Sicher geimpft? Versteckte Zahlen, fragwürdige Rechenspiele und konsequente Nichtaufklärung
Von Susan Bonath
Die Corona-Impfstoffe seien sicher. Das beschwören das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und fast alle Leitmedien. Gibt es doch einmal Komplikationen wie Herzmuskelentzündungen vor allem bei jungen Menschen, werden diese als "meist mild" abgetan.
Hinsichtlich des nun still und leise vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlichten neuen Sicherheitsberichts, der Meldefälle bis Jahresende 2021 umfasst, beruhigte nur das Deutsche Ärzteblatt seine Fachleserschaft: Es gebe "keine neuen Sicherheitssignale". Nimmt man die Prüfmethoden des PEI unter die Lupe, verwundert das nicht. Denn das Bundesinstitut begnügt sich weitgehend mit statistischen Schätzungen aufgrund unvollständiger Daten.
Erschütternde Zahlen gut versteckt
Zunächst zu den wichtigsten Zahlen, die das PEI diesmal besonders auffällig im Fließtext seines Berichts versteckte, statt sie in Tabellenform zu präsentieren: Vom 27. Dezember 2020 bis 31. Dezember 2021 gingen beim Bundesinstitut 244.576 Verdachtsfallmeldungen zu Personen mit mutmaßlichen Nebenwirkungen durch die Corona-Impfstoffe ein, dies bei etwa 149 Millionen Impfungen und – laut Robert Koch-Institut (RKI) – 61,7 Millionen Menschen, die mindestens eine Spritze erhalten hatten.
Davon bewertete das PEI 29.786 Meldefälle als schwerwiegend, für 2.255 Personen, darunter acht Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, endete die mutmaßliche Nebenwirkung tödlich. Bei drei Prozent der insgesamt knapp 245.000 Betroffenen entstand demnach ein bleibender Schaden. Das wären etwas mehr als 7.300 Personen. Zur Art der bleibenden Schäden findet man nichts Substanzielles.
Damit stieg die Zahl der gemeldeten Gesamtfälle binnen des letzten Monats im vorigen Jahr um rund 48.000 an. Die Zahl der als schwerwiegend eingestuften Meldefälle schoss in diesen gut vier Wochen um etwa 3.800 in die Höhe, die der Todesfälle um 336. Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen zählt das PEI zum Beispiel knapp 1.900 Betroffene mit Herzmuskel- und Herzbeutel-Entzündungen, drei Viertel von ihnen waren jünger als 50 Jahre, und rund 370 am sogenannten Guillain-Barré-Syndrom Erkrankte. Letzteres ist eine autoimmune Rückenmarksentzündung, die zu schweren Lähmungen bis zum Tod führen kann.
Wirklich kein Risikosignal?
Vergleicht man die Meldefälle mit denen der 21 Vorjahre (von Anfang 2000 bis Ende 2020), die auf die gleiche Art und Weise zustande kamen und auf der Webseite des PEI abgerufen werden können, kann von fehlenden Risikosignalen eigentlich keine Rede sein.
Demnach wurden für die Corona-Impfstoffe 4,5-mal mehr Nebenwirkungen gemeldet als in den 21 Vorjahren mit 54.500 Meldungen für alle Impfstoffe zusammen. Es gingen 22 Prozent mehr schwerwiegende Meldefälle ein und fünfmal mehr Todesfälle.
Kritisch könnte man einwerfen, dass die Corona-Vakzine besonders häufig verimpft wurden. Das ist richtig: Während allein von diesen 2021 laut PEI rund 149 Millionen Dosen verspritzt wurden, kommt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes auf ein Jahresmittel von 37 Millionen verabreichten Dosen aller Impfstoffe. In 21 Jahren waren das also etwa 780 Millionen Impfdosen – etwa das Fünffache der Corona-Spritzen im vergangenen Jahr.
