In einer am Dienstag veröffentlichten Videoansprache hat der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Treffen "an jedem beliebigen Ort" im Donbass eingeladen. Dem ukrainischen Präsidenten zufolge war bei Sitzungen des Normandie-Quartetts (Deutschland, Frankreich, Russland und die Ukraine) und der Trilateralen Kontaktgruppe für die friedliche Lösung des Konflikts in der Ostukraine (die OSZE, Russland und die Ukraine) vorgeschlagen worden, sich an der Kontaktlinie im Donbass zu treffen. Dort solle man die Situation möglichst genau in Augenschein nehmen. Selenskij wörtlich:
"Was soll ich begreifen? Ich bin dort jeden Monat. Herr Putin! Ich bin bereit, noch weiter zu gehen und ihnen vorzuschlagen, uns an jedem beliebigen Ort im ukrainischen Donbass zu treffen, in dem ein Krieg herrscht."
In seiner Botschaft an den russischen Präsidenten betonte der ukrainische Staatschef, dass verschiedene Ansichten über die Zukunft Russlands und der Ukraine nicht als ein Problem, sondern als eine Chance angesehen werden könnten.
"Trotz der gemeinsamen Vergangenheit haben die Ukraine und Russland verschiedene Ansichten über die Zukunft. Wir sind wir. Ihr seid ihr. Aber das ist nicht unbedingt ein Problem, das ist eine Chance."
Außerdem unterstrich Selenskij, dass sich die Ukraine auf die Unterstützung der internationalen Partner verlassen könne. Westliche Staaten und die NATO seien bereit, die Ukraine finanziell zu unterstützen und weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.
"Ich habe mit den Staatschefs der USA, Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens, der Türkei, dem Präsidenten des Europarates und dem Generalsekretär der NATO gesprochen. Sie – wie auch alle anderen Partner – sind auf unserer Seite. Sie sehen ganz klar die wahren Motive Russlands. Sie sind bereit, uns finanziell zu unterstützen. Sie sind bereit, noch härtere Sanktionen zu verhängen und noch härtere Resolutionen anzunehmen."
Der ukrainische Präsident verwies jedoch darauf, dass die Ukraine "mehr als diplomatische Besorgnis" brauche. Man erwarte Entschlossenheit. Selenskij fügte hinzu, dass die Ukraine klare Signale seitens des Westens brauche, dass sie nicht nur als Partner, sondern auch als "Spieler in derselben Mannschaft" wahrgenommen werde.
Selenskij warf Moskau die Eskalation des Konflikts vor, indem er auf die Verlegung russischer Truppen an die Grenze zur Ukraine hinwies:
"Will die Ukraine Krieg? Nein. Ist sie bereit dafür? Ja. Wird die Ukraine aufhören, durch Diplomatie für den Frieden zu kämpfen? Nie. Wird sich die Ukraine verteidigen, wenn etwas passiert? Immer."
Seit mehreren Wochen spitzt sich die Lage in der Ostukraine zu. Nach Angaben der selbst ernannten Republiken bereitet die Ukraine eine groß angelegte Offensive vor. Kiew kritisiert Moskau für die Verlegung russischer Truppen an die ostukrainische Grenze. Der Kreml entgegnet, dass die Verlegung russischer Truppen auf russischem Territorium andere Staaten nicht kümmern sollte, da dies keine Bedrohung für sie darstellt. Russland verweist zudem darauf, dass die USA und die NATO Truppenteile an die Grenze des europäischen Teils Russlands verlagern.
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