Leserbrief: Traut sich RT DE, Kritik zu veröffentlichen?
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Leserbrief von Orinoco, 02.01.2024
Ich bin ein Blogger aus Deutschland, der sowohl die Mainstreammedien als auch die alternativen Medien kritisch betrachtet. Ich lese RT DE seit dem Verbot in der EU täglich (Streisand-Effekt) in meiner RSS-Feed-Zeitung und wandele die mich interessierenden Artikel regelmäßig in meinen persönlichen Podcast um, den ich bei allen kontemplativen Tätigkeiten höre.
Na, dann wollen wir mal sehen, ob RT DE sich das traut, was sie praktisch kein wertewestliches Mainstreammedium in Deutschland mehr traut: Kritik an sich selbst zu veröffentlichen und damit zu zeigen, den eigenen Wilhelm Busch gelesen zu haben //Selbstkritik Wilhelm Busch//. Die positive Kritik vorweg, denn ich möchte fair bleiben. RT DE ist neben dem Anti-Spiegel und verschiedenen anderen alternativen Medien und Blogs bei mir inzwischen eine wichtige Quelle kritischer Betrachtung des Wertewestens.
Die Kritik, die ich früher bei etablierten, links orientierten Medien in Deutschland erwartete, kommt heute von RT DE & Co. Ich vergleiche auch immer gern mit der wertewestlichen Propaganda und kann nach ca. 2 Jahren resümieren: Sieg nach Punkten für RT DE & Co. Der Kritik am Wertewesten haben die deutschsprachigen Mainstreammedien fast nichts argumentativ entgegenzusetzen. Meist kommt nur "Alles russische Propaganda!" oder Gedankenlesen à la "Putin denkt, will, wird, plant, hat vor, dieses und jenes".
Doch nun zu den negativen Kritikpunkten bei RT DE, die teilweise auch auf andere prorussische Medien zutreffen: die russische Staatsräson und das wirtschaftliche Standbein Russlands, wonach die Nutzung fossiler Energieträger nicht infrage gestellt werden darf, fossilfreie Energiequellen und Technologien dagegen massiv kritisiert werden, klingt in – meist namentlich gekennzeichneten – Artikeln immer wieder durch. Das ist insofern verständlich, als es sich hier um fundamentale wirtschaftliche und damit auch geopolitische Interessen handelt. Ironischerweise gleichen diese Interessen denen der US-Elite – entgegen aller scheinheiligen Klimaschutzbehauptungen (was RT DE selbst dokumentierte).
Beim Krieg in der Ukraine beziehungsweise gegen Russland als Ganzes habe ich daher den Eindruck, dass es (auch) darum geht, wer die Profite aus der Ausbeutung der fossilen Lagerstätten einstreichen darf. Es wäre alles nicht weiter schlimm, wenn das offen und ehrlich zugegeben würde. Aber so wie das argumentativ hingebogen wird, ist es eine Beleidigung des informierten Lesers. Einfach zu behaupten, dass Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen zu teuer seien und Elektroautos nicht funktionieren würden, dazu wissenschaftlich abenteuerliche Hypothesen von Pseudoautoritäten in den Raum zu werfen, ist dann doch etwas zu billig und kann nur bei denen landen, die eben nicht darüber Bescheid wissen und auch einfach alles glauben, was jemand einfach nur behauptet und was ihnen in den Kram passt.
Auch musste ich wiederholtes Bashing gegen eine vegane Ernährung bei RT DE feststellen. Als Veganer seit 1978 in der dritten Generation kann ich da auch nur den Kopf schütteln. Denn diesen Unsinn von DGE, Pudel, Pollmer & Co. lese ich seit Jahrzehnten in den deutschen Mainstreammedien. Ja, das bezieht sich vorwiegend auf die Beiträge von Dagmar Henn, die ich ansonsten wegen ihrer spitzen Feder sehr gern lese und schätze. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Kritikwürdige an RT DE ist nicht das, was am Wertewesten (meiner Meinung nach zu Recht) kritisiert wird, sondern das, wo sich die Interessen in stillschweigender Übereinstimmung mit dem Wertewesten befinden.
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