Medienbericht: Großbritannien unterstützte Putsch in Bolivien, um an Lithium zu gelangen
Großbritannien war deutlich stärker in den Putsch 2019 in Bolivien verwickelt als bislang von Regierung und Medien dargestellt. Ein Bericht der investigativ-journalistischen Plattform Declassified UK belegt, wie die britische Regierung die Putschregierung unter der selbst ernannten Präsidentin Jeanine Áñez unterstützte und dabei versuchte, an das "weiße Gold" Boliviens – das Lithium – zu gelangen.
Laut dem Bericht habe die britische Regierung in den Jahren vor dem Putsch 2019 erfolglos versucht, mit Bolivien zu einer Einigung bezüglich der Schürfrechte zu gelangen. Im Juni 2019 gab die britische Regierung bekannt, 23 Millionen Pfund (fast 27 Millionen Euro) in die Entwicklung einer Elektrobatterie zu investieren. Dies war Teil der "industriellen Strategie" Großbritanniens. Bolivien hatte sich indessen in der Lithium-Frage mit einem chinesischen Konsortium geeinigt. Im November 2019 wurde die gewählte bolivische Regierung durch einen Putsch gestürzt. Präsident Evo Morales war gezwungen, ins Exil zu gehen.
Nur wenige Wochen nach dem Putsch wurde ein Projekt ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe "Boliviens Lithium-Abbau und -Produktion mithilfe britischer Technologie optimiert" werden sollte. Startpunkt war der 25. November 2019 – nur Tage nach dem Massaker von Senkata, bei dem die Putschregierung Anhänger von Morales niederschießen ließ. Als finanzielle Grundlage wurde eine Summe von 100.000 US-Dollar bei der Inter-American Development Bank (IADB) hinterlegt. Laut IADB sollte mit dieser Summe eine "enge Koordination" zwischen der Áñez-Regierung und den technischen Teams sichergestellt werden.
Zudem finanzierte die britische Regierung über ihr Außenministerium und die britische Botschaft in Bolivien das in Oxford ansässige Unternehmen Satellite Applications Catapult mit 33.220 Pfund (ca. 39.000 Euro). Das erklärte Ziel war, "eine auf Satellitendaten basierte App zu entwickeln, die die Erforschung und Ausbeutung der größten Lithiumvorkommen in Bolivien optimieren kann". Auf Nachfrage von Declassified UK weigerten sich das Außenministerium und auch die IADB auszusagen, wie genau die Gelder in Bolivien eingesetzt wurden und wie die britische Botschaft darin verwickelt war. Die IADB gab nur die Auskunft:
"Die Zusammenarbeit mit der britischen Botschaft war ausgesprochen kooperativ in der Bemühung um Synergieeffekte."
Im März 2020 organisierte die britische Botschaft laut Declassified UK in La Paz ein "internationales Seminar" gemeinsam mit dem bolivianischen Bergbauministerium und 300 geladenen Gästen – darunter auch hochrangige ehemalige britische Militärangehörige sowie Geschäftsführer von privaten Sicherheitsunternehmen und umsatzstarken internationalen Konzernen.
Einer der Vorträge wurde von der britischen Firma Watchman gehalten, die ihre Erfahrungen aus Afrika darstellte und wie es ihr gelang, die lokale Bevölkerung für ihre Bergbau-Projekte zu gewinnen. Watchman beschäftigt zahlreiche ehemalige britische Militärangehörige und gilt als eine Topadresse für Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, ihre Interessen gegen den Widerstand der Bevölkerung durchzusetzen.
Im gleichen Monat äußerte sich der britische Botschafter in Bolivien, Jeff Glekin, zuversichtlich über die britischen Investitionsmöglichkeiten in Bolivien:
"Viele sind auf der Suche nach neuen Märkten in der Welt und Bolivien bietet so eine Möglichkeit, zu wachsen. Dank der politischen Veränderungen in Bolivien wurde eine offenere Atmosphäre für ausländische Investitionen geschaffen."
Hinsichtlich der weggeputschten Regierung unter Präsident Morales äußerte Glekin:
"Die alte Regierung befürwortete keine ausländischen Investitionen. Mit den Veränderungen, die wir jetzt sehen, ist es einfacher, den Markt zu betreten und Business zu machen. Die Firmen kommen von verschiedenen Teilen Großbritanniens und aus diversen Sektoren."
Außerdem machte Glekin deutlich:
"Die Nachfrage nach Lithium wächst und wächst und Bolivien muss diese Gelegenheit nutzen."
Die Bevölkerung Boliviens hat sich anders entschieden. Im Oktober 2020 erhielt die Partei von Evo Morales, die Movimiento al Socialismo (MAS), 55 Prozent der Stimmen. Im November 2020 wurde der neue Präsident Luis Arce im Amt vereidigt. Unmittelbar darauf konnte Evo Morales ins Land zurückkehren. Die führenden Politiker der Putschregierung müssen sich nun für die ihnen zur Last gelegten Verbrechen vor Gericht verantworten – so zum Beispiel für die Massaker von Sacaba und Senkata.
Die britische Regierung weißt indessen eine Verwicklung in die innerbolivianischen Prozesse zurück. Gegenüber Declassified UK äußerte sie:
"Die Präsidentschaftswahlen, die im Oktober 2020 in Bolivien durchgeführt wurden, waren frei und fair. Es gab keinen Putsch. Das Vereinigte Königreich hat eine starke und konstruktive Beziehung zur jetzigen und zu früheren bolivianischen Regierungen."
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