Geschmuggelter Sprengsatz soll für Explosion in iranischer Atomanlage gesorgt haben

Verletzte oder gar Tote gab es bei dem Angriff auf die iranische Atomanlage Natanz am Sonntag nicht. Die Anlage selbst hat ihre Arbeit wieder aufgenommen. Der iranische Außenminister Sarif wandte sich nun an die UN und sprach von einem "Kriegsverbrechen".

Die New York Times berichtete am Montag, dass der Schaden an dem Atomkraftwerk in Natanz durch einen Sprengsatz verursacht wurde, der in die Anlage geschmuggelt und ferngesteuert gezündet worden sei. Die iranische Regierung hatte von einem "Akt des Terrors" gesprochen. Es entstanden Schäden am Haupt- und an den Reservesystemen. 

Die Vereinigten Staaten wiesen jegliche Art der Involvierung zurück. Die Sprecherin des Weißen Hauses Jen Psaki sagte: 

"Die USA waren in keinster Weise involviert. Wir haben den Spekulationen über Ursprung oder Auswirkungen nichts hinzuzufügen."

Im Jahr 2010 hatte es bereits einen Angriff auf Natanz gegeben. Damals richtete der von den USA und Israel entwickelte Computervirus Stuxnet erheblichen Schaden in der Atomanlage an. Unklar ist dieses Mal jedoch, ob Washington zuvor informiert worden war.  

In einem Brief wandte sich der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nun an UN-Generalsekretär António Guterres: 

"Der vorsätzliche Angriff auf eine geschützte Atomanlage – mit dem hohen Risiko einer wahllosen Freisetzung von radioaktivem Material – ist Nuklearterrorismus und ein Kriegsverbrechen."

Die Anlage befindet sich in der Provinz Isfahan und gilt als Herzstück des iranischen Urananreicherungsprogramms. Sie steht unter der Überwachung der Internationalen Atomenergie-Organisation. Die iranische Führung betont stets die friedliche Nutzung der Urananreicherung. 

Iranische Medien berichteten am Sonntagabend zudem, dass der Sprecher der Atomenergie-Organisation Behruz Kamalwandi beim Besuch der Nuklearanlage Natanz in ein sieben Meter tiefes Loch gefallen sei und sich dabei am Kopf und am Knöchel verletzt habe. Der Strom in der Anlage wurde mittlerweile wiederhergestellt und auch die Urananreicherung nach iranischen Angaben nicht unterbrochen. Bislang kann die Anlage allerdings nicht mit ihrer vollen Kapazität laufen. 

Fereidun Abbassi, Leiter des Energieausschusses des iranischen Parlaments, sagte dem staatlichen Fernsehen der Islamischen Republik am Montag: 

"Der Plan des Feindes war aus wissenschaftlicher Sicht gut durchdacht. Sie haben sich Gedanken gemacht und ihre Experten eingesetzt und die Explosion so geplant, dass sowohl die zentrale Stromversorgung als auch das Notstromkabel beschädigt werden konnten."

Am Mittwoch sollen die Gespräche zur Wiederbelebung des Atomabkommens weitergeführt werden. Unklar ist jedoch, ob Vertreter der iranischen Regierung teilnehmen werden. Iranische Politiker üben derweil Druck auf Sarif auf, den Gesprächen angesichts des Angriffs auf Natanz fernzubleiben. 

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