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Vertuschung hochgefährlicher Waffenunfälle in Deutschland - Frieder Wagner mahnt Untersuchungen an

Filmemacher Frieder Wagner hat eine Reihe investigativer Filme zu den Folgen schwerer Waffen produziert. Vor dem Hintergrund des Großbrandes auf einem Waffenübungsgelände gab er RT Deutsch seine Einschätzung und mahnt an, den Fall nicht zu den Akten zu legen.
Vertuschung hochgefährlicher Waffenunfälle in Deutschland - Frieder Wagner mahnt Untersuchungen an

Während das Verteidigungsministerium ankündigte, mögliche Fehler der Bundeswehr beim Moorbrand im Emsland vor Ende des Jahres zu überprüfen, wurden jegliche Gesundheitsrisiken sowohl durch Rauch als auch durch Munitionsreste seitens offizieller Stellen bereits ausgeschlossen. Entwarnung hinsichtlich einer möglichen Strahlenbelastung erfolgte innerhalb weniger Tage nach der Ankündigung entsprechender Messungen.

Der preisgekrönte Filmemacher Frieder Wagner hat in mehreren seiner investigativen Dokumentationen auch die gesundheitlichen Auswirkungen von Uranwaffeneinsätzen beleuchtet und den Umgang Verantwortlicher damit hautnah erfahren. Angesichts der renitenten Verweigerung von Informationen verantwortlicher Stellen hat Wagner sowohl mit Gesundheitsexperten als auch mit Wissenschaftlern im Bereich der Strahlenmessung zusammengearbeitet und sich dadurch über die Jahre entsprechende Kenntnisse angeeignet.

Nach dem Moorbrand im Emsland erinnert Frieder Wagner an frühere Vertuschungsfälle und mahnt, dass nur umfangreichere und unabhängige Untersuchungen zuverlässige Kenntnisse bringen können.

Die Einschätzung des Machers von Dokumentationen wie "Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra"und "Tödlicher Staub" dazu im Wortlaut:

Messdaten der Bundeswehr nicht zuverlässig

Spezialisten der Bundeswehr untersuchen wegen des durch einen Raketenabschuss verursachten Moorbrandes bei Meppen Boden, Luft und Wasser nach Spuren von radioaktiver Strahlung und Quecksilber. Auf dem Waffentestgelände könnten Berichten der Neuen Osnabrücker Zeitung zufolge in der Vergangenheit quecksilberhaltige Sprengkörper beispielsweise der Nationalen Volksarmee der DDR sowie uranhaltige NATO-Munition getestet worden sein. Dem Verteidigungsministerium zufolge gibt es keine akuten Hinweise auf radioaktive Strahlung oder erhöhte Quecksilberbelastung.

Es gibt keine Erkenntnisse, dass dort jemals Uranmunition getestet worden ist", sagte Ministeriumssprecher Jens Flosdorff.

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Das niedersächsische Innenministerium wartete allerdings über eine Woche auf Messdaten der Bundeswehr, die vor dem 18. September beim Moorbrand erhoben wurden.

"Wir haben die Bundeswehr gebeten, uns Messdaten von vor dem Zeitraum, zu dem starke zivile Kräfte und das Innenministerium eingebunden worden sind, zu übermitteln. Da warten wir noch auf die entsprechende Rückmeldung", sagte der für den Katastrophenschutz zuständige Referatsleiter aus dem Innenministerium, Mirko Temmler. Die Anfrage an die Bundeswehr sei am 29. September gestellt worden. "Gerade in diesem Punkt sehen wir es auch kritisch, dass die Rückmeldung schon mehrere Tage auf sich warten lässt", sagte Temmler. Noch unklar sei, ob es diese Daten gibt und ob sie auch zur Verfügung gestellt und veröffentlicht werden können.

Bisher gibt es nach Angaben des Ministeriums aber keinen Anlass, sich wegen einer Gesundheitsgefährdung der Helfer oder der Bevölkerung Sorgen zu machen.

Sollen wir den Fall also zu den Akten legen? Nein! Denn wir wissen inzwischen leider, dass selbst nach Katastophen wie dem Flugzeugabsturz in Remscheid, wo am 8. Dezember 1988 ein amerikanischer A-10-Kampfjet in die Stockder Straße stürzte, der nach Aussagen von Experten mit Uranmunition und chemischen Waffen aufmunitioniert war, in Sachen Aufklärung gemauert, verschwiegen, verschleiert, verdreht und gelogen wurde – bis heute.

In Sachen Aufklärung gemauert, verschwiegen, verschleiert, verdreht und gelogen

So haben die verantwortlichen US-Militärs damals stur behauptet, die abgestürzte Maschine hätte nur Übungsmunition an Bord gehabt, obwohl deutsche Bundeswehroffiziere, die damals zuerst die Sicherung der Absturzstelle in Remscheid übernommen, unter anderem Sanitäter gewarnt hatten, dass sie sehr vorsichtig vorgehen sollten, weil der abgestürzte Jet mit Uranmunition aufmunitioniert war und vor Ort auch solche Uranmunition gefunden worden war.

Zudem hat der Oberstarzt des Radiologischen Instituts der Bundeswehr bei einer Diskussion zur Thematik Uranmunition 2014 in Berlin versichert:

Beim Absturz in Remscheid muss uranhaltige Munition dabei gewesen sein, weil die US Air Force immer und auch heute noch voll aufmunitioniert fliegt und außerdem haben die A-10-Thunderbolt-Kampfjets damals noch alle Trimmgewichte aus abgereicherten Uran verwendet.

