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"Blue Nature Alliance" – Wie Milliardäre und westliche Monopolkonzerne die Meere "schützen" wollen

30 Prozent der Weltmeere sollen zu Schutzzonen werden. So lautet das Ziel der neu gegründeten Allianz fünf großer Umweltorganisationen und Stiftungen. Erste Projekte sind bereits angelaufen. Dahinter stehen einige der weltweit reichsten Milliardäre und Partner von Monopolkonzernen.
"Blue Nature Alliance" – Wie Milliardäre und westliche Monopolkonzerne die Meere "schützen" wollenQuelle: AP © Fred Prouser FSP/GN/Reuters/Eroni Valili/Fiji Government

Mit der Blue Nature Alliance wurde ein neuer großer Umweltakteur geschaffen. Am 21. April verkündete die Initiative in einer Pressemitteilung ihre Gründung und ein ehrgeiziges Ziel für die nächsten fünf Jahre: 18 Millionen Quadratkilometer der Weltmeere – "ein Gebiet, das doppelt so groß ist wie das Festland der Vereinigten Staaten und größer als der südamerikanische Kontinent" – unter Schutz stellen zu lassen. Als langfristiges Ziel hat sich die Blue Nature Alliance gesetzt, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane unter Schutz stellen zu lassen, "um einen widerstandsfähigen und funktionierenden Ozean zu erhalten, der die Gesundheit von Mensch und Natur unterstützt".

Die Blue Nature Alliance hat ihren Sitz in Arlington (Virginia/USA) in unmittelbarer Nähe zum US-Verteidigungsministerium Pentagon. Sie wird von fünf großen Akteuren getragen: Die Leitung obliegt der Conservation International, einer US-amerikanischen Non-Profit-Organisation mit Sitz ebenfalls in Arlington. Die anderen Partnerorganisationen sind The Pew Charitable Trusts, die Global Environment Facility, die Minderoo Foundation und die Rob and Melani Walton Foundation.

Als erste Engagements benennt die Blue Nature Alliance groß angelegte Projekte bei den Lau-Inseln (einer Fidschi-Provinz im Südpazifik), im Südpolarmeer der Antarktis und auf Tristan da Cunha des Britischen Überseegebiets im Südatlantik. Darüber hinaus plant die Allianz, in Kanada, Palau, auf den Seychellen und im westlichen Indischen Ozean aktiv zu werden. Weitere 18 Projekte sollen im Sommer 2021 verkündet werden. Derzeit baut die Allianz ein globales Netzwerk von Partnerorganisationen und -akteuren auf.

Die Blue Nature Alliance formuliert dabei einen Anspruch, der über den reinen Naturschutz und die Installation von Schutzräumen hinausgeht: Nämlich soll über die Kontakte mit lokalen Organisationen, nationalen Regierungen und Experten die Lebensweise der Menschen in den Schutzräumen und um sie herum verändert und so die Idee des Schutzes der Meere und der Artenvielfalt propagiert werden. Besonders indigene Bevölkerungsgruppen stehen dabei im Fokus, denn in deren Gebieten sollen besonders häufig diese Schutzgebiete eingerichtet werden. Die Allianz hat sich dabei einen Leitfaden für "soziale Prinzipien" gesetzt. Diese Prinzipien umfassen die Punkte:

  • "Erkennen und respektieren der Würde und Diversität lokaler Völkerschaften",
  • "Einsetzen und stärken partizipatorischer Entscheidungsfindungsprozesse und guter Regierungsführung" ("Good Governance"),
  • "Durchsetzen einer gerechten Verteilung von Kosten und Nutzen",
  • "Meistern eines gemeinschaftliches und effektiven Managements der Meeres-Ökologie".

