Deutschland

Ist Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter ein Antisemit?

Das Simon Wiesenthal Center setzt Deutschland auf Platz 7 seiner Liste der schlimmsten antisemitischen Tendenzen und begründet dies mit vermeintlich antisemitischen Einstellungen des Antisemitismusbeauftragten von Baden-Württemberg, Michael Blume. Was ist dran an dem Verdacht?
Ist Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter ein Antisemit?Quelle: www.globallookpress.com © Stefan Puchner

Pünktlich zum Jahresende veröffentlichte das Simon Wiesenthal Center (SWC) mit Sitz in Los Angeles seine jährliche Top-Ten-Liste der aus seiner Sicht schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres. In die diesjährige Liste schafften es neben erwartbaren Kandidaten wie Hamas und Iran auch das Vereinigte Königreich mit der BBC (Platz 4) und Deutschland (Platz 7). 

Während der BBC israelkritische (und nach Darstellung des SWC unwahre) Reportagen sowie hasssprühende Tweets einiger Mitarbeiter zum Verhängnis wurden, brachte Deutschland wohl vor allem ein Mann die peinliche Platzierung ein. Sein Name: Michael Blume, 45, Mitglied der CDU, Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg.

Bundespolitisch aufgefallen ist Blume bislang nur durch fragwürdige Äußerungen über Kritiker der Corona-Maßnahmen: Nicht mehr möglich sei der Dialog mit ihnen, gab er Mitte Dezember im SWR zum Besten. Und: Die Protestierenden hätten sich in eine Sackgasse hineinmanövriert. Wer sonst nach ihm googelt, findet bis zum gestrigen Tag nur Amtliches und Unverdächtiges über den Politiker. Verheiratet mit einer türkischstämmigen Frau, drei Kinder, studierter Religions- und Politikwissenschaftler, engagiert er sich für den christlich-islamischen Dialog und schrieb mehrere Kabarettstücke und ein Theaterstück zu dem Thema.

Mit diesem persönlichen und beruflichen Hintergrund ist Blume für den Posten eines Ausländerbeauftragten jeder deutschen Großstadt geradezu prädestiniert – einen Antisemitismusbeauftragten können Sympathien mit dem Islam jedoch durchaus aufs Glatteis führen. Das Simon Wiesenthal Center hat nun die Aktivität Blumes in den sozialen Netzwerken durchleuchtet und resümiert, dass er auf Facebook und Twitter öfter Einträge mit antisemitischen und antiisraelischen Tendenzen mit einem "Gefällt mir" markierte, unter anderem wohl eine Publikation, in der Zionismus mit Nazismus verglichen wurde. 

Ein weiterer Vorwurf, den das SWC gegen Blume erhebt, ist das "Versäumnis" auf die Beendigung der Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und dem iranischen Isfahan hinzuwirken. Die Verwaltung Isfahans, so der Bericht, würde jedes Jahr Aufrufe zur Vernichtung des jüdischen Staates unterstützen. Und: Er habe nicht erreicht, dass das Bankkonto des Stuttgarter Palästina-Komitees geschlossen wird.

Während die letzten beiden Forderungen eher von fehlendem Verständnis des Simon-Wiesenthal-Zentrums zeugen, was ein Antisemitismusbeauftragter in einer offenen Gesellschaft erreichen kann und was nicht, deutet die Stilistik und Wortwahl auf dem Twitter Account von Matthias Blume durchaus darauf hin, dass er die in seinem Amt erforderliche diplomatische Ausgewogenheit der Sprache nicht sicher beherrscht: 

Inzwischen haben sich zwei jüdische Gemeinden in Stuttgart und auch Ministerpräsident Kretschmann vor Michael Blume gestellt und die Vorwürfe zurückgewiesen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, ließ mitteilen, er schätze Blumes Arbeit "uneingeschränkt". Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte die Vorhaltungen auf Twitter "absurd". Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland zeigte sich ebenfalls irritiert. Es handle sich "wohl um einen Irrläufer" des Zentrums, der korrigiert werden sollte.

Ob es jedoch mit der Würde des Amtes vereinbar ist, dass Blume auf Twitter einen Konflikt mit einem angeblichen "Troll" öffentlich austrägt und es vorzieht, das international renommierte Simon Wiesenthal Center als "sogenanntes SWC" zu bezeichnen, statt inhaltlich auf die Vorwürfe einzugehen, sollte hinterfragt werden.

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