Trimmgewichte von ca. 100 kg abgereichertem Uran, wie es auch in der israelischen El-Al-Maschine war, die im Amsterdamer Stadtteil Bijlmermeer 1992 abgestürzt war und wo danach zahlreiche Bewohner an hochagressiven Krebsarten und Leukämien erkrankt und gestorben sind, wie in Remscheid auch. Nach der Katastrophe wurden an der Absturzstelle in Remscheid Untersuchungen, Bodenproben und Radioaktivitätsmessungen durchgeführt. Offiziell wurden aber nie Auffälligkeiten festgestellt, auch keine Radioaktivität gemessen.

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27 Jahre nach der Katastrophe hat aber der Geophysiker Professor Dr. Peter Horn mit einem kleinen Team – in meiner Anwesenheit – die Gegend mit drei Geigerzählern untersucht und hat an mehreren Stellen des damaligen Absturzes Radioaktivität gemessen, die die natürliche Hintergrundstrahlung um das Drei- bis Vierfache überstieg und das 27 Jahre nach dem Absturz und obwohl Schnee und Regen jede Radioaktivität eigentlich längst tief in den Boden hätte transportieren müssen. Ist diese gemessene Radioaktivität, die immer noch messbare Nachwirkung der Urangeschosse mit denen der abgestürzte US-Jagdbomber aufmunitioniert war? Das könnten nur massenspektrometrische Messungen von dort genommenen Bodenproben klären.

Extensive Waffentests in Meppen

Auf dem Schießgelände bei Meppen wurden seit Jahrzehnten alle möglichen Geschosse und auch schwerste Munitionsgranaten getestet. Der heutige, größte Landschießplatz Europas ist 31 km lang und fünf bis sieben km breit. In den ersten Nachkriegsjahren nach 1945 hatten die Alliierten das ganze Gelände demilitarisiert, aber am 3. Juli 1957 wurde auf eine Anordnung des Bundesministers der Verteidigung die Anlage weitgehend wieder ihrer ursprünglichen Aufgabe zugeführt. Die Bezeichnung lautete ab 1962 "Erprobungsstelle 91 der Bundeswehr", bzw seit 1987 "Wehrtechnische Dienststelle 91" (WTD 91). Es stehen heute elf Zielgebiete und zwei Bombenabwurfgelände zur Verfügung, insbesondere sechs Hauptfeuerstellungen, acht umwallte Feuerstellungen, zehn gedeckte Feuerstellungen, 21 Einzelfeuerstellungen, eine Steilfeueranlage und drei Materialbeschussstände.

Für panzerbrechende Munition steht eine Nachbildung eines russischen T-72-Panzers zur Verfügung und auf einem schweren Schießstand der Turm eines Leopard-2-Panzers. Als Beschussziel für Lenkflugkörper stehen massive Panzerplatten zur Verfügung. Auch die Rüstungsindustrie kann jederzeit durch Anmietung entsprechender Schießstände ihre neuesten Waffensysteme in Meppen erproben.

Erkenntnisse des BMVg abhängig von komplexen Messungen

Ob exakt dokumentiert ist, was da ständig getestet wurde, ist scheinbar nicht bekannt oder will man gar nicht wissen. Deshalb kann der Sprecher im Verteidigungsministerium, Jens Flosdorff, auch sagen:

Es gibt keine Erkenntnisse, dass dort (Schießanlage Meppen) jemals Uranmunition getestet worden ist.

Und das könnten einzig massenspektrometrische Untersuchungen von Bodenproben durch ein neutrales Institut – in jedem Fall also kein Bundeswehrinstitut – feststellen.

Denn es muss uns klar sein: Bei solchen Gefährdungsszenarien wird von offiziellen Stellen, auch besonders aus Angst vor hohen Regresszahlungen, in Sachen Aufklärung gemauert, verschwiegen, verschleiert, verdreht und gelogen. Das hat sich auch wieder klar gezeigt, als in Laufeld in der Eifel am 1. April 2011 wieder ein A-10-US-Kampfjet abstürzte. Laut US Air Force soll da die Ursache menschliches Versagen gewesen sein. Augenzeugen aus Laufeld bezweifeln das aber heftig. Ihrer Ansicht nach soll der Kampfjet Triebwerksprobleme gehabt haben.

Angeblich hatte er – wie in Remscheid – nur Übungsmunition an Bord, obwohl das Bodenkampfflugzeug von einem Einsatzflug aus dem Libyenkrieg zurückgekehrt war!!! Damals war eine US-Bergungsmannschaft in schweren Schutzanzügen mit Gasmasken angerückt und hat die deutschen Feuerwehren, die dort schon löschten, sofort weggeschickt mit dem Hinweis, sofort ABC-Schutzanzüge anzuziehen. Und dann hatte der Jet plötzlich laut US-Pressemitteilung nur Übungsmunition an Bord – das ist einfach lächerlich, wenn der Jet doch von einem Kampfeinsatz zurückkam.

Messungen komplex und politisch schwierig

Wenn man konkret nachweisen will, ob auf den Schießplätzen bei Meppen jemals Uranmunition getestet worden ist, müsste man beispielsweise von der Schießbahn, wo der Nachbau des russischen T-72-Panzers steht, Bodenproben genommen werden. Diese Bodenproben müssten dann massenspektrometrisch auf Uran-Isotope von U 238 und U 236 untersucht werden.

Doch verweist Frieder Wagner darauf, dass einige der relevanten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Uranmunition dazu angehalten worden seien, diese Kenntnisse nicht so frei zur Verfügung zu stellen.

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