Deutschland

Silvester 2022 in München: Rammstein-Konzert vor 145.000 Zuschauern?

Der Stadtrat von München hat sein finales Okay für die weitere Planung eines gigantischen Silvesterkonzerts der Band Rammstein auf der Münchner Theresienwiese gegeben. Kritik wird nur noch von den lokalen Grünen geäußert.
Silvester 2022 in München: Rammstein-Konzert vor 145.000 Zuschauern?Quelle: Gettyimages.ru © IMAGO/Gonzales Photo/Sebastian D

Die Stadt München liebäugelt mit einem "weltweiten Werbeeffekt" durch die Erlaubnis für ein gigantisches Silvesterevent. Verantwortliche Politiker der SPD, zusammen mit der Opposition der CSU, FDP und Bayernpartei, haben nun vorerst den Weg für weitere Konzertplanungen frei gemacht. Dabei haben sie jedoch die Bedenken des grünen Koalitionspartners übergangen, der dem geplanten Megakonzert der Band Rammstein mit bis zu 145.000 erwarteten Zuschauern aus aller Welt kritisch gegenübersteht.

Mitglieder des grünen Stadtrats zeigen sich weniger euphorisch und sehen die Stadt weiterhin mit diversen Problemen in der Realisierung konfrontiert. Katharina Schulze, Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Landtag, zeigte sich demnach irritiert, dass "sich Münchens CSU-Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner sehenden Auges über die Gefahrenprognose des Polizeipräsidiums hinwegsetze". Dies sei für sie "ein befremdlicher Vorgang", so die Darlegungen der Abendzeitung München

Hauptkritik und -sorge sind die fehlenden Erfahrungswerte für ein Konzert dieser Größenordnung auf der Theresienwiese und die "ungewöhnlich kurze Vorbereitungszeit". Zudem existiere "kein bewährtes Sicherheitskonzept", so Schulze von Bündnis 90/Die Grünen. So fordert sie von den politischen Befürwortern des Events in einem offenen Brief:

"Über ein etwaiges Sicherheitskonzept – das bis dato noch nicht vorliegt bitte ich Sie dann im Innenausschuss des Bayerischen Landtags zeitnah Bericht zu erstatten."

Das Thema sei laut Schulze "schon deshalb von überregionaler Bedeutung", weil das Polizeipräsidium München "eine Veranstaltung dieser Größenordnung wohl kaum aus eigenen Ressourcen begleiten könne". Der VDMK e.V. (Verband der Münchner Kulturveranstalter) äußerte sich ebenfalls in einem offenen Brief kritisch zum geplanten Rammstein-Konzert zu Silvester auf der Theresienwiese. Dort heißt es:

"Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München fordert die Mitglieder des Verbandes dazu auf, Großkonzerte (unter anderem zurückliegende Rammstein Konzerte) nur im Olympiastadion durchzuführen. Sollte die Kapazität nicht ausreichen, sollen die Konzerte an mehreren Tagen stattfinden."

Zudem hätte die Stadt rückblickend Veranstaltern "von Anfragen zur Nutzung der Theresienwiese wegen zu erwartenden Beschwerden durch anwohnende Bürger*innen und die ablehnende Haltung der zuständigen Bezirksausschüsse abgeraten". In einem Artikel von BR24 ist dazu zu lesen:

"Der Bezirksausschuss Schwanthaler Höhe schaut in dem Zusammenhang auch sorgenvoll nach England: Der Lärm von einem dortigen Rammstein-Konzert sei noch in 16 Kilometern Entfernung zu hören gewesen."

CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl kommentierte laut BR24 Kritik und Bedenken mit der Feststellung,dass das Konzert "ein echtes Signal" darstellen würde, wenn einer "der gefeiertsten Acts weltweit" nach München käme. "Die Publicity ist mit Geld nicht aufzuwiegen." Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) ist davon überzeugt, "dass der Kulturstandort München stark profitieren kann. Eine solche Chance sollte man nicht verpassen".

Die SPD-Fraktion brachte den Änderungsantrag auch deshalb durch, wonach unter anderem der Vorverkauf erst nach der finalen Genehmigung beginnen dürfe, "um beteiligte Behörden nicht unter Druck zu setzen". Dagegen gestimmt haben Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE sowie die Rosa Liste, die Vertretung der LGBTQIA+-Community.

Die Band Rammstein mit ihrem Frontsänger Till Lindemann ist in Russland äußerst populär. Zuletzt sang Lindemann im September 2021 beim Festival "Spasskaja Baschnja" auf dem Roten Platz in russischer Sprache und sorgte für Begeisterung. Aufgrund der russischen Intervention in der Ukraine sagte Lindemann im März zwei geplante Konzerte in Russland ab. In einem Statement der Band heißt es: "Vor allem in diesem Moment empfinden wir besondere Trauer über das Leid des ukrainischen Volkes. Jedes Mitglied der Band hat unterschiedliche Erfahrungen mit den beiden Ländern; alle Mitglieder der Band haben Freunde, Kollegen, Partner und Fans in beiden Ländern."

Mehr zum Thema – Russophobe Hexenjagd beendet? Gergijew, Netrebko und Stars des Bolschoi treten wieder weltweit auf

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.