Wäre das Risiko also gleichauf mit anderen Impfstoffen, hätte man in den 21 Vorjahren insgesamt fünfmal mehr gemeldete Nebenwirkungen aller Art bis hin zum Tod erwartet. Das Gegenteil ist der Fall. Vor Corona kam insgesamt eine Meldung auf rund 14.300 verabreichte Dosen, bei den Corona-Vakzinen war es nun ein Fall pro 600 verimpfter Dosen. Es wurde also 24-mal häufiger eine Nebenwirkung gemeldet.
Bei den schweren Verdachtsfällen kam zwischen 2000 und 2020 eine Meldung auf rund 32.000 Dosen. Bei den Corona-Vakzinen wurde hingegen ein schwerwiegender Fall pro 5.000 Spritzen angezeigt – es wurde also etwa 6,4-mal häufiger ein solches Vorkommnis gemeldet.
Ähnlich verhält es sich bei den Todesfällen. In den 21 Vorjahren bei etwa 780 Millionen verspritzen Impfdosen aller Art gingen beim PEI 456 entsprechende Meldungen ein. Damit kam ein angezeigter Todesfall auf etwa 1,7 Millionen verimpfte Dosen. Bezüglich der Corona-Vakzine kommt allerdings ein gemeldeter Todesfall auf zirka 66.000 Einzelimpfungen. Das ist sogar ein Plus um das 26-Fache.
Darüber hinaus wurden die Corona-Impfstoffe den Geimpften zwei- bis dreimal verabreicht, während bei den meisten anderen Vakzinen eine Dosis genügte. Die 149 Millionen Impfungen betreffen somit lediglich 61,6 Millionen Menschen. Da nicht bekannt ist, wie viele Personen in den 21 Jahren davor insgesamt geimpft worden waren, kann hier aber kein konkreter Vergleich gezogen werden. Gesagt sei nur: Das Risiko gilt für jede einzelne Corona-Impfung aufs Neue.
Statistische Rechenspiele mit fragwürdigen Daten
Nun mag man einwenden, dass möglicherweise wegen der neuartigen Vakzine viel häufiger Verdachtsfälle gemeldet wurden. Das wäre allerdings eine rein spekulative Annahme, die zum nächsten Problem führt: der fragwürdigen Erhebungs- und Berechnungsmethode für Risikosignale des dem BMG unterstellten PEI.
Vor einigen Monaten befragte die Autorin das Institut zur Art der Aufklärung der Verdachtsfälle. Fazit: Zu rechtmedizinischen und anderen fachlichen Untersuchungen, wie etwa Obduktionen der Verstorbenen, teilte das PEI nur mit, dass dies allein Aufgabe der örtlichen Behörden sei. Selbst könne es keine Untersuchungen anordnen, sondern nur in dem einen oder anderen Einzelfall entsprechende Auskünfte zu etwaigen Ergebnissen einholen. Das PEI verwies zudem auf seine Sicherheitsberichte. Darin beschreibt es seine rein statistische Prüfmethode zur Risikoerkennung, auf die es auch im jüngsten Bericht verweist.
Demnach errechnet es zunächst den Anteil jener Meldefälle, zu denen bestimmte Diagnosen übermittelt wurden (das passiert längst nicht bei allen), an den insgesamt geimpften Personen. Diese Anteile vergleicht es dann mit statistischen Daten zum Auftreten bestimmter Todesursachen in der Allgemeinbevölkerung. Genauso geht es mit den Todesfällen altersbezogen vor.
Die Sache hat aber einen großen Haken: Die Verdachtsfälle werden passiv gesammelt, ihre Zahl ist also abhängig vom Meldeverhalten. Das PEI selbst geht von einer Untererfassung aus. Früheren Studien zufolge werden etwa 90 bis 99 Prozent von Arzneimittelnebenwirkungen nicht erfasst, weil Ärzte oder Patienten keine Zusammenhänge herstellen oder die Fälle mangels Zeit oder Kenntnis nicht melden. Es handelt sich somit um sehr unvollständige, vage Daten, die für einen Vergleich mit weitgehend vollständigen Daten aus der Allgemeinbevölkerung nicht geeignet sind. Wie will das PEI hier Risikosignale erkennen, wenn ihm nur ein winziger Auszug der Wirklichkeit vorliegt?
