germany gehört zu der 100-prozentigen Prime-Tochter Signa Real Estate Management GmbH. Zuletzt war bekannt geworden, dass Signa bis Jahresende Hunderte von Millionen Euro benötigt. Von den Gesellschaftern gibt es dennoch kein frisches Geld.

    Signa gehören unter anderem das Hamburger Hochhausprojekt Elbtower, das Luxuskaufhaus KaDeWe, der Upper West Tower an der Gedächtniskirche in Berlin sowie die Kaufhäuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München.

  • 18:56 Uhr

    Gütersloh: Miele baut Stellen am Stammsitz ab

    Der Hausgeräte-Hersteller Miele muss wegen eines Nachfragerückgangs in seinem Waschmaschinen-Werk in Gütersloh Personal abbauen. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, müsse man "die Produktionsplanung anpassen". Dabei bezog man sich auf die Waschmaschinen-Fertigung am Stammsitz in Gütersloh. In einem Teilbereich des Waschmaschinen-Werks mit 1.300 Beschäftigten wird demnach zum Jahreswechsel von drei auf zwei Schichten umgestellt.

    Das Management will Medienberichten zufolge auf "Freiwilligkeit" setzen: Der Personalabbau in dem Werk soll unter anderem über Abfindungen erfolgen, befristete Verträge sollen zudem nicht verlängert werden. Wie viele Jobs wegfallen sollen, wurde nicht mitgeteilt. Parallel zum nachfragebedingten Personalabbau läuft bei Miele zudem ein mehrjähriges Programm, in dessen Rahmen Jobs im Gütersloher Waschmaschinen-Werk auf lange Sicht wegfallen. In einem 2019 eröffneten Standort in Polen werden hingegen Jobs aufgebaut.

    In der Corona-Krise gehört Miele noch zu den Gewinnern, da die Menschen Lockdown-bedingt nicht auf Reisen gingen, sondern vermehrt in ihr Zuhause investierten. Davon profitierte das Unternehmen als Hersteller von Waschmaschinen, Trocknern und Staubsaugern, doch seit dem vergangenen Jahr bekommt auch Miele die hohe Inflation und die schwächelnde Konjunktur zu spüren. Der Konzern hat weltweit rund 23.000 Beschäftigte, etwa die Hälfte davon in Deutschland. In Gütersloh arbeiten rund 5.600 Menschen für das Unternehmen.

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