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Wasserstoffherstellung braucht nur die Hälfte der Wassermengen für die Öl- und Gasförderung

Milliardenbeträge werden europa- und weltweit in die Herstellung von Wasserstoff als Energieträger gesteckt. Kritiker fürchten schon Wassermangel. Fachleute aus Wirtschaft und Industrie geben Entwarnung. In der Bilanz sieht es für den Wasserstoff sehr gut aus.
Wasserstoffherstellung braucht nur die Hälfte der Wassermengen für die Öl- und GasförderungQuelle: www.globallookpress.com © via www.imago-images.de/www.imago-images.de

Der Bund muss nach Überzeugung der Investoren mindestens eine Milliarde Euro bereitstellen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich zwar noch nicht festgelegt, doch die Größenordnung erscheint realistisch: 126 Projekte sollen in Europa staatlich mitfinanziert werden.

Rund 100 Milliarden Euro sollen nach Informationen des Hydrogen Council von McKinsey weltweit in die Wasserstoffproduktion investiert werden.

Bereits mit ihrem im Juni 2020 verabschiedeten Konjunkturpaket zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie hatte die Bundesregierung zwei Milliarden Euro für den Aufbau von Wasserstoffpartnerschaften im Ausland zugesagt. 

Umweltschützer betrachten die ehrgeizigen Pläne zum Aufbau von Produktionskapazitäten für den mit Ökostrom hergestellten Wasserstoff als Energieträger mit Sorge. Johannes Rußmann, Referent für Verkehrspolitik, beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnt:

"Der enorme Wasserbedarf der Wasserstoffelektrolyse spielt im öffentlichen Diskurs bislang keine Rolle. Gerade in wasserarmen Regionen, also etwa in Südeuropa, aber auch in Nordafrika oder auf der arabischen Halbinsel, stellt die Wasserstoffelektrolyse in industriellem Maßstab einen massiven Eingriff in den Wasserhaushalt dar."

Die Probleme, die sich daraus ergeben, würden bisher systematisch ausgeblendet. Der Umweltschützer sieht einen erheblichen Ressourcenverbrauch bei der Wasserstoffelektrolyse. In wasserarmen und küstennahen Regionen biete sich zwar der Einsatz von Entsalzungsanlagen an. Das drücke aber erheblich auf die Effizienz des gesamten Verfahrens. Rußmann erinnert:

"Wenn man dann noch den Transport aus entfernten Weltregionen nach Europa betrachtet, wachsen die Zweifel an der Nachhaltigkeit des gesamten Prozesses."

Was er nicht ansprach, war, dass auch bisherige Öl- und Benzinvorprodukte einen weiten Weg industrieller Prozesse und nachfolgender Transporte hinter sich haben, bis sie in den Industrienationen zum Verbrauch ankommen.

Die Sprecherin für Energiewirtschaft der Grünen-Bundestagsfraktion, Ingrid Nestle, meinte gegenüber dem Handelsblatt, die Produktion von Wasserstoff könne nur erfolgreich sein, wenn lokale Gegebenheiten mit einbezogen würden. Bezüglich der Meerwasserentsalzung hat sie eine andere Meinung als der Umweltschützer. Die Entsalzung könne leicht in die Projekte integriert werden. Der Wasserstoffexperte bei McKinsey, Bernd Heid, stimmt dem zu:

"Bei den entsprechenden Vorhaben sind diese Kosten längst eingepreist. Die Verfügbarkeit von Wasser stellt nach unserer Überzeugung keinen begrenzenden Faktor für die Wasserstoffelektrolyse dar." 

Auch Andreas Wagner, Wasserstoffexperte bei der in London ansässigen Energy Transitions Commission, nennt sogar eine konkrete Zahl, was die Kosten angeht:

"Wir gehen davon aus, dass die Meerwasserentsalzung je Kilogramm Wasserstoff mit zwei US-Cent zu Buche schlägt. Bei einem Preis von 1,50 bis zwei Dollar je Kilogramm für grünen Wasserstoff ist das keine relevante Größenordnung."

Bei einem weltweiten Wasserstoffbedarf von 800 Millionen Tonnen im Jahr 2050 würde der Bedarf an Wasser für die notwendige Elektrolyse elf Milliarden Tonnen pro Jahr betragen. Das entspreche 0,7 Prozent des gesamten globalen Süßwasserbedarfs der Industrie, der Landwirtschaft sowie der privaten Haushalte. Allein für die Öl- und Gasförderung würden derzeit 18 Milliarden Tonnen Wasser gebraucht, also fast das Doppelte.

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