Grünen-Mitbegründer und Kriegsgegner Hans-Christian Ströbele gestorben
Hans-Christian Ströbele, geboren am 7. Juni 1939 in Halle an der Saale, war von 1970 bis 1975 Mitglied der SPD. Die Partei schloss ihn jedoch aus, da er in einem Brief die Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) als "liebe Genossen" bezeichnet hatte. 1978 gehörte er zu den Mitbegründern der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz, aus die der spätere Landesverband der Grünen in Berlin entstand.
Anfang der 1960er Jahre zog er nach einem begonnenem Jura-Studium in Heidelberg nach West-Berlin, wo er das erste juristische Staatsexamen ablegte. In dieser Zeit erfuhr er erste mediale Aufmerksamkeit als Anwalt der Außerparlamentarischen Opposition (APO). In der Folge war er Mitbegründer des Sozialistischen Anwaltskollektivs, das die Prozesse der Studentenbewegung, der APO und später dann auch der Rote Armee Fraktion (RAF) betreute. Ende der 1970er-Jahre war Ströbele Mitgründer der Berliner Tageszeitung taz.
Er galt während der ersten rot-grünen Koalition in den Jahren 1998 bis 2005 als der größte parteiinterne Kritiker von Vizekanzler Joseph "Joschka" Fischer. Sieben Abgeordnete der Grünen, darunter auch Ströbele, betonten in einer gemeinsamen Erklärung im Bundestag, mit den Luftangriffen mache sich die NATO zu einem Teil der "Eskalationslogik des Krieges" im Kosovo. Als legendär gilt in diesem Zusammenhang sein empörter Ausruf am 25. März 1999 im Plenarsaal des Reichstags, mit der Feststellung:
"Es ist unwürdig für dieses Haus, dass Deutschland nach 54 Jahren seit gestern Abend wieder Krieg führt und dass sich dieser Bundestag weigert, darüber zu reden. Das ist ungeheuerlich. Ich schäme mich für mein Land, das jetzt wieder im Kosovo Krieg führt und das wieder Bomben auf Belgrad wirft."
Ein separater Antrag Ströbeles auf der Außerordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen am 13. Mai 1999 in Bielefeld, auf eine unbefristete Einstellung des NATO-Bombardements im Jugoslawienkrieg, wurde abgelehnt.
Von 1985 bis 1987, wie auch von 1998 bis 2017, saß Hans-Christian Ströbele für die Grünen im Deutschen Bundestag. Von 2002 bis 2009 als leitender Fraktionsvorsitzender. Ohne den benötigten Listenplatz seiner Partei, der ihm nach seiner ersten Legislaturperiode parteiintern verweigert wurde, gelang ihm erstmalig 2002 und dann noch zwei weitere Male der Wiedereinzug in den Bundestag als Direktkandidat des Berliner Wahlkreises Friedrichshain-Kreuzberg. Einen großen Teil seiner parlamentarischen Zeit in Berlin verbrachte er in Untersuchungsausschüssen, wie dem zur Parteispendenaffäre um Helmut Kohl oder dem BND-Untersuchungsausschuss, zur Rolle der deutschen Auslandsnachrichtendienste nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
Im Jahre 2013 besuchte Hans-Christian Ströbele den Whistleblower Edward Snowden in Moskau. Eher unbekannt ist, dass er ein Neffe des berühmten westdeutschen Fußballreporters Herbert Zimmermann war. In den vergangenen Jahren musste Ströbele gegen eine Krebserkrankung kämpfen. Wie die taz nun berichtete, starb er am Montag in seiner Wohnung in Berlin-Moabit.
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