Deutschland

Friedensaktivisten besetzen Stadtkulisse für NATO-Übungen

Sachsen-Anhalt: Kriegsgegner setzen Zeichen gegen Geisterstadt "Schnöggersburg" in der Altmark. Erstmals probte auch die Polizei die "Terrorabwehr" auf dem Gefechtsübungszentrum, mit dem der Rüstungskonzern Rheinmetall als Betreiber zusätzliche Profite kassiert.
Friedensaktivisten besetzen Stadtkulisse für NATO-ÜbungenQuelle: Reuters © Ints Kalnins

In Sachsen-Anhalt begingen 20 Friedensaktivisten den 28. Jahrestag der deutsch-deutschen Einheit auf ihre Weise: Mehrere Stunden hielten sie die Übungsstadt "Schnöggersburg" auf dem Truppenübungsplatz des Gefechtsübungszentrums (GÜZ) Altmark bei Magdeburg besetzt. Am späten Vormittag führten Soldaten und Polizeibeamte die Besetzer kilometerweit zu Fuß aus dem insgesamt 232 Quadratkilometer großen Militärgelände.

"Friedensübungszentrum" statt Profitquelle für Rheinmetall

Man habe unter anderem Banner aufgehängt und Straßen "umbenannt", erklärte eine Sprecherin des Jugendnetzwerks für politische Aktionen (JunepA) gegenüber der Autorin. Außerdem gaben Mitglieder der Gruppe "Lebenslaute" ein kleines Friedenskonzert in Schnöggersburg. "Als die Polizei kam, haben wir freiwillig unsere Personalien abgegeben und durften die Musik noch fertig spielen", sagte sie. Außer den beiden Gruppen war die örtliche Bürgerinitiative "Offene Heide" an der Aktion beteiligt. Diese setzt sich seit 25 Jahren für eine zivile Nutzung der Colbitz-Letzlinger Heide in der Altmark ein. 

"Was in Schnöggersburg im Rahmen der Übungen gespielt wird, ist in vielen Ländern der Welt blutige Realität", hieß es seitens der Aktivisten. Der Rüstungskonzern Rheinmetall kassiere als langjähriger GÜZ-Betreiber mit jeder Militärübung zusätzliche Profite. Trotz offiziellen Exportverbots würden an Kriegsschauplätzen immer wieder Waffen dieses Unternehmens nachgewiesen, etwa im Jemen und in kurdischen Gebieten, erklärten sie zu ihren Beweggründen.

Hochgerüstete Geistermetropole für 140 Millionen Euro

Im GÜZ Altmark werden jährlich rund 25.000 Soldaten gezielt auf Kriegseinsätze in aller Welt vorbereitet. Die Bundeswehr spricht vom modernsten Truppenübungsplatz in ganz Europa. Rheinmetall stattet das Areal militärisch aus und beteiligt sich an der Ausbildung der Soldaten, beispielsweise an neuen Waffensystemen.

Für die fast fertig gestellte und seit Ende 2017 teilweise freigegebene, sechseinhalb Quadratkilometer große Geistermetropole mit 500 Häusern, Flughafen, Stadion, U-Bahn, Industriegebiet und vielem mehr veranschlagt der Bund inzwischen 140 Millionen Euro. "Das Gelände ist darum ein wichtiger Ansatzpunkt des Protests gegen Militarismus und für eine solidarische Gesellschaft", betonten die Besetzer.

Polizei probt schnelles "Ausschalten von Terroristen"

Nicht nur Bundeswehrsoldaten trainieren in Schnöggersburg für den Krieg. Erst an diesem Montag und Dienstag probten dort 160 Bundes- und Landespolizisten die "Aufstandsbekämpfung", oder - wie sie es selbst nennen: "Terrorabwehr". Wie eine Polizeisprecherin dem Rundfunksender MDR sagte, spielten die Beamten mehrere  Szenarien unter anderem am Bahnhof und in Zügen durch. "Ziel der Übung war es, die Terroristen so schnell wie möglich auszuschalten, Verletzte zu bergen und die medizinische Erstversorgung zu leisten."

Als Übungsort dienten der Polizei demnach unter anderem der Bahnhof der Militärstadt Schnöggersburg mit Gleisen und Waggons. Zusätzlich hätten die Beamten auf dem Verlade-Bahnhof der Bundeswehr bei Letzlingen trainiert. Übungsleiter Sven Jahn von der Akademie der Bundespolizei in Lübeck lobte gegenüber dem Rundfunksender das Militärgelände: Es sei ideal für diesen Zweck. Weder behindere die Übung den Betriebsablauf der Deutschen Bahn, wie es etwa vor kurzem bei einer Übung in Leipzig geschehen sei, noch benötige man zusätzliche Beamte zum Absperren des Areals.

"Speerspitze" der NATO trainiert schnelles Eingreifen

Für NATO-Truppen steht Schnöggersburg ebenfalls offen. Die erste gemeinsame Großübung mit 2.000 deutschen, niederländischen und norwegischen Soldaten fand Mitte Juni dort statt. Diese Einheiten sollen nach Angaben der Bundeswehr künftig den Kern der "Schnellen Eingreiftruppe" bilden. Innerhalb von 48 bis längstens 72 Stunden soll diese sogenannte "Speerspitze" an jedem Ort der Welt voll einsetzbar sein.

Ende Oktober startet zum Zweck der innereuropäischen Koordination der Armeen ein noch größeres Manöver in Norwegen. Dazu werden insgesamt 45.000 NATO-Soldaten antreten, wie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag verkündete. Es gehe darum zu testen, wie schnell die Alliierten im Ernstfall ihre Truppen verlegen können, betonte Stoltenberg. Angeblich richte sich die Übung nicht gegen Russland.

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