Pannen-BER: Neue Mängel könnten geplante Inbetriebnahme im Oktober 2020 verhindern
Am Berliner Pannenflughafen Berlin-Brandenburg (BER) sind neue Mängel bekanntgeworden, die eine momentan geplante Inbetriebnahme des Bauwerks im Oktober 2020 wieder fraglich erscheinen lassen.
Wie der Tagesspiegel berichtet, stehen Kabelkanäle der Startbahn Süd dauerhaft unter Wasser, weil keine Entwässerung vorgesehen wurde. 70 Prozent der für die Versorgung der Start- und Landebahn-Beleuchtung mit Strom vorgesehenen Kabel würden von Wasser umspült. Laut TÜV hat sich die Isolation der dafür nicht ausgelegten Kabel bereits so verschlechtert, dass Kurzschlüsse drohen.
Der BER hat für den Austausch der Kabel knapp zehn Millionen Euro bewilligt. Laut BER sei der Austausch der Kabel für die Beleuchtung der südlichen Start- und Landebahn bereits im August durch den Aufsichtsrat beschlossen worden. Durchgeführt werden soll der Austausch im Jahr 2019. Hannes Hönemann, Sprecher des Flughafens, erklärte, dass es sich dabei lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme handle. "Der vorsorgliche Austausch dieser Kabel macht deutlich, wie engmaschig die Flughafeninfrastruktur gemonitort wird."
Abgesehen von diesem neu bekanntgewordenen Problem mit der Startbahn Süd bleibt ein anderes bekanntes Problem mit den Kabeln in den Terminals. Nach Angaben der regionalen Bauaufsicht und des TÜV wurden dort im September mehr Mängel entdeckt als zuvor im April. Bei den Brandmeldekabeln zählte der TÜV im September 1.622 wesentliche und 920 einfache Mängel. In der Summe seien die Anlagen nicht genehmigungsfähig.
Soll der BER wirklich im Oktober 2020 eröffnet werden, müssten alle Mängel bis zum Juni 2019 behoben sein. Andernfalls reicht die Zeit nicht für die Abnahmeprozedur.
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup geriet in der vergangenen Woche in die Schlagzeilen, als er einen immer größer werdenden Wust von Normen beklagte, der große Bauvorhaben immer schwieriger mache. Im Interview mit der Architekturzeitschrift ARCH+ sagte Lütke Daldrup, vor zwanzig Jahren habe es nur 25 Prozent der Normen gegeben, die man heute habe. "Ließe man von diesen die Hälfte weg, wäre es generell einfacher, billiger und effizienter in Deutschland zu bauen." Als Ursache für diese Normen vermutete der BER-Chef ein Eigeninteresse von Ingenieuren in Normungsausschüssen.
Die Berliner Baukammer widersprach Lütke Daldrup. Ingenieure täten alles, um der Normenflut entgegenzuwirken. Verantwortlich seien der Bund und die EU. Den Ingenieuren die Schuld zuzuschieben sei "kurzschlüssig und - mit Verlaub - etwas dreist".
Abgesehen von der Frage nach den Verantwortlichen sind Auslassungen des Flughafenchefs über den Wust an Regularien als Hemmnis grundsätzlich verständlich und nachvollziehbar. Allerdings wirken sie vor dem Hintergrund der nun bekannt gewordenen Probleme wie ein vorweggenommener Rechtfertigungsversuch für eine erneute Verschiebung des Eröffnungstermins.
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