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Zivilisten als Opfer: US-Drohnenpiloten zeigen Aufnahmen von Luftangriffen in Afghanistan

Drohnenpiloten des US-Militärs haben Videos von Angriffen in Afghanistan aus dem Jahr 2019 veröffentlicht. Unter den Opfern in der Zivilbevölkerung befindet sich auch ein Kind. Die Piloten berichten von anhaltenden Traumata und Zielkriterien, die Zivilisten leicht zu Opfern machten.
Zivilisten als Opfer: US-Drohnenpiloten zeigen Aufnahmen von Luftangriffen in AfghanistanQuelle: Gettyimages.ru

Die Drohnenaufnahmen wurden im Rahmen einer Untersuchung des militärischen Magazins Connecting Vets veröffentlicht. Mehrere US-Regierungen und Verteidigungsstrategien hatten die Einsatzregeln in Afghanistan gelockert, um die Taliban an den Verhandlungstisch zu zwingen. Connecting Vets befragte Drohnenpiloten zu dem Thema. Diese behaupteten, die gelockerten Regeln für Luftangriffe seien "sinnlos" und würden "keinen Unterschied" machen. Ein Pilot aber erklärte, es habe sich um "Töten um des Tötens willen" gehandelt. Berichten zufolge sollen bei den Drohnenangriffen weit mehr Zivilisten getötet worden sein, als das Pentagon zugegeben hatte. 

Ein namentlich nicht genannter Pilot, der 2019 mit den Marines im Rahmen der "Task Force Southwest" in der afghanischen Provinz Helmand zusammenarbeitete, sagte, er sei durch eine irrtümliche Tötung bis heute traumatisiert: 

"Meine Produktivität ist bis heute eingeschränkt. Wir haben zwei unschuldige Männer und einen Charger (Militärjargon für ein Kind) getötet. Sie waren auf einem Motorrad unterwegs und fuhren zufälligerweise in dieselbe Kreuzung wie unser Ziel, als die Höllenfeuerrakete einschlug."

Der Funker sagte, dass es sich bei dem Ziel um einen afghanischen Mann auf einem Motorrad gehandelt habe, der ein Zwei-Wege-Funkgerät benutzte – ein Gerät, das in Helmand häufig verwendet wurde, nachdem die Mobilfunktürme abgeschaltet worden waren. Die Zielperson "fuhr jedoch direkt durch die Explosion und dann weiter", erklärte der Pilot und fügte hinzu, dass er "beobachtete, wie ein Passant die Leichen in einen Lastwagen lud und sie in ein Krankenhaus fuhr. Sie waren alle tot".

Ein Militärberater, der an der Operation beteiligt war, bestätigte den Bericht. Während der unbekannte Afghane am Funkgerät, dessen Verbindung zu den Taliban nie bestätigt werden konnte, wie ein "Bond-Bösewicht" durch den Rauch davonfuhr, wurden die "zwei Erwachsenen und ein Kleinkind" auf dem Motorrad auf der Stelle getötet. Das Verteidigungsministerium verzeichnete an dem Tag aber nur ein ziviles Opfer. "Wahrscheinlich" habe es sich um ein "Kleinkind" gehandelt. Die beiden erwachsenen Männer wurden nie erwähnt.

Das US-Zentralkommando, das für die Militäroperationen in dem Gebiet zuständig ist, antwortete nicht auf die von der Webseite gestellten Fragen. Die Drohnenpiloten berichteten der Webseite, dass sie von der Taskforce enttäuscht gewesen seien, da deren Marineinfanteristen Helmand offenbar bereits aufgegeben hätten. Im Jahr 2019 war die Provinz weitestgehend in der Hand der Taliban. Es gab praktisch keine US-amerikanischen Bodenpatrouillen und auch nicht viele afghanische Streitkräfte.  

Dem Bericht von Connecting Vets nach hatte das Militär die Kriterien zur Auswahl der Verdachtspersonen geändert. Stützte man sich vermeintlich zu Anfang auf nachrichtendienstliche Informationen, wurde jemand allein durch das Tragen eines Gewehrs zur Verdachtsperson. 

Der Journalist Jack Murphy fasste auf Twitter zusammen:

"Es ist nicht so, dass die Ziele auf der Grundlage nachrichtendienstlicher Erkenntnisse entwickelt wurden, sie kannten nicht einmal die Namen der Menschen, die sie töteten. Vielmehr erfüllten diese Afghanen im Jahr 2019 in Helmand ein 'Zielerfassungskriterium', das sie für die Tötung auserkor." 

Unschuldige Männer seien so schnell zu Verdächtigen geworden. 

Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Verteidigungsministerium Zusammenfassungen der Luftstreitkräfte in Afghanistan, die einen sechsfachen Anstieg von weniger als tausend Angriffen im Jahr 2015 auf 7.423 Angriffe im Jahr 2019 zeigten. Einem Bericht des Thinktanks Council on Foreign Relations aus dem Jahr 2017 zufolge hatte der damalige US-Präsident Barack Obama den Einsatz bewaffneter Drohnen zur Terrorismusbekämpfung erheblich ausgeweitet und normalisiert. Bei den insgesamt 542 Drohnenangriffen, die Obama genehmigt hatte, kamen 3.797 Menschen in verschiedenen Ländern ums Leben. Unter US-Präsident Donald Trump wurde die Ermächtigung für Drohnenangriffe als Teil einer Strategie des Nationalen Sicherheitsrats an die Befehlshaber vor Ort delegiert, um die Taliban dazu zu bringen, einer Abzugsstrategie für die US-Truppen zuzustimmen. 

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