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"Sind auf dem Dorf noch nicht so weit": Muslim zieht CSU-Kandidatur wieder zurück

Eine Provinzposse der bayerischen Art: Erst schlägt der CSU-Ortsvorstand in Wallerstein einen Unternehmer mit türkischen Wurzeln als Bürgermeisterkandidaten vor – dann rebelliert plötzlich die Partei. Dabei gibt es schon einen muslimischen Politiker in der Partei.
"Sind auf dem Dorf noch nicht so weit": Muslim zieht CSU-Kandidatur wieder zurückQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Vor den bayerischen Kommunalwahlen ist der CSU-Ortsvorstand im schwäbischen Wallerstein mit dem Vorschlag eines muslimischen deutschen Unternehmers als CSU-Bürgermeisterkandidat an der eigenen Basis gescheitert. Nach heftigen Protesten aus dem CSU-Ortsverband zog der 44-jährige Sener Sahin seine Bewerbung zurück. Sahin sei im vergangenen Jahr gefragt worden, ob er für die CSU antreten wolle, sagte der Ortsvorsitzende Georg Kling. Er hätte am nächsten Donnerstag in Wallerstein von der CSU nominiert werden sollen.

Doch seit Bekanntgabe des Vorschlags im Dezember habe es in Teilen des Ortsverbandes scharfen Widerstand gegeben. "Wir sind auf dem Dorf, und wir sind noch nicht so weit", sagte Kling schwer enttäuscht. Es sei immer wieder um seinen Glauben gegangen, sagte Sahin. Ein Muslim und die Christlich-Soziale Union passen nicht zusammen, hätten Parteimitglieder gesagt. Einige Kandidaten für die Gemeinderatsliste hatten Kling zufolge mit ihrem Rückzug gedroht.

Dabei hat die CSU schon seit 2011 einen muslimischen Politiker als Stadtrat in Erlangen sitzen: Mehmet Sapmaz. Der 1970 geborene Politiker ist sogar der stellvertretende CSU-Ortvorsitzende in Tennenlohe. Sapmaz gibt auf der offiziellen Seite der CSU in Erlangen unter Religion "Islam" an. Dass in der CSU auch andere Konfessionen willkommen sind, bewies die Partei zudem 2018, als sie das "Jüdische Forum in der Union" gründete.

Sahin besitzt in Wallerstein eine Firma für Maschinenhandel. Er lebt schon immer in der Region, wurde im nahen Nördlingen geboren, hat aber türkische Wurzeln. Mit seiner aus einer christlichen Familie stammenden Frau hat er zwei Kinder. "Ich habe von Anfang an gesagt: Wenn die Mitglieder nicht hinter mir stehen, dann mache ich das nicht", betonte Sahin. Er wolle nicht, dass der Ortsverband daran kaputtgehe. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte der Unternehmer:

Ich bin einer, der jede Meinung akzeptiert. Wenn Leute sagen, sie sind noch nicht so weit, dass sie einen Moslem als Bürgermeister haben wollen, ist das für mich okay. Ich bin auch traurig, dass das jetzt alles so groß geworden ist. Ich wollte eigentlich ganz still meinen Rücktritt von der Kandidatur melden. Ich wollte der Partei null Schaden bringen, das war mein Ziel. Ich habe gesagt: Ich ziehe die Kandidatur zurück, dann habt ihr bei der Mitgliederversammlung keinen Streit und keiner tut mir weh. Ich muss mich nicht für das, was ich bin, zerfleischen lassen. Ich hab' dem Parteivorstand ja von Anfang an gesagt, dass das schwierig wird.

Es sei nie um seine Person, sondern immer nur um seinen Glauben gegangen. Das C in CSU und er als Moslem, das passe absolut nicht zusammen, soll es zum Beispiel geheißen haben. Er habe sich gedacht: "Na gut, es gibt immer drei, vier Leute, die gegen etwas sind." Aber dann habe das alles einen unglaublichen Lauf genommen. "Bis nach Berlin", so Sahin. Er wisse nicht, wer das alles war, aber es hätten sogar Leute bei CSU-Bundestagsabgeordneten angerufen und sich beschwert. "Nach dem Motto: Wie kann man einen Türken als Bürgermeisterkandidaten aufstellen?" Das sei für ihn ein Schock.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bedauerte Sahins Rückzug. "Wer sich zu den Grundsätzen der CSU bekannt hat, der sollte auch ein guter Kandidat sein", sagte der CSU-Vorsitzende am Montag am Rande der CSU-Klausurtagung im oberbayerischen Seeon. Wer sich so engagiere, habe Respekt und Unterstützung verdient.

Er habe CSU-Generalsekretär Markus Blume beauftragt, den Vorgang aufzuarbeiten. In Bayern finden am 15. März Kommunalwahlen statt. Und die CSU hat nun laut Kling in Wallerstein keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten mehr.

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