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Paris gegen Erdoğan-Club: Hassspiel am Mittwoch in der Champions League?

Das türkisch-französische Verhältnis ist nach den Verbalattacken des türkischen Präsidenten Erdoğan äußerst angespannt. Paris zog seinen Botschafter aus Ankara ab. Ausgerechnet jetzt muss Paris in der Champions League gegen Başakşehir antreten – den Lieblingsclub Erdoğans.
Paris gegen Erdoğan-Club: Hassspiel am Mittwoch in der Champions League?Quelle: AFP © Ozan Kose

Am Mittwoch kommt es in der Gruppenphase der UEFA Champions League zu einem brisanten Aufeinandertreffen. Der französische Meister unter der Leitung des deutschen Trainers Thomas Tuchel muss nach Istanbul reisen und trifft dort auf den türkischen Champion Medipol Başakşehir Futbol Kulübü – und das birgt in der momentanen Krise zwischen Paris und Ankara einige Brisanz.

Erdoğan hatte nach dem Vorwurf der Islamfeindlichkeit gegen den französischen Staatschef Emmanuel Macron noch einmal nachgelegt und seinen Amtskollegen persönlich angegriffen. Macron sei ein Krankheitsfall und müsse sich untersuchen lassen, hatte Erdoğan am Sonntag im ostanatolischen Malatya gesagt. Bereits am Samstag hatte er Macrons geistige Gesundheit angezweifelt. Zudem rief der türkische Präsident zum Boykott französischer Waren auf. Als Reaktion darauf hatte Frankreich seinen Botschafter aus Ankara zu Konsultationen zurückgerufen.

Bei dem türkischen Meister Başakşehir handelt es sich um den Lieblingsverein des türkischen Staatspräsidenten, den er gegründet haben will. In einem Interview aus dem Jahr 2019 mit dem türkischen Nachrichtensender TRT hatte Erdoğan, der auf die erfolgreiche Saison des Clubs angesprochen wurde, gesagt:

Başakşehir spielt gerade sehr gut. Darauf bin ich natürlich auch stolz, weil es der Verein ist, den ich gegründet habe. Başakşehir haben wir gegründet, als ich Oberbürgermeister der Stadt war. Von dort aus ist Başakşehir aufgestiegen und bis zu diesem Punkt gekommen.

Rückennummer "12" gehört dem Präsidenten

Es gibt noch weitere Dinge, die den türkischen Staatspräsidenten mit dem Club verbinden. Vereinspräsident Göksel Gümüşdağ ist mit der Tochter des älteren Bruders von Erdoğans Ehefrau Emine Erdoğan verheiratet. Der Hauptsponsor Medipol, ein Unternehmen, das im Bildungs- und Gesundheitssektor aktiv ist, wird von Erdoğans Gesundheitsminister und Vertrauten Fahrettin Koca geführt. Zudem wird die Rückennummer "12" in der Mannschaft nicht mehr vergeben, da Erdoğan diese im Jahr 2014 beim Eröffnungsspiel des neuen Stadions Başakşehir Fatih Terim Stadı trug.

Das Spiel zwischen PSG und Başakşehir findet am Mittwoch um 18.55 Uhr in Istanbul statt. Laut Informationen von PSG wurden vom Club keine besonderen Vorkehrungen für die Reise getroffen. Der Verein verwies auf die schon existierenden strengen Vorschriften in Bezug auf die COVID-19-Pandemie. Demnach dürfen die Spieler aus Paris zum Beispiel nicht das Hotel verlassen, und das Sicherheitsteam von Paris arbeitet eng mit lokalen Behörden zusammen, um die Überwachung der Vorschriften zu gewährleisten. Auch die UEFA sieht offenbar keinen zusätzlichen Handlungsbedarf, was das brisante Aufeinandertreffen betrifft.

Sportlich gesehen ist PSG der klare Favorit für die Begegnung am Mittwoch. Zwar verloren die Pariser ihr erstes Gruppenspiel zu Hause gegen Manchester United mit 1:2, doch PSG stand im vergangenen Jahr im Finale des Wettbewerbs. Das Spiel gegen den FC Bayern München verlor PSG mit 0:1. Başakşehir spielt zum ersten Mal überhaupt in der höchsten europäischen Klasse. Das erste Gruppenspiel verloren die Istanbuler auswärts gegen RB Leipzig mit 0:2. Brisant: Im Kader von Başakşehir steht mit dem Mittelstürmer Enzo Crivelli auch ein Franzose im Team. Ein weiterer Stürmer, Demba Ba, ist in Frankreich geboren und begann seine Karriere beim französischen Club FC Rouen. Zwischenzeitlich spielte er auch für den Bundesligisten TSG Hoffenheim.

Obwohl die Corona-Krise auch in der Türkei wieder an Fahrt aufnimmt, hatte der türkische Fußballverband (TTF) angekündigt, dass ab Oktober Fußballspiele wieder eingeschränkt mit Zuschauern stattfinden sollen. Der Verband sprach von einer Auslastung der Stadien mit 30 Prozent unter Einhaltung der vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen wie etwa Fiebermessung am Eingang des Stadions und Abstandsregeln im Stadion.

Wie viele Fans das Spiel am Mittwoch im Stadion sehen werden, ist bis jetzt noch unklar – wie "gesittet" es auf den Rängen und auf dem Rasen zugehen wird ebenso.

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