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"Ein idiotischer Kriecher ist schlimmer als ein Feind" – Reaktionen auf Sikorskis Tweet-Löschung

Den Tweet des polnischen Politikers Radosław Sikorski werteten viele als Eingeständnis der US-Urheberschaft beim Angriff auf Nord Stream 1 und 2. Die Löschung seines Tweets stößt im Internet auf noch mehr Spott. In Polen steht Sikorski nun im Kreuzfeuer der Kritik.
"Ein idiotischer Kriecher ist schlimmer als ein Feind" – Reaktionen auf Sikorskis Tweet-LöschungQuelle: www.globallookpress.com

"Initiative ist strafbar" – diesen sarkastischen Spruch über Beamtengehorsam kennt jeder in Russland. Die "Arbeitshypothese" des polnischen EU-Abgeordneten und ehemaligen Außenministers Radosław Sikorski über die mutmaßliche Urheberschaft des Sabotageaktes gegen beide Nord-Stream-Pipelines hatte man in Russland von Anfang an als ungewolltes "Schuldeingeständnis" des Pro-US-Politikers bewertet. Nun, da er seinen berühmten Tweet "Thank you, USA" löschte, erntete Sikorski von russischen Internet-Nutzern zusätzlichen Spott. 

"Es ist seit Langem bekannt, dass nur ein unternehmungslustiger Narr gefährlicher ist als ein Narr", erklärte beispielsweise Wiktor.

"Das Internet merkt sich alles. Der Tweet wird gelöscht, aber Kopien bleiben erhalten. Es steht alles in den Akten. Manuskripte brennen nicht!", antwortete Satori.

"Wahrscheinlich hat er von seinen Herren in Übersee einen Klaps auf die Finger bekommen!", schrieb A. D.

"Ein idiotischer Kriecher ist schlimmer als ein Feind", ironisiert Michail T.

Der Politkommentator Armen Gasparjan kommentierte in Anspielung auf einen möglichen "Parteiausschluss" Sikorskis nur knapp: 

"Unter Androhung eines 'Parteibuchs auf dem Tisch'."

Sikorski als "Kreml-Agent"?

Am Dienstag hatte Sikorski den USA für die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines gedankt und seinen Tweet mit einem Foto der Unfallstelle und dem Hashtag #Nordstream versehen. Sikorskis Erklärung stieß in Polen auf Kritik und wurde als höchst verantwortungslos bezeichnet. Warschau forderte außerdem, dass die Finanzierungsquellen des Politikers, die über seine Einkünfte als Europaabgeordneter hinausgehen, überprüft werden. Nun steht er im Verdacht, im Sinne der "Kreml-Propaganda" tätig zu sein. 

Das ist allerdings wenig glaubwürdig, denn Sikorski ist seit Langem ein Gegner der Nord-Stream-Leitungen und gegenüber Russland ein Falke. Am 31. Januar – also noch vor Beginn der russischen Militäroperation – hatte er in einem Gastkommentar für den Spiegel für mehr Waffenlieferungen an die Ukraine geworben: "Wer gegen Waffen für die Ukraine ist, ist für Krieg."

Darüber hinaus ist Sikorski seit 1992 mit der einflussreichen britisch-US-amerikanischen Journalistin Anne Applebaum verheiratet. Sie gilt als eine der härtesten Putin-Gegnerinnen und Lobbyistin des angloamerikanisch dominierten Globalismus. 

Morawiecki: "Signal aus Russland"

Polnische Offizielle legen die angebliche Schuld Russlands am Sabotageakt nahe. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nannte es einen "erstaunlichen Zufall", dass die Explosionen an den Nord-Stream-Leitungen am selben Tag stattfanden wie die Eröffnung der Pipeline Baltic Pipe, die norwegisches Gas nach Polen pumpen soll.

"Dies ist wahrscheinlich ein Signal aus Russland. Wir warten darauf, dass sich die Annahmen bestätigen. Das ist sehr besorgniserregend, denn es zeigt, zu welchen Mitteln und Mechanismen die Russen greifen können, um Europa weiter zu destabilisieren", sagte der Politiker.

Sacharowa: Qui bono? 

Moskau hingegen weist auf die US-amerikanische Spur hin. "Es ist offensichtlich, dass der Hauptnutznießer der Explosionen der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, die USA sind", erklärte der Chef des russischen Sicherheitsrates Nikolai Patruschew. 

Ähnlich äußerte sich die Sprecherin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa, als sie auf ihrer wöchentlichen Pressekonferenz fragte, wem der Anschlag nutze. Die Zerstörung der Pipeline-Stränge von Nord Stream liege absolut nicht im Interesse Russlands, und es sei aberwitzig, dass man im Westen nun wieder versuche, einfach Russland die Schuld zuzuschieben, so Sacharowa. 

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