Deutschland

Bürgerstromkontingent und Wärmebemessung sei ein "zutiefst demokratischer Akt"

Die Menschen müssen ihre Ansprüche beim Wohnkomfort senken, erklärte der Architekt Werner Sobek. Wohnflächen und Heizkontingente müssen reduziert werden. Engere Bebauungen stützten das soziale Miteinander, die Stromversorgung könne mittels Bürgerstromkontinent erhalten bleiben. Das fördere die Demokratie.
Bürgerstromkontingent und Wärmebemessung sei ein "zutiefst demokratischer Akt"Quelle: www.globallookpress.com © Patrick Pleul / dpa

Der Architekt Werner Sobek fordert von den Bürgern eine neue Bescheidenheit beim Wohnen. Die Menschen hierzulande müssten ihre Ansprüche an ihre Wohnräume senken.

Im Interview gegenüber der Welt erklärte er am Dienstag, der in den letzten Jahrzehnten erreichte Wohnkomfort koste zu viel Geld und erfordere zu viel Material. Zudem würden bei der Materialherstellung Transportemissionen entstehen.

Das bisherige Niveau an thermischer Behaglichkeit könne durch wärmere Kleidung ausgeglichen werden. Ob es denn nicht zumutbar sei "an wenigen Tagen im Jahr einen Pullover in der Wohnung tragen zu müssen?" fragte Sobek den Welt-Reporter. In der Vergangenheit wären die Menschen doch damit auch nicht unglücklich gewesen:

"Früher konnte man sich das heutige Komfortniveau häufig nicht leisten. Waren die Menschen deshalb unglücklicher?"

Der Architekt kritisierte das heutige Anspruchsdenken. In schwierigen Situationen müsse der Bürger eben seine Ansprüche reduzieren. Beispielsweise könne man anstelle des heutigen Lärmschutzniveaus bei Gebäuden auch "an einem anderen Punkt ansetzen". Man solle stattdessen geräuscharme Autos und Zweiräder einfordern. Unter anderem müssten die Bürger ihre kompletten Mobilitätsgewohnheiten ändern. Seiner Meinung müsse man nun,

"andere Geschwindigkeitsgrenzen verordnen oder eine neue Art des automobilen Verkehrs, ja unser Mobilitätsverhalten insgesamt überdenken."

Das Wohnen im Einfamilienhaus entspräche nicht mehr den neuen Anforderungen. Zur Reduktion der Bodenversiegelungsfläche und zur Einsparung von Straßen- und Energieinfrastruktur müsse man heutzutage Haus an Haus bauen. Dadurch würde auch die Wohnqualität in Bezug auf das soziale Miteinander steigen. Der Kern der Gesellschaftsordnung bestehe in der sozialen Einbettung, des In-der-Heimat-Seins, erläuterte Sobek die Bedeutung von Gebäuden, die Wand an Wand stehen.

Der Interviewer fragte Sobek, ob diese neuen Vorgaben den Menschen vermittelbar seien. Dabei erinnerte der Journalist daran, dass sich die meisten Bürger in Bezug auf Wohnraum "emotional" verhalten würden. Schon die Reaktion der Menschen auf Wärmepumpen und E-Autos sei ein "Desaster".

Mit der Vermittlung habe man noch ein Problem, gestand Sobek zu. Demzufolge sei es wichtig, die Zusammenhänge bei der Klimaerwärmung und deren Folgen für die Bürger auf "Verstehbares herunterzubrechen".  Der Architekt verwies hier auf seinen jahrelangen Vorschlag, jeden Freitag, vor den Tagesthemen, zur Überzeugung der Bürger eine Fernsehsendung namens "Der Achte Sinn" auszustrahlen.

So wie man die Deutschen in den 60er-Jahren per Fernsehen zu einer Autofahrernation erzogen habe, solle man ihnen heute mittels TV-Ausstrahlungen das Energiesparen beibringen. Nach Sobeks Auffassung müsse man jetzt ausbaden, was die vorherige Regierung für Strommangel- und Stromverteilungsprobleme angerichtet habe: "Aufgrund massiver politischer Versäumnisse der Vorgängerregierung können wir aber heute weder die benötigten Strommengen noch deren Verteilung sicherstellen." Aber man solle die Bürger jetzt nicht mit vorgeschriebenen Maßnahmen ärgern,

sondern die Menschen wählen lassen, "ob man energetisch saniert, schneller duscht oder weniger heizt."

Zudem müsse man das Stromproblem aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Bei einem Bürgerstromkontingent bekäme jeder Einwohner seinen Stromverbrauch zugeteilt. An der Stelle wurde Sobek ganz konkret:

"Ich schlage ein Bürgerstromkontingent vor. Jeder Bürger hat Anspruch auf eine bestimmte kostenlose Menge Strom pro Jahr."

Bei passender Zumessung würden die Netze stabil bleiben. Zusätzlich solle Heizen und Warmwasseraufbereitung "in vernünftigem Maß" bemessen und Wohnungsgrößen "zumutbar" veranschlagt werden. Für Menschen mit niedrigem Einkommen könnten Heizen und Warmwasser sogar kostenlos zur Verfügung gestellt werden:  
"Also eine Art Wärmegrundsicherung für jeden und jede."

Die Klimawandel-Bedrohung und die daraus angeblich resultierende Notwendigkeit der CO₂-Reduktion zur Rettung der Erde fand im Interview kaum Erwähnung. Auch Sobeks Vorschläge zur Motivation der Bürger bezogen sich nicht auf die Drohkulisse eines untergehenden Planeten. 

Am Ende des Interviews bewertete der Architekt seine Vorschläge. Sobek betonte insbesondere, wie sehr mit einem Bürgerstromkontingent und Wärmezuteilungen die Demokratie verwirklicht würde:   

"Ich denke, diese Vorgehensweise wäre ein zutiefst demokratischer und solidarischer Akt."

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