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Der Attentäter von Hanau war offenbar psychisch krank – besaß aber dennoch seit Jahren Waffen

Die Ermittler gehen nun auch offiziell davon aus, dass der mutmaßliche Todesschütze von Hanau psychisch krank war. Doch wie konnte er mehrere Waffen besitzen? Von seiner Krankheit hat in den Schützenvereinen, in denen er über Jahre aktiv war, niemand etwas bemerkt.
Der Attentäter von Hanau war offenbar psychisch krank – besaß aber dennoch seit Jahren WaffenQuelle: www.globallookpress.com

Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, sprach am Freitag in Berlin auf Grundlage erster Einschätzungen bei Tobias R. von einer offensichtlich "schweren psychotischen Krankheit". Der 43-Jährige hatte am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag in der hessischen Stadt Hanau zehn Menschen und dann sich selbst getötet. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach von einem rassistisch motivierten Terroranschlag. Außer der 72-jährigen Mutter des Mannes, die laut Berichten pflegebedürftig war, haben alle Opfer einen Migrationshintergrund.

Vier Menschen wurden den Ermittlern zufolge in der Hanauer Innenstadt, in der Shisha-Bar Midnight und im Nachtcafé La Votre aus unmittelbarer Nähe erschossen. Danach fuhr der mutmaßliche Täter mit dem Auto in den etwa zwei Kilometer entfernten Stadtteil Kesselstadt, wo in einem Café-Kiosk am Kurt-Schumacher-Platz ebenfalls Schüsse fielen. Zwei der Todesopfer soll der Schütze während seiner Fahrt in ihren Autos erschossen haben. Insgesamt fünf Menschen wurden dort getötet.

Zwei Waffen sichergestellt – Vater war in der Wohnung, wurde jedoch nicht erschossen

Stunden später entdeckte die Polizei die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen in seiner Wohnung, ebenfalls im Stadtteil Kesselstadt. Dort fanden die Ermittler auch die Leiche seiner 72-jährigen Mutter. Der Vater war zu dem Zeitpunkt ebenfalls in der Wohnung, er wurde jedoch nicht erschossen. Nach Angaben des Generalbundesanwalts hat der Vater Zeugenstatus und ist kein Beschuldigter. Neben dem mutmaßlichen Täter befand sich eine Waffe, insgesamt wurden zwei Waffen sichergestellt. 

Wie inzwischen bekannt wurde, war Tobias R. seit 2012 in einem Schützenverein in Frankfurt am Main aktiv. Von seiner psychischen Erkrankung soll dort niemand etwas bemerkt haben. Laut Stimmen aus dem Verein war er ein "eher ruhiger Typ", der in keiner Weise auffällig geworden sei. Seit 2013 durfte er Waffen besitzen. Die erste Waffe wurde nach Angaben der zuständigen Behörde 2014 auf der Waffenbesitzkarte eingetragen, zuletzt seien dort insgesamt zwei Waffen eingetragen gewesen. Überdies wurde 2019 diese Erlaubnis von der Kreisbehörde überprüft – ohne Auffälligkeiten festzustellen.

Der 43-Jährige war ein studierter Betriebswirt und ausgebildeter Bankkaufmann. Die Universität in Bayreuth bestätigte, dass Tobias R. dort von September 2000 bis März 2007 Student war. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat er zeitweilig in Oberfranken und in Oberbayern gewohnt. "Zuletzt hat er sich wohl 2018 im südbayerischen Raum aufgehalten", so Herrmann.

Täter war zuletzt arbeitslos, hatte wenig soziale Kontakte 

Laut einem Bericht im Spiegel soll Tobias R. auch in Bayern in einem Schützenverein gewesen sein. Demnach sei er von 2014 bis Ende vergangenen Jahres Mitglied der "Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft München 1406" gewesen. Dafür habe er laut Bericht ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen sowie von zwei Bürgen, die dem Verein schon länger angehören, Empfehlungen erhalten müssen.

Bis 2018 soll der 43-Jährige in München zur Untermiete gewohnt haben. Zuletzt sei er arbeitslos gewesen, habe nur wenige soziale Kontakte gehabt und wieder bei seinen Eltern gewohnt, heißt es am Freitag seitens der Behörden. In der Wohnung sollen zwei Schusswaffen gefunden worden sein, eine Sig Sauer und eine Walther-Kleinkaliberwaffe, sagten Behördenvertreter in einer Telefonkonferenz den Mitgliedern des Innenausschusses im Deutschen Bundestag. Sein Vater habe bislang nicht vernommen werden können. Wann genau die Mutter erschossen wurde, sei noch nicht geklärt.

Wie nun der Spiegel berichtet, soll der Vater des Schützen 2011 auf der Liste für Die Grünen zur Wahl als Ortsbeirat Kesselstadt kandidiert haben. Er soll sich zu dem Zeitpunkt für den Schutz von Bäumen interessiert haben, sei jedoch kein Mitglied dieser Partei gewesen.

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(rt/dpa)

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