Deutschland

NATO-Übung "Air Defender 2023": "Laut" und dazu "Chaos am deutschen Himmel"

Es ist die größte Luftoperationsübung seit Bestehen des Militärbündnisses. Vom 12. bis 23. Juni 2023 trainieren tausende Soldaten unter Führung der Luftwaffe in und über Deutschland. Begleitende Meldungen in den Medien, wie auch seitens des Veranstalters Bundeswehr, kündigen mögliche Belastungen für Bürger und Flugreisende an.
NATO-Übung "Air Defender 2023": "Laut" und dazu "Chaos am deutschen Himmel"Quelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Die Webseite der Bundeswehr berichtete am 23. März über die zu erwartenden Dimensionen der militärischen Veranstaltung. So lautet die Überschrift:

"Planung einer Großübung – Air Defender 2023 – Jahre der Vorbereitung, um 200 Flugzeuge in die Luft zu bekommen."

Am 1. April meldete die Bundeswehr dann ohne jeglichen datumsbezogenen Hintergedanken, ebenfalls auf der hauseigenen Webseite:

"Fluglärm: Air Defender 2023 – Warum es auch mal lauter wird"

Das der SPD zugehörige Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) stimmte seine Leser parallel begleitend auf die zu erwartenden Belastungen ein. Ein diesbezüglicher Artikel informierte am 3. April warnend:

"Luftraum am Limit – Größtes Kampfjet-Manöver der NATO: Schon bald droht großes Chaos am deutschen Himmel"

Worum geht es bei der NATO-Übung im Detail?

Ziel der Übung sei es laut Bundeswehr-Zitaten deutscher Medien, im Zuge der Manöver "die Kooperation der teilnehmenden Nationen zu optimieren und auszuweiten und gleichzeitig Stärke im Bündnis zu zeigen."

Zudem informiert die Bundeswehr auf ihrer Webseite, dass die "Air Defender 23" die bis dato größte "Live Flying Exercise" der Bundeswehr darstelle, also die umfassenste militärische Übungsveranstaltung "seit über 40 Jahren". Ab dem 12. Juni trainieren laut Bundeswehr-Angaben "mehr als 200 Luftfahrzeuge aus der ganzen Welt in Lufträumen über Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik komplexe Szenarien." Die Vorbereitungszeit "für diese Luftkriegsübung" habe sich demnach auf vier Jahre belaufen. 

Ein Artikel des NDR informiert am 4. April die Leser und "die Menschen in den betroffenen Regionen" über weitere Details zu der Großveranstaltung:

"Laut Bundeswehr werden insgesamt 10.000 Menschen aus 24 Nationen mit mehr als 220 Flugzeugen an der Übung teilnehmen – unter anderem Kampf-, Transport- und Betankungsflugzeuge (...)

So sollen alleine rund "100 Flugzeuge aus 35 US-Bundesstaaten für das Manöver nach Deutschland" verlegt werden.

Die Hauptstandorte der Übungen sind laut Bundeswehr die Flugplätze Schleswig-Jagel, Hohn (beide Schleswig-Holstein), Wunstorf (Niedersachsen) und Lechfeld (Bayern). Im NDR-Artikel heißt es diesbezüglich, dass in diesen Gebieten "Anwohner mit deutlich mehr Starts und Landungen rechnen müssen als normalerweise." Zudem werden auch die Standorte Laage (Mecklenburg-Vorpommern), Spangdahlem (Rheinland-Pfalz), Volkel (Niederlande) und Čáslav (Tschechien) mit in die Übung eingebunden.

Der RND-Artikel kündigt bereits "Auswirkungen auf den (Flug-)Reiseverkehr" an. Diesbezüglich heißt es beim RND:

"Reisende müssen mit Verspätungen und längeren Flugzeiten rechnen – Während des Manövers, im Zeitraum vom 12. bis zum 23. Juni, werden große Lufträume zeitweise für den zivilen Flugverkehr gesperrt. Wie die deutsche Flugsicherung (DFS) auf Anfrage des RND mitteilt, müssen Urlauberinnen und Urlauber deswegen mit Verspätungen und verlängerten Flugzeiten rechnen."

Welche Airports und Flüge genau betroffen sind, würde dabei jedoch "derzeit noch nicht fest stehen". In einer Simulation habe die DFS "bislang nur berechnet, dass die Auswirkungen "spürbar" sein werden – und zwar "in ganz Europa", so der RND-Artikel vorwarnend.

Wie das ZDF diesbezüglich berichtet, sollen die Lufträume jeweils für zwei Stunden pro Tag gesperrt sein. Nachts und am Wochenende soll es aber keine Übungen geben. Eine DFS-Sprecherin bestätigte gegenüber dem NDR, dass für das Militär "große Lufträume reserviert werden, daher steht dem zivilen Flugverkehr weniger Raum zur Verfügung." Und sie fügte hinzu:

"Um den Verkehr im verbleibenden Luftraum sicher führen zu können, werden sogenannte Steuerungsmaßnahmen notwendig sein. Unsere zivilen Kunden müssen also mit verlängerten Flugwegen und voraussichtlich erheblichem Delay rechnen."

Die Bundeswehr-Luftwaffe will "die Belastung durch Fluglärm" so gering wie möglich halten, "beispielsweise durch die Nutzung von Luftraumkorridoren über dünn besiedelten Gebieten". Weiter heißt es auf der Webseite:

"Gänzlich verhindern lässt sich der Fluglärm nicht. Übungen wie Air Defender 23 sind ein wichtiger Bestandteil des militärischen Trainings und Voraussetzung für die Luftwaffe und ihre Verbündeten, ihrem Auftrag bei der Landes- und Bündnisverteidigung nachkommen zu können."

Sollten betroffene Bürger dennoch "Fragen zum Thema Fluglärm oder dem militärischen Flugbetrieb haben", könnten diese sich "beim Bürgerservice des Luftfahrtsamts der Bundeswehr" melden.

Es finden sich bis dato keinerlei Aussagen, Kommentierungen oder Ankündigungen seitens Luisa Neubauer oder der Pressestelle der Aktivisten der "Letzten Generation", ob es aufgrund des künstlichen hohen Flugaufkommens Protestaktionen an den nun bekannten Orten der "Air Defender 2023" Übung kommen wird.

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