Transportbranche in Aufruhr: "Ohne den Diesel-Lkw bleiben morgen die Supermarktregale leer"

Die hohen Spritpreise treffen nicht nur die Autofahrer, sondern zunehmend auch die gesamte Gesellschaft. Nun warnen Logistiker vor einer weiteren Preisexplosion auf dem Ölmarkt. Irgendwann könne man nicht mehr profitabel arbeiten – dann blieben auch Supermärkte leer.

Die Logistikbranche schlägt Alarm: Ohne einen Rückgang der Benzinpreise gingen reihenweise Unternehmen bankrott, und die Supermarkt-Regale blieben leer, wie der Focus berichtet. Vor einem solchen Szenario warnt der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und fordert Sofortmaßnahmen der Bundesregierung. Eine angestrebte Alternative durch Elektro-Lkw sei demnach noch viele Jahre lang völlig utopisch.

Nicht nur für Autofahrer sind die Preise an der Tankstelle gerade ein Schlag ins Kontor. Der BGL warnte am Freitag in einer Pressekonferenz vor weiteren Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft. So könne die enorme Verteuerung besonders bei Dieselkraftstoffen und Gas in den letzten Monaten und Wochen existenzbedrohend für viele Fuhrunternehmer werden: Diese fielen dann direkt für die Versorgung des Landes mit Lebensmitteln und Alltagsprodukten aus.

BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt warnte an die Adresse des Bundeswirtschaftsministeriums von Robert Habeck gerichtet mit drastischen Worten vor einer solchen Situation:

"Ohne den Diesel-Lkw bleiben morgen die Supermarktregale leer."

Eine Pleitewelle in der Transportbranche stehe dann unmittelbar bevor. Deswegen fordert der Verband als Sofortmaßnahme unter anderem die Einführung eines "Gewerbediesels" – ein steuerbegünstigter Kraftstoff für das Transport- und Lkw-Gewerbe. Engelhardt weiter:

"Wenn das Ministerium auf unsere Warnungen nicht reagiert, wird es die Realität einholen."

Der BGL will die Versorgungssicherheit der deutschen Bevölkerung sicherstellen. Diese sei nämlich gefährdet, falls die Politik nicht rasch Maßnahmen ergreife.

Bei der Konferenz sagte ein Unternehmer aus Berlin:

"Wir müssen im Betrieb jeden Tag kalkulieren, ob wir eine Tour überhaupt noch machen."

Auch die Verteuerung von technischer Ausrüstung sei ein Problem, wie ein anderer Teilnehmer berichtete:

"Die Dieselkosten sind leider nur ein Problem aktuell, wenn auch sicherlich das größte. Sattelzugmaschinen haben sich binnen vier Monaten um 10.000 Euro bis 12.000 Euro verteuert, Trailer auch um ca. 4.000 Euro bis 5000 Euro. Die Lieferzeiten liegen jeweils bei mindestens zwölf Monaten, Vermieter sind ausgebucht etc. Somit haben wir neben dem Fahrermangel aktuell auch einen Fahrzeugmangel, und beides verbunden mit enorm gestiegenen Kosten. Leere Regale wie zuletzt in England sind somit vorprogrammiert, es ist nur die Frage, wie schnell dies der Fall sein wird."

Eine Senkung der Mehrwertsteuer sei demnach nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die gesamte Branche habe im Moment keine Planungssicherheit mehr.

Auch zeige sich, dass die Fokussierung der neuen Bundesregierung auf die Elektromobilität beim Verkehr zumindest auf absehbare Zeit offenbar eine reine Fantasterei sei. Engelhardt meint dazu:

"Solche Fahrzeuge stehen überhaupt erst 2023 oder 2024 zur Verfügung, der Wasserstoff-Antrieb als echter Ersatz für einen Diesel-Lkw sogar erst nach dem Markthochlauf 2027. […] Wenn morgen die Regale noch befüllt sein sollen, brauchen wir den Diesel-Lkw."

Daher fordere er, dass die Ampelkoalition alles tun soll, um zumindest für die nächste Zeit auch weiter auf fossile Brennstoffe zu setzen.

Mehr zum Thema - Le Monde: Franzosen sparen Geld durch Mischen von Benzin mit Ethanol