Deutschland

Tagesspiegel fordert: Brandenburgs Ministerpräsident soll US-Truppen freundlicher begrüßen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sorgte 2017 für Schlagzeilen, als dieser sich weigerte, US-Militär bei der Durchfahrt freundlich zu begrüßen. Jetzt setzen Medien den Landespolitiker erneut unter Druck - er zeigt sich immer noch spröde.
US-Soldat in DeutschlandQuelle: Reuters

Anfang Januar veröffentlichten gleich zwei Blätter der Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH (DvH Medien) - Der Tagesspiegel und die Potsdamer Neuesten Nachrichten - einen kritischen Artikel über den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD). Dabei war es aber keine zu dichte Nähe zur Wirtschaft, Korruption oder behördliches Versagen, das sie ihm vorwarfen - klassische Themenfelder, wo Journalisten bei Politikern in der Regel nachhaken. Die Journalisten monierten vielmehr, dass der Ministerpräsident nicht vorhabe, die US-Amerikaner bei ihrer nächsten Truppendurchfahrt in Richtung Osteuropa öffentlich zu begrüßen: 

Ich werde nicht winkend am Wegesrand stehen. Ich werde auch nicht auf einen Abrams-Panzer klettern", sagte Woidke kürzlich laut Tagesspiegel

Damit erneuerte er seine eigene Kritik von vor einem Jahr, die er bereits an den ersten US-Militärtransporten angebracht hatte. Damals sagte er: "Ich glaube, dass es uns auf Dauer nicht weiterhilft, wenn Panzer auf beiden Seiten der Grenze auf und ab fahren." Damals hatte Woidke als Polen-Beauftragter der Bundesregierung für eine diplomatische Mini-Krise mit den östlichen Nachbarn Deutschlands gesorgt. Litauische und polnische Politiker haben sich eingeschaltet. Woidke musste danach mehrfach betonen, dass es richtig sei vom westlichen Bündnis, deutlich zu machen, dass man das Vorgehen Russlands in der Ukraine und die "Annexion" der Krim missbillige.

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US-Armee will nun eigene Imagekampagne starten

Nichtdestotrotz gibt der ostdeutsche Politiker und ehemalige NVA-Soldat immer wieder zu erkennen, dass er in der langen SPD-Tradition des Dialogs mit Russland steht. Grund zur Sorge für transatlantisch ausgerichtete Redaktionsstuben deutscher Medienhäuser. Denn schon bald stehen wieder neue US-Truppenverlegungen an: Im Frühling und Sommer 2018 werden sich rund 3.000 US-Soldaten und knapp 1.000 Fahrzeuge sowie etwa 85 Panzer über Straße und Schiene nach Osteuropa bewegen - zu ihren Stationierungsorten in Polen und im Baltikum. Davon wird auch Brandenburg betroffen sein. Deshalb besteht abermals die Gefahr, dass Woidke die Gefühle der Durchfahrenden wieder mit seiner Kälte verletzt.

Um der mangelnden Begeisterung unter den Brandenburgern beizukommen, die Woidke offenbar verkörpert, hat die US-Armee bereits eine eigene Charme-Offensive in Ostdeutschland angekündigt. Oberst Kathleen T. Turner, Sprecherin der U.S. Army in Europa, spricht von geplanten Konzerten von Militärbands sowie Besuchen in Städten und Gemeinden - um Vorurteile und Ängste abzubauen. Die Holtzbrinck-Presse pflichtet den Amerikanern bei und berichtet mit erkennbarem Neid, wie begeistert Polen und Balten amerikanischem Militär in ihren Gemeinden zujubeln: 

Während die US-amerikanischen Truppen in Polen auf den Marktplätzen geradezu bejubelt werden, Kinder sich mit Soldaten fotografieren lassen und auf die Humvee-Geländewagen steigen dürfen, herrscht in Ostdeutschland Skepsis", schreibt der Tagesspiegel.

Woidke

Um die gleiche Begeisterung im angeblich "antiamerikanischen" Osten Deutschlands zu erreichen, greifen Der Tagesspiegel und PNN sogar zu einer offenen Geschichtsfälschung: Sie erinnern die Brandenburger daran, dass es die Amerikaner gewesen wären, die Brandenburg "unter hohem Blutzoll" von Hitler befreit hätten. 

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"Brandenburg von den Amerikanern befreit"

Ob in diesem Zusammenhang das Schulsystem versagt hat, das das Leiden und die Rolle der Sowjetunion in der Befreiung Europas zugunsten der Amerikaner und Briten ausblendet, oder ob es eine bewusste Falsifikation war, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die 186.000 US-amerikanischen Soldaten, die bei den Kämpfen in Europa ihr Leben gelassen hatten, auf der "Opferwaage" der deutschen Journalisten offenbar schwerer wiegen als die 12 Millionen toten Sowjetsoldaten, die auch Brandenburg in erbitterten Kämpfen befreit hatten.

Der Tagesspiegel betrachtet die Sowjetarmee vielmehr als bösen Besatzer, als das Blatt darauf hinweist, dass deren Truppen in Ostdeutschland "bis auf die Zähne" bewaffnet gewesen wären. Ganz als ob zu Zeiten des Kalten Krieges, den die USA und Großbritannien mit dem Bombenabwurf über Hiroshima und der Fulton-Rede von Churchill maßgeblich ins Rollen gebracht hatten, die Westmächte keine Waffen in Deutschland deponiert hätten.

Die Mär vom "russischen Eroberungsdrang"

Nichts außer Ressentiment bleibt auch für das heutige Russland übrig. Im Artikel wird in ganz alltäglichem Ton darüber spekuliert, was passieren würde, finge Russland einen Krieg an und stoße mit seiner Armee nach Westen vor: 

Militärisch wären die US-Soldaten in Osteuropa bei einem russischen Angriff wohl nicht mehr als ein Stolperdraht. 

Warum Russland dies tun sollte, erklärt das Blatt am Anfang des Artikels, nämlich weil es die Krim besetzt habe und Krieg im Osten der Ukraine führe - beides rein propagandistische Behauptungen, die von der westlichen Politik als rhetorische Nebelkerze benutzt werden, um den eigenen Expansionismus in Richtung Osten zu rechtfertigen. Auch das bloße Hinterfragen, ob die US-Amerikaner vielleicht doch nicht aus selbstloser Nächstenliebe auf einem fremden Kontinent regelmäßig tausende Soldaten und schweres Militärgerät über die Lande schicken, bleibt im Artikel aus. Ganz offenbar gehört es nicht zum Sinn und Zweck der Holtzbrinck-Presse, solche Fragen zu stellen. Mit einem PR-Auftrag für die US-Armee sind die beiden ostdeutschen Medien im Gegenteil offenbar ganz gut zufrieden.  

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