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WWF: Massive Regenwaldabholzung bedroht "das Leben, wie wir es kennen"

Zwischen 2004 und 2017 wurde eine Regenwaldfläche "ungefähr der Größe von Deutschland und Irland" abgeholzt. Der WWF warnt vor den dramatischen Folgen der Entwaldung – für das globale Klima und die Gesundheit der Menschen. Er sieht eine zentrale Verantwortung bei der EU.
WWF: Massive Regenwaldabholzung bedroht "das Leben, wie wir es kennen"Quelle: Reuters © Bruno Kelly

43 Millionen Hektar tropischen Regewaldes – eine Fläche "ungefähr der Größe von Deutschland und Irland zusammen" – wurden allein in 24 besonders stark betroffenen Gebieten im Zeitraum von 2004 bis 2017 abgeholzt. Diese Zahlen veröffentlichte die Umweltorganisation WWF am 13. Januar in einer Studie. Die größten Verluste gibt es in Südamerika, im Amazonas-Gebiet in den Ländern Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana: eine Fläche von 18,3 Millionen Hektar. Einer der Haupttreiber der Tropenwaldzerstörung ist die kommerzielle Landwirtschaft in den Ländern, die weitere Weide- und Ackerflächen für die Nahrungsmittelproduktion geschaffen hat – vor allem für den nordamerikanischen und europäischen Markt.

Der WWF warnt vor den dramatischen Folgen der Regenwaldabholzung – nicht nur für die betroffenen Regionen. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland, kommentiert:

"Regenwälder sind eine Gesundheitsvorsorge für Mensch und Natur. Sie speichern Kohlenstoff, sind ein wichtiger Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und ein Bollwerk gegen Pandemien. Wir müssen daher dringend die Entwaldung aufhalten, sonst stoppt das Leben, wie wir es kennen."

Die Studie basiert auf Satellitendaten. Darüber lokalisierten die Forscher 24 Hotspots "an denen die Entwaldung extrem voranschreitet". Nach der am stärksten betroffenen Amazonas-Region (Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana) ist die Regenwaldzerstörung am größten auf Borneo (Indonesien, Malaysia) mit 5,8 Millionen Hektar und Gran Chaco (Paraguay, Argentinien) mit 5,2 Millionen Hektar. Weitere Hotspots sind Madagaskar und Sumatra (Indonesien). Zudem seien 46 Prozent der noch intakten Wälder "stark fragmentiert" und "durch Straßen oder Ackerflächen zerstückelt". Dadurch sei der Wald "anfälliger für Trockenheit sowie Feuer und vertreibt dort lebende Tierarten".

In Lateinamerika verzeichnete der WWF Living Planet Report von 2020 einen Rückgang der überwachten Wildtierbestände um 94 Prozent. Susanne Winter sieht darin einen direkten Zusammenhang. Sie warnt, eine abnehmende biologische Vielfalt der Wälder senke die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern.

"Wälder sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt. Sie beherbergen 80 Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten außerhalb der Ozeane. […] Wenn wir die Klimakrise nicht noch weiter anheizen wollen, müssen wir die Wälder und die dort lebenden Arten schützen."

Brasilien treibt Privatisierung des Regenwaldes voran

Besonders Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro wird von Umweltschützern kritisiert, dass er die Abholzung des Regenwaldes und damit die Umweltzerstörung vorantreibe. Seit dem Beginn seiner Amtszeit im Januar 2019 haben die Waldbrände im Amazonas signifikant zugenommen. Zudem habe er die staatlichen Mittel für den Umweltschutz deutlich gekürzt.

Aktuell steht Bolsonaro in der Kritik dafür, dass er Brasiliens Nationalparks an private Investoren verkaufen lässt. Anfang der Woche wurden die Nationalparks Aparados da Serra und Serra Geral für 3,7 Millionen US-Dollar an die Unternehmensgruppe Construcap verpachtet. Das Unternehmen garantiert für die 30-jährige Laufzeit die Instandhaltung und Sicherheit der Nationalparks. Eine kommerzielle Erschließung ist ihr aber ausdrücklich erlaubt.

Die brasilianische Regierung hat umfassende Privatisierungspläne für ihre Nationalparks und Schutzgebiete – darunter auch Regionen, die von indigenen Kulturen bewohnt werden.

Die Verantwortung der EU

Der WWF sieht eine große Verantwortung bei Unternehmen und Konsumenten in der EU. Er fordert Politik auf, bei der Einfuhr zu achten, dass für die Produktion kein Regenwald abgeholzt wurde. In der Studie wird deutlich gesagt:

"Für den Anbau von Futtermittelsoja, Kakao und Rindfleisch, das in die EU importiert wird, wird oft Wald vernichtet. Rund ein Sechstel aller in der EU gehandelten Lebensmittel tragen zur Entwaldung in den Tropen bei."

Der WWF fordert daher "verbindliche Sozial- und Umweltstandards für die internationalen Handelsbeziehungen" – "auf Bundes- und EU-Ebene". Winter äußert die Forderung:

"Die Politik muss den Rahmen setzen und ein wirkungsvolles entwaldungsfreies EU-Lieferkettengesetz auf den Weg bringen. Waren, für deren Produktion Natur zerstört oder Menschenrechte verletzt wurden, dürfen nicht im Supermarktregal landen."

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