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Palästinensische Perspektive unterdrückt: Facebook-Angestellte fordern mehr Ausgewogenheit

Offiziell gibt Facebook das Versprechen, offene Meinungsäußerungen zu ermöglichen. Doch nun regt sich Protest seitens zahlreicher Mitarbeiter, da die Situation der Palästinenser im jüngsten Konflikt durch Facebook auf verschiedene Weise verzerrt worden sei.
Palästinensische Perspektive unterdrückt: Facebook-Angestellte fordern mehr AusgewogenheitQuelle: www.globallookpress.com © Markus Mainka/ imagebroker/

Der Umgang bei Facebook mit Inhalten zur Nahost-Thematik ist nicht ausgewogen, prangern zweihundert Facebook-Mitarbeiter in ihrem offenen Brief an, welcher der Financial Times vorliegt. Das zeige sich bereits in Form mangelnder Zufriedenheit und direkter Kritik, sowohl von vielen Mitarbeitern als auch von Kunden und anderen Teilen der Öffentlichkeit.

Der Brief, der auf Facebooks interner Pinnwand von Mitarbeitergruppen namens Palestinians@ und Muslims@ gepostet wurde, forderte mehrere Änderungen. Diese sollen verhindern, dass pro-palästinensische Inhalte auf unfaire Weise unterdrückt würden, wie die Financial Times berichtete. In dem Brief heißt es:

"Wie von Mitarbeitern, der Presse und Mitgliedern des Kongresses hervorgehoben wurde und wie sich in unserer sinkenden Bewertung im App-Store widerspiegelt, haben unsere Nutzer und die Gemeinschaft insgesamt das Gefühl, dass wir unser Versprechen, offene Meinungsäußerungen über die Situation in Palästina zu schützen, nicht einhalten."

Die Facebook-Mitarbeiter forderten Maßnahmen, welche künftig verhindern sollen, dass bestimmte Inhalte, darunter palästinensische Sichtweisen, unfairerweise entfernt oder heruntergestuft werden.

Unter anderem verlangen sie von der Unternehmensführung, eine externe Prüfung von Durchsetzungsmaßnahmen in Bezug auf arabische und muslimische Inhalte einzurichten. Weiterhin soll beispielsweise ein umstrittener Beitrag von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu an das unabhängige Aufsichtsgremium des Unternehmens geschickt werden. In diesem bezeichnet er palästinensische Bürger als Terroristen. Zudem müsse eine interne Arbeitsgruppe eingerichtet werden, um "potenzielle Verzerrungen" im Moderationssystem zu untersuchen und anzugehen. Facebook moderiert Inhalte sowohl durch Menschen als auch anhand automatischer Filter.

"Wir glauben, dass Facebook mehr tun kann und sollte, um unsere Nutzer zu verstehen und an der Wiederherstellung ihres Vertrauens zu arbeiten", ermahnen die Mitarbeiter die Leitung des Konzerns.

"Facebook verliert das Vertrauen der arabischen Nutzer", warnte vor einigen Wochen bereits ein Softwareentwickler aus Ägypten, der für Facebook tätig ist. Während des israelisch-palästinensischen Konfliktes habe die Zensur insbesondere arabische und muslimische Nutzer skeptisch gegenüber der Plattform werden lassen, wie Buzzfeeed berichtete. Als Beweis fügte der Ingenieur einen Screenshot bei, der zeigt, was bei Gaza Now – einer verifizierten, lokalen Nachrichtenquelle mit fast vier Millionen Followern – durch eine "entmutigende" Pop-up-Warnung allein durch ein "Gefällt mir" auf Facebook ausgelöst wurde. Diese verweist den Nutzer darauf, Gaza Now zu "überprüfen, um die Art von Inhalten zu sehen, die sie normalerweise teilt".

Während des Konfliktes hatten auch Israelis und Juden in verschiedenen Teilen der Welt ihre Bedenken gegenüber der Politik Israels zum Ausdruck gebracht. Sie hatten teils darauf verwiesen, dass solche Kritik nicht als Antisemitismus abgestempelt werden könne.

Aktuell wird Facebook in dem Brief, den bis Dienstag bereits 174 Mitarbeiter unterschrieben hatten, aufgefordert, mehr palästinensische Mitarbeiter einzustellen, mehr Daten über staatlich geförderte Anfragen zur Entfernung von Inhalten zu veröffentlichen und seine Richtlinien zum Thema Antisemitismus zu klären.
Während des Gaza-Konfliktes hatten Facebooks Algorithmen Wörter wie "Widerstand" und "Märtyrer" als Aufrufe zur Gewalt gekennzeichnet und Beiträge über die al-Aqsa-Moschee entfernt. Das geschah, nachdem die drittheiligste Stätte des Islams fälschlicherweise mit einer terroristischen Organisation in Verbindung gebracht wurde.

Das zu Facebook gehörende Unternehmen Instagram plant einem Bericht der Financial Times vom Sonntag zufolge ebenfalls, seinen Algorithmus zu ändern. Es seien Bedenken aufgekommen, dass Nutzer, die Beiträge über den jüngsten Konflikt in Gaza erneut teilten, kein breites Publikum erreichten.

Im vergangenen Monat haben auch Mitarbeiter von Google, Apple und Amazon in Briefen die jeweilige Leitung aufgefordert, Palästina zu unterstützen. Die Mitarbeiter aller drei Tech-Giganten zeigten sich laut The Verge überzeugt, dass muslimische Mitarbeiter nicht unterstützt oder diskriminiert würden. Einige forderten Google und Amazon auf, einen 1,2-Milliarden-Dollar-Vertrag zu überarbeiten, den die Unternehmen kürzlich mit der israelischen Regierung abgeschlossen hatten.

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