Dabei sollen angeblich Menschenrechte und die Rechte indigener Völker besonders geschützt werden. Gleichzeitig sollen aber auch "kulturelle Institutionen, Praktiken und Wissenssystem" in diese integriert werden – ebenso die Sichtweise und Weltanschauungen von "diversen und marginalisierten Gruppen einschließlich verschiedener Gender".

Zugleich bekennt sich die Blue Nature Alliance aber dazu, "historisches, formelles und übliches" Recht anzuerkennen – etwa bei der Nutzung bestimmter Ressourcen. Inwieweit solches am Ende tatsächlich respektiert wird, muss an der Projektumsetzung gemessen werden. Auf den Lau-Inseln (von Fidschi) leben derzeit über 10.000 Menschen einer indigenen ozeanischen Völkerschaft. Durch die Einrichtung einer Meeresschutzzone rund um die Inseln wird zweifellos massiv in deren Fischfang-Traditionen eingegriffen werden – natürlich zum Erhalt der als schützenswert erklärten Meeresfauna.

Der Senior Vizepräsident von Conservation International formulierte anlässlich der Gründung der Blue Nature Alliance:

"Wir müssen weltweit zusammenarbeiten, in Partnerschaft mit lokalen Regierungen und indigenen Völkern, um den Schutz unserer Meere zu einer Priorität zu machen. Es ist jetzt an der Zeit, große praktische Maßnahmen zu ergreifen, um diese Arbeit voranzubringen."

Wer steht hinter der Blue Nature Alliance?

Die Führungsorganisation Conservation International ist eine weltweit operierende Umweltorganisation mit Projekten in über 70 Ländern – größtenteils in der südlichen Hemisphäre – und einem jährlichen Investitionsvolumen von über 150 Millionen US-Dollar (Stand 2019). Sie reklamiert damit für sich, eine Fläche von mehr als 2,3 Millionen Quadratkilometer unter Schutz gestellt zu haben. Eine ihrer Methoden dabei ist auch die Stationierung – und Bewaffnung – von Ranger-Truppen.

Die Conservation International ist in den vergangenen Jahren bereits stark in die Kritik geraten, nämlich für ihre Zusammenarbeit mit der Waffenindustrie und zahlreichen Monopol-Unternehmen, welchen von Umweltaktivisten gerade vorgeworfen wird, die Natur zu zerstören – zum Beispiel durch Monsanto und Shell. Zu ihren offiziellen Partnern zählt diese Organisation unter anderem: Apple, Bank of America, Bayer (hat 2018 Monsanto übernommen), Google, McDonald's, Microsoft, Nike, Northrop Grumman, Pepsi, Sony, Starbucks, Toyota, Unilever, Walmart und Walt Disney.

Northrop Grumman – von Conservation International als ein "führendes Unternehmen der globalen Sicherheit" bezeichnet – ist ein US-Rüstungskonzern, der das US-Militär mit zahlreichen Waffensystemen beliefert. Zu seinem Portfolio gehören unter anderem der B-2 Spirit Tarnkappen-Bomber und dessen Nachfolgermodell B-21, das Kampfflugzeug F-14 (Tomcat) und zahlreiche weitere Drohnen- und Flugzeugmodelle.

Conservation International informiert auf seiner Webseite über die Partnerschaft mit Northrop Grumman. Demnach werde das Rüstungsunternehmen darin unterstützt, seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Northrop Grumman soll "ein Portfolio von Aktivitäten" vorweisen können, welches es ihm ermöglicht "positive Einflüsse seiner wirtschaftlichen Operationen auszuweisen" – insbesondere hinsichtlich Energie- und Wasserverbrauch, Müllreduktion und der Sicherung von Ökosystemen. Conservation International hilft Northrop Grumman bei dessen Imagekampagne "greeNG".

