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Neue Studie: Wie Menschen schon früh per Inselhopping den Pazifik besiedelten

Die Moai-Statuen von Rapa Nui, der Osterinsel, geben Forschern schon lange Rätsel auf. Anhand genetischer Untersuchungen konnten Forscher feststellen, wie frühe Siedler, die Tausende von Kilometern überquerten, DNA und auch megalithische Traditionen geteilt hatten.
Neue Studie: Wie Menschen schon früh per Inselhopping den Pazifik besiedeltenQuelle: Reuters © REUTERS/Jorge Vega/File Photo

Vor mehr als einem Jahrtausend überquerten kühne polynesische Seefahrer die Weiten des Pazifischen Ozeans in doppelwandigen Segelkanus mithilfe der Sterne und ihrer Kenntnis der Wellen. Möglicherweise halfen ihnen auch die Flugrouten von Seevögeln neben der Orientierung durch Winde, Wetter, Meeresströmungen und durch Inseln und Atolle verursachte Wassermuster. So haben sie entlegene Inseln Polynesiens erreicht, die durch Tausende von Kilometern offenen Ozeans getrennt waren. Innerhalb weniger Jahrhunderte besiedelten sie die meisten der weit entfernten Inseln des Pazifiks.

Archäologen hatten bereits Hinweise darauf, wie diese große Erkundung in etwa stattfand, was sie an Werkzeugen, Schnitzereien sowie Sprachen der Menschen auf den verschiedenen Inseln festmachten. Doch die Frage, wann die polynesischen Inseln genau besiedelt wurden, wird auf der Grundlage archäologischer Funde immer wieder diskutiert.

Anhand moderner DNA-Proben konnten Forscher nun entschlüsseln, in welcher Reihenfolge die Inseln wann besiedelt wurden. Laut einer am Mittwoch in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie stachen die Kanus um 800 n. Chr. von der Küste Samoas aus – mehr als 2.000 Kilometer nördlich von Neuseeland – in See, zunächst westwärts nach Fidschi und Tonga im Süden und dann um das Jahr 830 östlich nach Rarotonga auf den Cookinseln. Erst einige hundert Jahre später, im 11. Jahrhundert, reisten die Nachfahren weiter und besiedelten die Inseln Tōtaiete mā (Gesellschaftsinseln), im 12. Jahrhundert Tuha'a Pae (Austral-Inseln) und das Tuamotu-Archipel, das heutzutage dünn besiedelt ist, nicht zuletzt weil es als Atomwaffentestgelände genutzt wird.

Im 12. und 13. Jahrhundert erreichten Seefahrer von Mangareva auf den Gambier-Inseln aus schließlich Te Henua 'Enana (Marquesas-Inseln), Rapa Nui und Raivavae – Orte, an denen Megalithen wie die monumentalen Kopf-und-Rumpf-Steinstatuen von Rapa Nui, die sogenannten Moai, geschaffen wurden. Die Osterinseln vor Chile wurden demnach etwa 1210 n. Chr. besiedelt, nach einer Reise über das offene Meer von etwa 2.575 Kilometern. Historiker gehen davon aus, dass Familiengruppen von vielleicht 30 bis 200 Personen an Bord von Doppelrumpfkanus segelten, die ähnlich wie moderne Katamarane funktionierten und ein dreieckiges Segel verwendeten. "Viele der Entfernungen waren immens", so der Computergenetiker Alexander Ioannidis von der Stanford University, Hauptautor der jüngst veröffentlichten Studie. "Es handelte sich zunächst um Reisen ins Unbekannte, und es wird angenommen, dass die Polynesier gegen den Wind segelten, damit sie zurückkehren konnten, wenn sie keine neue Insel fanden".

Für die Studie untersuchten Ioannidis und Andrés Moreno Estrada, Populationsgenetiker am mexikanischen National Laboratory of Genetics for Biodiversity, genomische Daten von 430 jetzt lebender Individuen aus 21 pazifischen Inselvölkern aus ganz Polynesien, die meisten von ihnen wurden für frühere Studien gesammelt, und eliminierten dann spätere genetische Einflüsse von Europäern.

"Diese Art der Ausbreitung ist anders als an jedem anderen Ort der Welt", so Moreno Estrada. "Wir können sagen, wer von welcher Insel stammt.

Die Expansion vollzog sich relativ schnell über etwa 17 Generationen, während bedeutende Veränderungen in der Sprache oder Kultur, die zu Untersuchungen hätten herangezogen werden können, sich verzögert entwickelten.

"Die Enträtselung dieser Geschichten ist nicht nur eine faszinierende Herausforderung, sondern auch ein unglaublicher Beweis dafür, dass moderne Menschen immer noch physisch mit den Geschichten ihrer Vorfahren verbunden sind."

Die neuen Erkenntnisse widerlegen die Annahme, dass Rapa Nui, also die Osterinsel, der Ort war, an dem Polynesier erstmals auf amerikanische Ureinwohner trafen. Die DNA zeigt, dass die beiden Kulturen um das Jahr 1200 vor der der Nordwestküste Südamerikas Kontakt hatten und sich vermischten, was sich in etwa mit früheren DNA-basierten Erkenntnissen von Ioannidis und seinem Team deckt. Die heutigen polynesischen Bevölkerungsgruppen haben ein gemischtes Erbe mit Spuren aus Europa, Afrika und anderen Orten in ihrer Abstammung.

Anhand der genetischen Daten konnten die Forscher Verbindungen zwischen den Inseln erkennen, die aufgrund der geografischen Gegebenheiten nicht auf den ersten Blick naheliegend erscheinen. Beispielsweise haben demnach drei Inselkulturen, die für das Schnitzen der ikonischen massiven Steinstatuen bekannt sind – Rapa Nui, Raivavae sowie die Nord- und Südmarquesas – eine gemeinsame Gründerpopulation auf den Tuamotu-Inseln, und das obwohl sie Tausende von Kilometern voneinander entfernt und geografisch näher an anderen Teilen des Pazifiks liegen. Moreno-Estrada betonte:

"Die Entdeckung einer gemeinsamen genetischen Quelle für die Menschen auf den östlichen Inseln, auf denen megalithische Stätten gefunden wurden, ist keine intuitive Verbindung, wenn man bedenkt, wie weit entfernt und weit verstreut diese Inselgruppe ist."

Auf diesen drei Inseln finden sich auch die frühesten genetischen Spuren der amerikanischen Ureinwohner unter den Polynesiern. Das deutet darauf hin, dass die alten Polynesier um 1100 v. Chr. zum ersten Mal mit Amerika in Kontakt kamen, etwas das anhand anderer Forschungsmarker, durch Archäologie oder mündliche Überlieferungen, nicht erkannt worden wäre, so Moreno. Obwohl Samoa das Sprungbrett für die Besiedlung Polynesiens war, bezeichneten die Forscher es lediglich als Zwischenstation einer größeren menschlichen Expansion im Pazifikraum, die vor etwa 4.000 bis 5.000 Jahren in Taiwan begann. Es wird angenommen, dass Samoa um 800 v. Chr. besiedelt war.

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