PEI verlässt sich auf Konzernangaben
Darüber hinaus betrachtet das PEI die Todesfälle speziell und erklärte für 85 der 2.255 Meldefälle einen Zusammenhang mit der Impfung für "möglich oder wahrscheinlich". Doch hierfür zog es lediglich ganz bestimmte Nebenwirkungen heran, auf welche die Hersteller selbst in sogenannten Rote-Hand-Briefen aufmerksam machten.
Rote-Hand-Briefe sind Schreiben der Pharmakonzerne, in denen sie vor selbst analysierten Risiken warnen, um sich rechtlich abzusichern. Diese Briefe werden veröffentlicht und allen Arztpraxen und Kliniken zustellt. Es handelt sich also nicht um unabhängige Prüfungen der Produkte. Im PEI-Bericht heißt es dazu:
"In 85 Einzelfällen, in denen Patienten an bekannten Impfrisiken wie Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), Blutungen aufgrund einer Immunthrombozytopenie oder Myokarditis im zeitlich plausiblen Abstand zur jeweiligen Impfung verstorben sind, hat das Paul-Ehrlich-Institut den ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung als möglich oder wahrscheinlich bewertet."
Es ist somit nicht bekannt, wie viele Menschen tatsächlich an der Impfung starben oder dadurch erkrankten. Die Einzelfälle werden von Staatswegen nicht fachlich auf einen kausalen Zusammenhang geprüft. Stattdessen orientiert man sich statistisch und an den von Profitinteressen geleiteten Angaben der Hersteller.
Selbst schuld?
Dass von Staatswegen Fälle mutmaßlicher Impfschäden nicht umfassend aufgeklärt werden, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth im Gespräch mit der Autorin weitgehend. Im Zusammenhang mit dem Tod eines 15-jährigen Mädchens aus Bayern wenige Tage nach einer Pfizer-BioNTech-Impfung erklärte sie sinngemäß: Da Geimpfte beziehungsweise ihre Sorgeberechtigten schriftlich in den Eingriff einwilligen, könne es keinen strafbaren Verdacht gegen Dritte geben, sofern keine vorsätzliche Falschbehandlung vorliegt. "Es ist nicht die Aufgabe von Staatsanwaltschaften, in solchen Fällen zu ermitteln", sagte sie.
Mit anderen Worten: Auf die Feststellung, ob die Impfung Ursache für einen Todesfall ist oder nicht, wird verzichtet, sofern kein offensichtlicher ärztlicher Fehler vorliegt. Denn aufgrund der Einwilligung der Geschädigten gibt es keinen Straftatbestand. Dieser müsste aber vorliegen, damit die Staatsanwaltschaft überhaupt ermitteln darf. Wollen also Angehörige von Verstorbenen Licht ins Dunkel bringen, müssen sie wohl selbst tief ins Portemonnaie greifen für gezielte Untersuchungen.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das in seinen Internetauftritten immer wieder die Sicherheit der Corona-Impfstoffe hervorhebt, beantwortete eine Anfrage der Autorin dazu in der erbetenen Frist nicht. Es bleibt damit weiterhin dunkel im Dickicht der Meldefälle, die wohl für immer als unaufgeklärte Verdachtsfälle stehenbleiben werden. Vertrauenerweckend ist das ganz sicher nicht.
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Information:
Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe sind umstrittene Themen. Zahlreiche Experten in Wissenschaft, Politik und Medien schätzen diese als sicher und effektiv ein, da sie das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung weitgehend verhindern und die Vorteile einer Corona-Impfung die Risiken und Nebenwirkungen überwiegen. Langzeitnebenwirkungen der Impfungen sind generell nicht bekannt. Nebenwirkungen wie der ADE-Effekt (antibodydependent enhancement, auf English: infektionsverstärkende Antikörper) wurden bisher bei weltweit Milliarden verabreichter Impfstoff-Dosen nicht berichtet. Auch, dass Gensequenzen von beispielsweise mRNA-Vakzinen in die menschliche DNA eingebaut werden, gilt unter zahlreichen Experten als ausgeschlossen. Stellungnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der bundesdeutschen Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) lassen sich hier und hier nachlesen.
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