Australien: Jeder dritte Parlamentsmitarbeiter sexuell belästigt
Der beunruhigende Bericht mit dem Titel "Set the Standard" wurde dem australischen Parlament am Dienstag vorgelegt. Darin wird festgestellt, dass mehr als die Hälfte derjenigen, die unter den Gesetzgebern des Landes arbeiten, irgendeine Form von Mobbing, sexueller Belästigung oder tatsächliche bzw. versuchte sexuelle Übergriffe erlebt haben. Bei den Opfern handelte es sich überproportional um Frauen.
Aus dem Bericht geht hervor, dass etwa 63 Prozent der Befragten sexuelle Belästigung erlebt hatten. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass Männer für die meisten derartigen Verhaltensweisen an Arbeitsplätzen im australischen Parlament verantwortlich sind. Eine weibliche Abgeordnete sagte gegenüber der australischen Menschenrechtskommission, dass die "Kultur dies zulässt [und] fördert". Sie hob hervor:
"Angehende männliche Politiker, die sich nicht scheuten, Sie in einem Fall in den Arm zu nehmen, auf den Mund zu küssen, hochzuheben, zu berühren, Ihnen einen Klaps auf den Po zu geben, Bemerkungen über Ihr Aussehen zu machen, Sie wissen schon, das Übliche."
Eine andere Person sagte bei der Befragung, das Parlament sei eine "Männerwelt, und man wird jeden Tag durch die Blicke, die einem zugeworfen werden, daran erinnert". Andere sagten, sie hätten "das Glück", weibliche Vorgesetzte zu haben, denen sie ihre Bedenken vortragen konnten.
Premierminister Scott Morrison bezeichnete die Ergebnisse als "entsetzlich" und betonte, es gebe "keine Entschuldigung", "unangemessenes, ungesundes und unprofessionelles Verhalten zu normalisieren". Er stellte fest, dass ihn die Ergebnisse zwar nicht wirklich überraschten, gab aber seiner Überzeugung Ausdruck, dass das Parlament heute sicherer sei als zu Beginn des Jahres.
Unter den 1.723 Personen, die an der Befragung teilnahmen, waren aktuelle und ehemalige Politiker sowie Mitarbeiter – die meisten von ihnen Frauen. Die Untersuchung wurde Anfang des Jahres eingeleitet, nachdem eine ehemalige Mitarbeiterin, Brittany Higgins, behauptet hatte, sie sei 2019 von einem Kollegen im Büro eines Ministers vergewaltigt worden. Ihre Anschuldigungen lösten eine Welle weiterer Anschuldigungen wegen Fehlverhaltens aus.
Die australische Beauftragte für geschlechtsspezifische Diskriminierung Kate Jenkins, die den oben genannten Bericht verfasste, stellte fest, dass solche Erfahrungen "eine Spur der Verwüstung für Einzelpersonen und ihre Teams hinterlassen und die Leistung unseres Parlaments zum Nachteil der Nation untergraben".
Die Autoren des Dokuments forderten strukturelle Reformen und sprachen eine Reihe von Empfehlungen aus, unter anderem zur Verbesserung der Führung und des Gleichgewichts zwischen den Geschlechtern sowie zur Bekämpfung der Kultur des Alkoholkonsums.
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