Internationale Energieagentur warnt Europa vor vollständigem Stopp russischer Gaslieferungen
Fatih Birol, Leiter der Internationalen Energieagentur (IEA), teilte der Financial Times (FT) seine Befürchtungen mit, dass "Russlands Entscheidung, die Gaslieferungen an europäische Länder in der vergangenen Woche zu reduzieren, ein Vorläufer für weitere Kürzungen sein könnte", so die Darlegungen im Artikel der FT . Birol vermutet, dass Moskau versuche, während der laufenden Kriegshandlungen in der Ukraine "darüber ein Druckmittel" zu erlangen. Der IEA-Chef wörtlich in dem Gespräch mit der FT:
"Europa sollte für den Fall vorbereitet sein, dass russisches Gas vollständig abgeschnitten wird. Je mehr wir uns dem Winter nähern, desto mehr verstehen wir die Absichten Russlands. Ich glaube, dass die Kürzungen darauf abzielen, zu vermeiden, dass Europa die Speicher füllt, und Russlands Einfluss in den Wintermonaten zu erhöhen."
Das Gespräch entstand im Vorfeld der Veröffentlichung eines neuen IEA-Investitionsberichts in der Wochenmitte, in dem davor gewarnt werden wird, dass "die Regierungen noch nicht genug tun, um Investitionen in erneuerbare Energien zu fördern, um die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen einzudämmen", so die Formulierung im FT-Artikel.
Die Internationale Energieagentur gilt als Institution, die in erster Linie von den OECD-Mitgliedern finanziert wird. Sie stellt eine Kooperationsplattform im Bereich der Erforschung, Entwicklung, Markteinführung und Anwendung von Energietechnologien dar und verfügt "über strategische Ölreserven, mit denen sie in den Ölmarkt eingreifen kann", so der Wikipedia-Eintrag zur IEA. Sie koordiniert aktuell 30 Mitgliedsländer, inklusive der Europäischen Union. Die Bundesregierung wird bei der IEA federführend durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vertreten.
Die Nutzung vorhandener Kohleverstromung sei richtig und nachvollziehbar, trotz der Diskussion um wiederkehrende Belastungen für die Umwelt. Alle zusätzlichen CO₂-Emissionen aus der Verbrennung würden durch "eine Beschleunigung der europäischen Pläne zur Verringerung der Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen und zum Aufbau erneuerbarer Erzeugungskapazitäten ausgeglichen", so der IEA-Chef gegenüber der FT.
Birol warnte davor, dass die bisher "von den europäischen Regierungen ergriffenen Maßnahmen wahrscheinlich nicht weit genug gingen", sollten die russischen Exporte zeitnah vollständig unterbrochen werden. Die betroffenen Länder sollten entsprechende Gegenmaßnahmen zeitnah in die Wege leiten, "um die Vorräte zu erhalten, damit die Lager vor den Wintermonaten gefüllt werden könnten". Eine weitere Mutmaßung lautet:
"Ich glaube, dass die Regierungen in Europa mehr und tiefgreifendere Maßnahmen ergreifen werden, wenn der Winter näher rückt."
Birol empfahl der Politik der gelisteten Mitgliedsnationen, die in mehreren Ländern eingeleitete oder geplante Abschaltung von Kernkraftwerken hinauszuzögern, "um die Menge des für die Stromerzeugung verbrauchten Gases zu begrenzen". Er nannte dabei explizit keine Länderbeispiele, betonte aber gegenüber der FT, dass "alle Länder in Betracht ziehen sollten, die Stilllegung [von Kernkraftwerken] zu verschieben, solange die Sicherheitsbedingungen gegeben sind".
Weitere Gedanken zu der sich anbahnenden Energieversorgungskrise seitens des IEA-Leiters laut dem Artikel der FT:
"Wenn die Regierungen nicht das Ruder in die Hand nehmen und umfangreiche Mittel für eine saubere Energiewende mobilisieren, werden wir mit extremen Schwankungen der Energiepreise zu kämpfen haben.
Die relative Schwäche der Investitionen in saubere Energien in weiten Teilen der Entwicklungsländer ist einer der beunruhigendsten Trends."
Die internationalen Staaten seien weiterhin "mit gefährlichen Schwankungen bei den Öl- und Gaspreisen konfrontiert", sollten keine Maßnahmen "zur deutlichen Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe ergriffen werden", so Birol.
Die finale Einschätzung lautete in dem Gespräch, dass sich zwar "einige positive Anzeichen für wachsende Investitionen in sauberere Energieformen" abzeichnen würden, "die zum Teil auf den Wunsch Europas zurückzuführen seien, seine Abhängigkeit von russischer Energie zu überwinden", doch das Gesamtbild sei "weltweit bestenfalls gemischt". Laut der IEA-Veröffentlichung würde erwartet, dass die Gesamtinvestitionen im Energiebereich in diesem Jahr um 8 Prozent auf 2,4 Mrd. Dollar steigen werden, wobei "das Wachstum auf erneuerbare Energien und höhere Kosten" zurückzuführen sei.
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