Ein weiteres Gründungsmitglied der Blue Nature Alliance ist die Rob and Melani Walton Foundation – die Stiftung des US-Multimilliardärs und Walmart-Erben Samuel Robson Walton. Walton steht laut dem Forbes-Magazin auf Platz 19 der reichsten Menschen der Erde mit einem Vermögen von etwa 63 Milliarden US-Dollar. Das US-Unternehmen Walmart (bis 2008 Wal-Mart) stand in der Vergangenheit häufig in der Kritik, seine Mitarbeiter extrem auszubeuten und sie rechtswidrig zu überwachen. Die Zeit nannte Walmart zusammen mit Amazon die "Pioniere der Ausbeutung". Die Organisation Human Rights Watch hat vor einigen Jahren als Kritik formuliert: "Wal-Mart verwehrt Arbeitern Grundrechte."

Walton äußerte zur Gründung der Blue Nature Alliance:

"Melani und mir liegt die Zukunft unseres Planeten und der Gemeinschaften, die für ihre Gesundheit, ihren Lebensunterhalt und ihre Kultur auf die Natur angewiesen sind, sehr am Herzen. Aus diesem Grund freuen wir uns, Teil der Blue Nature Alliance zu sein – einer Organisation, die Philanthropen, Unternehmen, Regierungen und NGOs zusammenbringt, um den Schutz der Ozeane deutlich zu erhöhen und zu verbessern."

Ein weiterer Akteur in der Blue Nature Alliance ist The Pew Charitable Trusts, eine US-Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Philadelphia, die von den Kindern von Joseph Newton Pew eingerichtet wurde und über ein Vermögen von 6,8 Milliarden US-Dollar und im Jahr 2019 ein Budget von etwa 350 Millionen US-Dollar verfügte. Pew war der Gründer des Öl-Unternehmens Sunoco (früher Sun Company), das 2012 aufgelöst wurde. The Pew Charitable Trusts ist eng vernetzt mit weiteren Stiftungen, etwa der Bill and Melinda Gates Foundation, der Rockefeller Foundation oder der Stiftung von Warren Buffet, dem Buffett Early Childhood Fund.

Weiteres Gründungsmitglied ist die Minderoo Foundation des australischen Multimilliardärs Andrew Forrest – des zweitreichsten Australiers mit einem Vermögen von etwa 18 Milliarden US-Dollar (23 Milliarden Australische Dollar). Forrest hält bedeutende Anteile des australischen Bergbauunternehmens Fortescue Metals Group, das unter anderem auch in Afghanistan Schürfrechte erworben hat. Die Minderoo Foundation startete im Februar 2021 eine Kampagne, in der sie die Volksrepublik China für ihre Politik in Xinjiang anprangerte und ihr "Zwangsarbeit" der Uiguren unterstellte.

Der fünfte Partner ist die Global Environment Facility (GEF), ein großer Geldgeber und Unterstützer mit Sitz in Washington, D.C. für Tausende von Projekten weltweit. Die GEF gibt an, seit ihrer Gründung 1992 etwa 21,1 Milliarden US-Dollar selbst zu Verfügung gestellt zu haben und weitere 114 Milliarden US-Dollar kofinanziert zu haben. Damit wären über 5.000 Projekte in 170 Ländern unterstützt worden. Auch die GEF ist allerdings kein unbeschriebenes Blatt, sondern wurde in der Vergangenheit schon dafür kritisiert, die Rechte indigener Völker auszuhebeln.

Zusätzlich zu den fünf Gründungspartnern umfasst das Netzwerk der Blue Nature Alliance nach eigenen Angaben weltweit operierende Naturschutz-Experten, Wissenschaftler und Finanzstrategen, darunter Big Ocean, die Global Island Partnership, die Gordon and Betty Moore Foundation, die Murphy Family Foundation, Nekton, Oceana, Ocean Unite, die Tiffany & Co. Foundation und SkyLight Surveillance and Enforcement Technology von Vulcan Inc. – einem Unternehmen, das Überwachungs- und Sicherheitstechnologie liefert, um beispielsweise nicht genehmigten Fischfang zu unterbinden.

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