Die hohe Kunst der Diplomatie: Russlands Botschafter zum deutsch-russischen Verhältnis
In einem Interview mit dem Nachrichtenportal NachDenkSeiten gibt der russische Botschafter in Deutschland, Sergei Netschajew, Einblick in die Arbeit eines Diplomaten in Zeiten erschwerter Bedingungen. Das Interview macht betroffen, denn es legt Zeugnis davon ab, wie eine kurzsichtige und geschichtsvergessene deutsche Politik die Bemühungen um Versöhnung und Kooperation zwischen Russland und Deutschland systematisch zerstört. Deutschland habe laut Netschajew alle Kooperationsformate auf Eis gelegt, es gebe nur noch Kontakte auf Arbeitsebene. Sie seien zudem unangenehm.
Russland habe nach dem Ende des Kalten Krieges deutlich seine Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe gezeigt. Die Länder der EU hätten jedoch immer ein Dominanzverhältnis gegenüber Moskau angestrebt. Angesichts der Entwicklung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zeigt sich Netschajew rückblickend enttäuscht.
"Wie wir behandelt wurden, war für unser Verständnis ungerecht und widersprach unseren Vorstellungen über das Zusammenwachsen in Europa, über die Partnerschaft und über die strategischen Aussichten für die Zukunft."
Ganz offenkundig werde dieser Wunsch nach Dominanz und Herrschaftsdiktat in dem aktuellen Wunsch deutscher Politiker, Russland als Staat und die russische Wirtschaft zu zerstören, dem Land eine strategische Niederlage zuzufügen sowie die russische Bevölkerung durch immer neue Sanktionen zu verelenden.
"Es tut weh, Zeuge der scharfmacherischen Russophobie der aktuellen deutschen Politik zu sein. Zumindest gilt das für einen Teil des politischen Establishments. Die öffentlichen Auslassungen, man müsse sich auf einen Krieg gegen Russland vorbereiten, sowie die Aufrufe, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen, seine Wirtschaft zu zerfetzen und seine Bevölkerung durch immer neue Sanktionspakete leiden zu lassen – all das klingt barbarisch und ist mir unerklärlich."
Russland habe Deutschland keinen Schaden zugefügt. All die Behauptungen, Russland habe Deutschland den Gashahn abgedreht und sei daher ein unzuverlässiger Partner, ließen sich angesichts der Chronologie der Abläufe nicht halten. Deutschland habe ebenso wie Russland von der Zusammenarbeit profitiert und konnte dadurch seinen Einfluss auch innerhalb der EU ausbauen.
Die Vorschläge zur Beendigung des Krieges in der Ukraine werden in Deutschland ignoriert. Die international unterstützte Idee, eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa zu schaffen, die auch die Interessen Russlands berücksichtigt, wird von deutscher Politik abgelehnt. Der Vorschlag sieht vor, dass ein internationales Staatenbündnis für die Sicherheit der Ukraine garantieren würde, die dafür auf den Beitritt zur NATO verzichtet. Der Vorschlag, der auch von China, den Ländern der Afrikanischen Union und Brasilien mitgetragen wird, wird vom westlichen Bündnis indes abgelehnt. Auch Deutschland hält an dem Vorhaben fest, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, und sorgt damit für das Fortbestehen der Ursache des Konflikts.
Erfreut zeigt sich der Botschafter angesichts der zahlreichen Solidaritätsbekundungen aus der deutschen Bevölkerung.
"Mit den einfachen Bürgern sprechen wir absolut offen. Vor wenigen Tagen waren wir in Seelow zur Kranzniederlegung. Auf den Seelower Höhen begann die Berliner Operation der sowjetischen Armee, die die letzten Tage des Großen Vaterländischen Krieges einleitete. Ich war wirklich sehr erstaunt und sehr begeistert, dass viele einfache Deutsche gekommen waren, um die sowjetischen Soldaten zu ehren."
Daran wird auch deutlich, dass die deutsche Zivilgesellschaft die antirussischen Umtriebe der deutschen Politik nicht mitträgt. Netschajew hofft, dass auch dort eines Tages wieder Vernunft einkehrt.
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Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.