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Ein Stimmungsbericht aus Tokio: "Das ist halb Psychiatrie, halb Gefängnis"

Der Berliner Simon Geschke hat sich bei den Olympischen Spielen in Tokio mit Corona infiziert. Die Quarantänemaßnahmen vor Ort sind erschreckend – und wirken sich auf den Körper und die Psyche des Radsportlers aus.
Ein Stimmungsbericht aus Tokio: "Das ist halb Psychiatrie, halb Gefängnis"Quelle: www.globallookpress.com © Fotoreporter Sirotti Stefano via

Der Radprofi und Olympionike Simon Geschke wurde mittels PCR-Test positiv auf COVID-19 getestet. Die strengen Quarantäneregeln bei den Olympischen Spielen sind hart – und nicht förderlich für die Leistungsfähigkeit. Darum hat sich nun auch die deutsche Botschaft in Tokio eingeschaltet. Eine Sprecherin sagte der dpa:

"Wir arbeiten mit dem DOSB daran, ihm die Lage, die ja nun wirklich nicht einfach ist, so weit wie möglich zu erleichtern im Rahmen, den momentan Japan da vorgibt."

Wie die Zeit berichtet, hält Geschke direkten Kontakt zur Botschaft. Parallel arbeiten Funktionäre daran, sich intern mit anderen EU-Staaten abzustimmen, wie gemeinsam mit der japanischen Seite "auf eine Verbesserung der Quarantänebedingungen hingewirkt werden" könne.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) versucht derzeit, Geschkes Ausreise nach Deutschland so schnell es geht zu ermöglichen. Dafür müssen zunächst  zwei jeweils  PCR-Tests am Samstag und Sonntag negativ ausfallen. Nur dann kann damit gerechnet werden, dass Geschke schon nach der Minimalzeit von zehn Tagen aus der Quarantäne entlassen werden kann.

Der positiv auf das Coronavirus getestete Geschke hat unterdessen die Umstände der Quarantäne beklagt. "Man wird um 7 Uhr von einem Lautsprecher geweckt im Zimmer. Dann muss man Fieber und Sauerstoffsättigung messen. Für mich ist es unverständlich, warum das so früh sein muss, wenn man dann den ganzen Tag kaum etwas zu tun hat", sagte der 35-Jährige am Sonntag.

Laut der Welt ist der Berliner äußerst frustriert: Er wurde nicht auf so eine Situation vorbereitet, "habe nichts, womit ich mich groß beschäftigen könnte. Ich lerne jetzt ein wenig Spanisch, wollte mir eine Ukulele bestellen, um ein bisschen zu spielen, aber das ist verboten. Man kann ja nicht den ganzen Tag auf sein Handy oder sein iPad starren".

Die kleine Quarantäne-Unterkunft erschwert die Gesamtsituation. "Es ist nicht so, dass man sich hier wohlfühlt", berichtete der Profi des französischen Teams Cofidis. Er resümiert:

"Quarantäne ist das eine, aber das Hotel ist schon ziemlich alt, und es ist alles übertrieben streng hier. Die Fenster sind sogar abgeschlossen, was ich überhaupt nicht verstehe. Man darf sich kein Essen oder andere Sachen bestellen. Hier geht absolut nichts. Das ist halb Psychiatrie, halb Gefängnis. Wobei es Psychiatrie eher trifft."

Geschkes Ct-Wert liege bei 32, er hat also nur eine geringe Viruslast. Er sagt:

"Mir wurde gesagt, dass man ab einem Wert über 30 nicht ansteckend sei. Das würde auch erklären, warum sich mein Zimmerkollege Emanuel Buchmann nicht angesteckt hat. Mit ihm habe ich ja tagelang Toilette und Waschbecken geteilt, aber er ist mehrfach negativ getestet worden."

Seine Situation sei "ein wenig sinnlos, hier im Hotel eingesperrt zu sein, aber sie gehen dreifach auf Nummer sicher. Seit fünf Wochen war ich nicht zu Hause, weil ich vorher bei der Tour de France war. Das wird auch mental langsam schwer. Es ist ein Alptraum."

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