Deutschland

Cottbus sucht nach Harmonie zwischen Einheimischen und Neuzugängen

Cottbus nimmt zunächst keine weiteren Flüchtlinge mehr auf. Grund für die Entscheidung der Stadt sind Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Geflüchteten, die auch nach der Ankündigung des Aufnahmestopps weitergehen. Die Polizei ist im Dauereinsatz.
Cottbus sucht nach Harmonie zwischen Einheimischen und Neuzugängen Quelle: www.globallookpress.com © Patrick Pleul

Cottbus kommt nicht zur Ruhe. Einzeltäter unter Flüchtlingen heizen die Stimmung gegen Asylsuchende in der Stadt an. Flüchtlinge werden angepöbelt und beschimpft. Mehr Polizeipräsenz und ein Aufnahmestopp soll die Gemüter beruhigen. Am Samstag fand in Cottbus eine Demonstration gegen Zuwanderung statt, an der rund 1.500 Menschen teilnahmen. Der Sprecher des Innenministeriums Ingo Decker (SPD) fasst zusammen: 

Die Stimmung in Cottbus ist angespannt. Was sich da vollzieht, ist keine Kleinigkeit. Die Demo zeigt, dass wir es nicht nur mit Rechtsextremisten und der AfD zu tun haben, sondern auch mit vielen empörten Bürgern."

Video der Proteste gegen Zuwanderung in Cottbus: 

Organisiert wurden die Proteste durch den Verein "Zukunft Heimat". Journalisten wurden beschimpft. Aus der Masse war zu hören: "Scheiß rbb". Der Journalisten-Verband Berlin-Brandenburg: 

Wer selbst das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit nutzt, muss auch das Grundrecht der Berichterstattung akzeptieren."

Zu der Demonstration führten Auseinandersetzungen mit Messern. Ein deutscher Jugendlicher wurde von zwei Syrern mit einem Messer im Gesicht verletzt. Vor einem Einkaufszentrum drohte eine Gruppe Syrer einem Ehepaar. Dabei zog einer von ihnen ein Messer. Durch das Eingreifen eines Passanten soll schlimmeres verhindert worden sein. Einer der Jugendlichen musste gemeinsam mit seinem Vater Cottbus verlassen, denn dieser war schon zuvor auffällig geworden. 

"Gefährderansprachen" nicht immer wirksam 

Der Ordnungsdezernent Thomas Bergner erklärte in einer Pressekonferenz nach dem Angriff auf ein Ehepaar, dass die Ausländerbehörde sogenannte "Gefährderansprachen" durchführe, diese aber nicht immer den gewünschten Erfolg zeigten:

Das sind Ansprachen, wo mit den Erziehungsberechtigten von Jugendlichen oder mit Erwachsenen, die es betrifft, darüber gesprochen wird, dass es gewisse Verhaltensprinzipien in unserem Land gibt und was da passiert, wenn man sich nicht daran hält. (...) Die Integrationsbemühungen, die wir hier - mit den betreffenden Personen hatten -  sind als gescheitert erklärt, und sie müssen Cottbus verlassen."

In der Regel führte dies zu einer Änderung des Verhaltens. Bei dem Angriff auf ein Ehepaar vom 12. Januar war eine Person involviert, bei dem bereits eine "Gefährderansprache" vorgenommen wurde. Als Konsequenz gab die Stadt eine "negative Wohnsitzauflage" an die betreffende Person und dessen Vater aus, welche für Cottbus und den Spree-Neiße-Kreis gilt. 

Pressekonferenz nach Angriff auf ein Ehepaar in Cottbus: 

Kurzfristig hatte Cottbus 2017 in der Innenstadt ein Alkoholverbot verhängt, um die Situation zwischen Anwohnern und Neuzugängen in der Stadt zu entspannen. Überwachungskameras im Zentrum, die nur für kurze Zeit installiert werden sollten, werden zur Dauereinrichtung. Nun ist geplant, die Sozialarbeit in den Schulen zu verstärken und mehr Personal beim Ordnungsamt einzustellen. Derzeit leben in Cottbus mehr als 3.000 Asylsuchende. 

Im Namen ihrer Landsleute entschuldigten sich zwei geflüchtete Syrer beim Oberbürgermeister von Cottbus, Holger Kelch (CDU), und überreichten diesem einen Brief: 

Es tut uns sehr leid, dass zwei unserer Landsleute in Cottbus Menschen angegriffen haben. Wir bitten alle um Verzeihung und möchten deutlich machen, dass dieses Verhalten auch bei uns nicht in Ordnung ist. Wir möchten Ihnen sagen, dass wir hier sind, um in Frieden zu leben. In unserer Heimat ist Krieg, und wir wollen ein sicheres und friedliches Leben führen."

An ihre Landsleute hatten sie folgende Nachricht: 

Liebe Syrer, liebe Flüchtlinge, wir sind hier Gäste, wir müssen die Regeln akzeptieren und Respekt haben. Deutschland hat uns aufgenommen, während unsere Nachbarländer die Türen geschlossen haben. Wir bekommen hier alles, was wir für ein neues Leben brauchen. Bitte vergesst das nicht und benehmt euch!"

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