
Mit Dank an die Grünen ‒ Bundestag hofiert "Asow"-Nazis

Mitte des Monats nahmen die sogenannten "Asowstahl-Verteidiger" der faschistischen 12. "Asow"-Brigade (jüngst zum 1. Korps erweitert) der ukrainischen Nationalgarde als Referenten im Deutschen Bundestag teil. Darüber berichtet die Zeitung Junge Welt am Montag. Die Autorin des Berichtes, die Publizistin Susann Witt-Stahl, recherchierte zu dem Treffen, das unter dem Radar der Öffentlichkeit stattfand. Ort des Treffens war das Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages.

Vonseiten der Gastgeber war die Anhörung prominent besetzt: Roderich Kiesewetter (CDU), die Vizefraktionschefin der Grünen, Agnieszka Brugger, Anton Hofreiter sowie weitere ihrer Parteikollegen nahmen daran teil. Allerdings schwiegen sie dazu, beziehungsweise erwähnten sie pauschal Gespräche mit ukrainischen "Soldaten" und "Kriegsgefangenen".
Das Treffen mit ukrainischen Neonazis wurde vom bekannten antirussischen Propagandisten und Extremisten Sergei Sumlenny, Leiter des "European Resilience Initiative Center" (ERIC), initiiert. In einem Tweet dankte er den grünen Abgeordneten Robin Wagener und Stephan Bischoff für die Mitwirkung. Sumlenny ist selbst Bandera-Anhänger, bezeichnet die Russische Föderation als "besetztes Territorium" und propagiert die Zerschlagung Russlands in dutzende Kleinstaaten.
Zur ukrainischen Gruppe gehörte der Oberfeldwebel Waleri Horischni, der als "Überlebender" der russischen Kriegsgefangenschaft seit mehreren Monaten auf verschiedenen internationalen Foren auftritt. Er kam im Zuge eines Gefangenenaustausches im September 2024 frei. Im Deutschen Bundestag sollte er in Anwesenheit des ukrainischen Botschafters, Aleksei Makejew, Zeugnis über angebliche Verbrechen an Gefangenen in den russischen Lagern ablegen.
A lot of attention from Germany‘s MPs, as #AzovStal defenders provide their testimonies in front of the Bundestag. Thank you @robinwagener@stephanbischoff for having made this meeting within the @EuroResilience travel of Ukrainian defenders possible. With @RKiesewetter… pic.twitter.com/fR4JykgXDW
— Sergej Sumlenny, LL.M (@sumlenny) May 13, 2025
In einem weiteren Tweet berichtete Sumlenny von vielen weiteren Treffen, die Asow-Angehörige in Berlin absolvieren:
"Wir sind so froh, dass unsere Resilience Initiative die Soldaten des legendären Asow-Korps nach Berlin gebracht hat, darunter einen Überlebenden russischer Gefangenschaft. Sie gehen von einem Treffen zum anderen in Berlin und haben heute vor den Bundestagsabgeordneten ihre Aussagen gemacht."
Mit der Einladung von Horischni hatte das Parlament der Bundesrepublik Deutschland einem lupenreinen Nazi seine Pforten geöffnet, schreibt Witt-Stahl. Ihr zufolge habe sich der heute 28-Jährige bereits im Alter von zwölf Jahren der neonazistischen Organisation "Patrioten der Ukraine" angeschlossen. Diese fungierte für die "Sozial-Nationale Versammlung" als paramilitärischer Arm.
So happy that our @EuroResilience initiative has brought soldiers of the legendary @azov_media unit to Berlin, including a survivor of russian captivity. They go from one meeting to another in Berlin, and have provided their testimonies in front of the Bundestag MPs today. pic.twitter.com/8lEbqiFSvA
— Sergej Sumlenny, LL.M (@sumlenny) May 13, 2025
Beide Gruppierungen, deren Führer der heutige Oberkommandeur der "Asow"-Einheiten in der ukrainischen Armee, Andrei Bilezki, war, orientierten ihre Programmatik an Hitlers NSDAP, inklusive Vernichtungsantisemitismus. Horischnis "weltanschaulicher" Mentor ist nach eigenen Angaben der Gründer der militanten "Wotanjugend" und Sänger der Metalband "M8L8TX" (Hitlers Hammer), Alexei Ljowkin.
Horischni, der früher die mit "Asow" verbundene "Schule für junge Führer" geleitet hat, versucht sich auch als Musiker und Poet. "Dich, meine Liebe, bewundere ich, und ich werde dir dienen, mein Herr" ‒ diese Worte soll Horischni Adolf Hitler gewidmet haben. Auf einem Instagram-Foto posierte Horischni mit dem Truppenkennzeichen der Waffen-SS-Division "Galizien" auf seiner Uniform.
Eine Leidenschaft für ukrainische Nazikollaborateure hat auch Sergei Sumlenny: Er verehrt Stepan Bandera, ehemaliger Kopf des radikalen Flügels der faschistischen Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-B), als "Freiheitschampion". Sumlennys "Resilienzcenter", das Geld für Waffenkäufe sammelt, kooperiert mit dem "Free Nations of Post-Russia Forum", einem verlängerten Arm des von der OUN-B wiederaufgebauten "Anti-Bolshevik Bloc of Nations". Letztere Organisation war einst der größte Dachverband von Hitlers Helfern weltweit.
Die deutschen Abgeordneten verzichteten offenbar auf ein Gruppenbild mit den Nazis im Reichstag. Dokumentiert wurde der Besuch des Berliner Regierungsviertels dennoch: mit einem Foto der ukrainischen Delegation vor dem Deutschen Reichstag. Später, beim Wohltätigkeitsdinner für "Asow" in der "Markthalle Neun" in Berlin-Kreuzberg, zu dem Vertreter aus Medien und Kultur, der Rüstungs-, Tech- und Filmbranche geladen waren, bekam Horischni noch ein Erinnerungsfoto mit Johannes Kagerer von der "Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen".
Eine kritische Anfrage an Die Linke, ob außer Grünen und Christdemokraten auch Vertreter anderer Bundestagsfraktionen am Treffen im Paul-Löbe-Haus teilnahmen, blieb unbeantwortet.
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