Putin: Mach-9-Hyperschallwaffe getestet – 5 Minuten Anflugdauer zu feindlichen Entscheidungsträgern

Neunfache Schallgeschwindigkeit – so schnell ist laut russischem Staatschef Wladimir Putin die jüngst getestete russische Hyperschallwaffe. Die Indienststellung von Waffen dieses Typs wird Russlands Antwort auf eine Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen der USA in Europa sein.

Russland ist äußerst besorgt über NATO-Manöver in der Nähe seiner Grenzen, betonte Präsident Wladimir Putin auf dem Investitionsforum "Rossija sowjot!" ("Russland ruft!"), das von der Bank VTB Kapital veranstaltet wurde. Er erinnerte an die jüngsten Übungen des nordatlantischen Bündnisses im Schwarzen Meer; und auch daran, dass entlang der Landesgrenzen regelmäßig in zwanzig Kilometern Entfernung Bomber der NATO-Militärs fliegen, die bekanntermaßen Hochpräzisionswaffen tragen und auch Atomwaffen führen können. All dies stelle eine Bedrohung für die Sicherheit Russlands dar, zitiert die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti – doch einem weiteren Punkt kommt dabei schon länger eine besondere Bedeutung zu, erinnerte der russische Staatschef:

"Es ist so weit gekommen, dass in Polen und Rumänien Raketenabwehrsysteme stationiert sind. Und die Startanlagen, die dort installiert sind, sind vom Typ VLS Mk 41. Sie können auch 'Tomahawks' aufnehmen, also Angriffssysteme."

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RT berichtete: Die Gefahr, die von solchen Systeme in Europa ausging, war Ende der 1980er Jahre der Grund für den Abschluss des INF-Vertrages: Er verbot den USA und der Sowjetunion (wie auch dem Nachfolgestaat Russland) Entwicklung, Besitz, Tests, Stationierung und Einsatz landgestützter Kurz- und Mittelstreckenraketen und –Marschflugkörper. Doch die Wahl der Senkrechtabschussvorrichtung Mk41 VLS (Mark 41 Vertical Launching System) für die landgestützten Raketenabwehrsysteme der USA Aegis Ashore, wie sie seit einiger Zeit in Osteuropa stationiert sind, drehte völkerrechtlich und sicherheitstechnisch gesehen die Uhrzeiger gleichsam auf die Ära vor dem INF-Vertrag zurück, weil sie neben Raketenabwehr-Lenkflugkörpern auch die Tomahawk-Marschflugkörper aufnehmen können. Putin gab sich dazu klar und deutlich:

"Dies stellt eine Bedrohung für uns dar. Es ist eine offensichtliche Tatsache. Was ist trotz all unseren Bitten und Argumenten, dies nicht zu tun, geschehen? Das, was wir jetzt sehen."

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Russlands Staatschef stellte die Beziehung zwischen der Gefahr der westlichen landgestützten Kurz- und Mittelstrecken-Angriffssysteme in Europa und dem aktuellen, unbotmäßig aggressiven Gebaren der NATO-Staaten, allen voran des US-Militärs, in der Situation um die Ukraine:

"Wenn in der Ukraine Angriffssysteme auftauchen, beträgt die Flugzeit nach Moskau sieben bis zehn Minuten – oder fünf Minuten, wenn Hyperschallwaffen eingesetzt werden. <...> Und was sollen wir [dann] tun?"

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In einer solchen Lage kommt Hyperschallwaffen auch im Hinblick auf Russlands Abschreckungspotenzial gegen den Einsatz derartiger Waffen in Europa durch die USA und NATO eine überaus wichtige Rolle zu. Der Präsident erklärte sogar, ihre Entwicklung sei alternativlos gewesen:

"Wir waren gezwungen – ich möchte das betonen: wir waren gezwungen –, als Reaktion darauf mit der Entwicklung von Hyperschallwaffen zu beginnen. Dies ist unsere Antwort."

Er erinnerte daran, dass Russland in diesem Jahr neue seegestützte Hyperschallraketen getestet hat. Diese werden den Versuch eines enthauptenden Erstschlags seitens der USA und der NATO auch dann nutzlos machen, wenn bei diesem die Anflugzeiten der Raketen dank Stationierung in Russlands Nähe noch so kurz werden. Ihre Fluggeschwindigkeit wird den vermeintlichen Vorteil des Erstschlags, den der mögliche Aggressor sich erschlichen hat, zunichtemachen. Dies erklärte Putin überdeutlich:

"Wir haben neue seegestützte Hyperschallraketen mit 9 Mach getestet, und zwar erfolgreich, und werden sie ab Anfang des Jahres im Arsenal haben. Dann wird die Flugzeit auch zu denjenigen, die [in den USA und bei der NATO] Befehle geben, fünf Minuten betragen." 

Damit dürfte das seegestützte System 3K22 "Zirkon" gemeint sein: Erst am 17. November 2021 erstatte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu gegenüber seinem Vorgesetzten Putin Bericht über den erfolgreichen Abschuss des Hyperschall-Marschflugkörpers 3M22 "Zirkon" von einer Fregatte der Nordflotte im Weißen Meer, schrieb die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Am 29. November fand ein weiteres solches Testschießen statt: Die Lenkwaffe wurde gegen ein Seeziel in über 400 Kilometern Entfernung eingesetzt. "Zirkon" ist der erste Hyperschall-Marschflugkörper der Welt, der in der Lage ist, einen anhaltenden aerodynamischen Flug in der Atmosphäre mit Hilfe seines eigenen Triebwerksschubs durchzuführen. Dabei führt die Hyperschall-Lenkwaffe Ausweichmanöver aus, die sie vor der Einwirkung der gegnerischen Raketenabwehr bewahren. Sie erreicht maximal neunfache Schallgeschwindigkeit und eine maximale Reichweite von 1.000 Kilometern. "Zirkon" ist in der Lage, sowohl See- als auch Bodenziele zu zerstören. Als letztere kommen küstennah gelegene Kommandoeinrichtungen (vor allem solche der USA) infrage – U-Boote sollen die Marschflugkörper gegen diese Ziele führen, wie etwa die Einheiten des Projekts 885 (die sogenannte Sewerodwinsk-Klasse).

Die entsprechenden Testschießen fanden ebenfalls bereits statt – und zwar sowohl bei Tauchgang der Startplattform, des Atom-U-Bootes Sewerodwinsk, als auch schwimmend von der Meeresoberfläche aus. 

Die Serienlieferung der neuen Raketen an die Flotte soll im Jahr 2022 beginnen.

Trotz des Vertrauens in die Überlegenheit der russischen Waffensysteme ermahnte Putin alle an der aktuellen Verschärfung der Spannungen beteiligten Staaten zur Deeskalation:

"Ich hoffe, dass es nicht dazu [zum Einsatz der Waffen] kommt, hoffe, dass der gesunde Menschenverstand und Verantwortungssinn für das eigene Land wie für die Völkergemeinschaft überwiegen werden." 

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