Lauterbach: Mindestens 21 Tage Isolation bei Affenpocken
Zum Eindämmen der ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland soll für Infizierte generell eine angeordnete Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen werden. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag am Rande des Deutschen Ärztetages in Bremen. Lauterbach erklärte:
"In den frühen Phasen einer Epidemie muss hart und früh reagiert werden."
Die Empfehlung sei zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt worden. Doch nicht nur Infizierte sollen in die Isolation. Auch Kontaktpersonen von Infizierten sollen 21 Tage in Quarantäne.
In mehreren Bundesländern wurden bereits Nachweise der Ansteckung registriert, darunter in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Berlin und Bayern. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Affenpocken nicht einfach von Mensch zu Mensch übertragbar und erfordern einen engen Körperkontakt – mit infizierten Stellen, Körperflüssigkeiten, Tröpfchen aus der Atemluft oder kontaminierten Materialien wie Bettzeug. Die derzeit weltweit erfassten Fälle betreffen in erster Linie Männer, die Sex mit anderen Männern hatten. Doch eine Übertragung ist generell bei engem Kontakt und über kontaminierte Materialien möglich.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach schrieb am Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass "ohne jede Stigmatisierung insbesondere Männer mit anonymen Sex" vor Affenpocken gewarnt werden müssten. Sie seien im Moment eine Risikogruppe, so der SPD-Politiker weiter.
Ohne jede Stigmatisierung müssen insbesondere Männer mit anonymen Sex vor Affenpocken gewarnt werden. Sie sind im Moment eine Risikogruppe. Nur gemeinsam kann der Ausbruch beendet werden. https://t.co/Whp1BDziYj
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) May 23, 2022
Der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome bei Affenpocken beträgt laut WHO in der Regel sechs bis 13 Tage, kann aber auch zwischen fünf und 21 Tagen liegen. Die Krankheit, gegen die es noch kein Medikament gibt, klingt in der Regel innerhalb von vier Wochen ab. Schwere Fälle treten demnach häufiger bei Kindern auf.
Zu den ersten Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Rücken- und Muskelschmerzen. Darauf folgt ein für die Krankheit charakteristischer Ausschlag mit Pusteln im Gesicht, an den Händen und auch an anderen Körperstellen. Zu den Komplikationen der Affenpocken können laut WHO unter anderem Bronchopneumonie, Sepsis, Enzephalitis sowie eine Infektion der Hornhaut mit anschließendem Verlust des Sehvermögens gehören.
Experten gehen davon aus, dass Pockenimpfstoffe auch gegen die Affenpocken gut schützen. Wie es in einem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums heißt, über den die Nachrichtenagentur dpa berichtet, sei in der Bundesrepublik eine Pockenimpfung bis 1975 für Einjährige Pflicht gewesen, in der DDR sei die Impfpflicht 1982 aufgehoben worden.
Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, regte an, dass es "sinnvoll wäre, allen Jüngeren, die nicht mehr unter die Pockenimpflicht gefallen sind, jetzt ein Impfangebot zu machen". Gegenüber der Funke Mediengruppe sagte Montgomery, dass man "dabei in erster Linie an die aktuell besonders gefährdeten Gruppen" denken solle – "also in der Regel jüngere Männer mit vielen wechselnden Sexualkontakten".
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Deutschland 40.000 Dosen des Pockenimpfstoffs Imvanex von Bavarian Nordic bestellt. Das Pocken-Vakzin des dänischen Herstellers soll demnach auch gegen die Affenpocken, die normalerweise in West- und Zentralafrika auftreten, schützen.
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