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Zeitgleich mit Dissidenten-Mord: Israelische Hacker im Dienste Saudi-Arabiens

Die israelische Firma Cellebrite bietet offiziell Dienste an, um im Sinne der Gesetzgebung Ermittlungen zu ermöglichen. Doch berichten israelische Medien unter Berufung auf exklusive Quellen auch von mitunter dubiosen Telefon-Hacking-Diensten für saudische Kunden.
Michael Weber/ imagebroker/ Global Look PressQuelle: www.globallookpress.com

Während sich die Assoziation von Cyberspionage und Hacking mit russischer Nationalität großer Beliebtheit erfreut, sollten gerade bei der Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten oder den politischen Missbrauch von Überwachungstechnologien jedoch die Fähigkeiten und Erfahrungen israelischer Akteure nicht missachtet werden. Datensicherheit auf dem Mobiltelefon – Pustekuchen. Selbst das Löschen von Daten ist kein unwiederbringlicher Vorgang – zumindest wenn die israelischen Firmen Cellebrite oder NSO am Werk sind. Und auf der Basis scheinen gerade zwischen Riad und Tel Aviv die Geschäftsbeziehungen gut zu laufen.

Wie die israelische Zeitung TheMarker – ein Partnerblatt von Hareetz – unter Berufung auf exklusive Quellen berichtet, hat das umstrittene israelische Technologieunternehmen Cellebrite seine Dienste im Bereich Telefon-Hacking auch saudischen Kunden in mitunter fragwürdigen Geschäften angeboten.

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Offiziell bietet Cellebrite seinen Service Polizei- und Sicherheitskräften in mehr als 150 Ländern an. Allerdings geht die Firma dabei auch mal unkonventionelle Wege und wird so mit teils schweren Menschenrechtsverstößen in Verbindung gebracht. Dabei scheinen die exklusiven Dienste so gefragt zu sein, dass das Unternehmen bei einigen Kunden auf Sonderbehandlungen zählen kann. So reiste dem Bericht zufolge ein Vertreter der israelischen Firma im November 2019 mit einem kommerziellen Flug aus London nach Riad. Dort wurde der Cellebrite-Mitarbeiter ohne Stempel oder Durchleuchtung seiner elektronischen Ausrüstung durch die Ankunftskontrollen und direkt in ein isoliertes Hotelzimmer eskortiert, bei dem von jeglicher Kameraüberwachung abgesehen wurde, so wie es der Dienstleister gefordert hatte. In Riad führte er seinen Auftrag aus, Informationen von einem Telefon, das sich im Besitz des saudischen Justizministeriums befand, zu hacken und zu kopieren. Laut TheMarker sei ein Samsung S10-Telefon auf Ersuchen der Generalstaatsanwaltschaft in Riad gehackt worden. Der Mann kehrte bald darauf nach London zurück.

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Cellebrite ist nicht die einzige israelische Firma, die für saudi-arabische Kunden Cyberdienstleistungen durchführt, jedoch ist es laut Hareetz die einzige, die dieses ohne Kontrolle des israelischen Verteidigungsministeriums macht. Demnach hatte die Firma ihre Dienste im Bereich Telefonhacking nicht in einem relevanten Bereich angemeldet, sondern als Dual-Use für zivile Zwecke, sodass es keiner Exportkontrolle bedürfe.

Ursprünglich war Cellebrite für seine Software zu Zwecken von Backups auf Smartphones bekannt, die jedoch auch für militärische Belange und Sicherheitszwecke genutzt wird. Die Technologie erlaubt es, sich auf Smartphones einzuhacken und allerhand Daten zu kopieren. Unter anderem fallen Ortsangaben, Bewegungsprofile, Audio-Dateien, Videos, Fotos und Korrespondenz darunter – außerdem können damit Informationen wiederhergestellt werden, welche gelöscht wurden.

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Bei dem von TheMarker berichteten Fall habe sich Cellebrite darauf berufen, dass der Besitz des Handys und das Einhacken legal seien – zumindest nach saudischem Recht. Allerdings – so betont auch Hareetz – unterlag dieses bereits dem Kronprinzen Mohammed bin Salman und dessen eher flexibler Auslegung des saudischen Rechts und seiner Umsetzung. Zu dem Zeitpunkt der Dienstleistungen war längst bekannt, dass im Vorjahr 15 Männer, die bin Salman nahestanden, den im Exil lebenden Journalisten Jamal Khashoggi auf grausame Weise getötet hatten.

Dem Bericht zufolge war Cellebrite in Saudi-Arabien auch zur Zeit der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi tätig. Mit diesem sehr prominenten Vorfall, der es auch hart gesottenen Riad-Unterstützern schwer machte, die Aufmerksamkeit von den Menschenrechtsverbrechen des saudischen Regimes abzulenken, wurde eine weitere israelische Technologiefirma in Verbindung gebracht. So soll die Überwachungssoftware Pegasus der ebenfalls für Missbrauch gegen Regierungskritiker berüchtigten israelischen Firma NSO auch zum Einsatz gekommen sein, um Konversationen zwischen Khashoggi und seinen Kollegen auszuspähen. Dies sagte Omar Abdulaziz, ein wie zuvor Khashoggi in Kanada ansässiger saudischer Aktivist, aus.

Cellebrite selbst gab an, man könne keine Auskunft über Kunden und deren Aktivitäten geben, aber anders als NSO sei es lediglich in nicht geheimen, sondern legalen Aktivitäten zur Aufdeckung von Straftaten wie Mord und Pädophilie involviert. Das israelische Verteidigungsministerium hielt sich auf Anfrage ebenfalls bedeckt. Es könne aus strategischen, diplomatischen und verteidigungspolitischen Gründen keinerlei Informationen zu seiner Exportpolitik oder zu spezifischen Fällen registrierter Exporteure herausgeben.

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