Deutschland

Schienenfahrzeughersteller Alstom plant massiven Stellenabbau in Ostdeutschland

Neben der Inflation macht sich in Deutschland die Corona-Krise immer stärker in der exportabhängigen Wirtschaft bemerkbar. Besonders Brandenburg und Sachsen sind betroffen. Nachdem der Freiberger Feuerwerkshersteller WECO letzte Woche im Freistaat die Segel strich, plant Alstom nun, Hunderte von Stellen in der Oberlausitz abzubauen.
Schienenfahrzeughersteller Alstom plant massiven Stellenabbau in OstdeutschlandQuelle: www.globallookpress.com © Sebastian Kahnert

Für die ohnehin schon angeschlagene ostdeutsche Wirtschaft kommt es weiterhin knüppeldick. Nicht mal ein Jahr nach der Übernahme der Waggonbauwerke von Bombardier in Görlitz und Bautzen durch den französischen Konzern Alstom plant dieser einen massiven Stellenabbau, berichtet der MDR. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nannte dies ein "vergiftetes Weihnachtsgeschenk".

Die Franzosen teilten mit, man müsse eine "Anpassung der Positionen in der Fertigung" durchführen. Dafür sei an den Standorten Bautzen und Görlitz sowie Salzgitter in Niedersachsen eine Stellenkürzung von 900 bis 1.300 Stellen im Gespräch. In Görlitz stehen bis zu 400 der 870 Arbeitsplätze zur Disposition, das wäre fast die Hälfte der dortigen Belegschaft. In Bautzen sollen bis zu 150 der 1.130 Arbeitsplätze gestrichen werden. Zur Begründung hieß es vom Konzern, die Auftragslage sei schlecht und würde sich auch nicht so schnell bessern.

Weiterhin sollen in Hennigsdorf im Brandenburger Landkreis Oberhavel 350 bis 450 Stellen gestrichen werden. Im deutschen Alstom-Hauptquartier in Berlin fallen laut Gewerkschaft weitere 50 bis 100 Stellen weg, wie der RBB berichtet. Über die Pläne wurde am Freitag betriebsintern diskutiert. Die Landesregierungen in Dresden, Hannover und Potsdam sind alarmiert. Verschiedene Gerüchte kursierten hinsichtlich der Realisierung der Pläne: Teils war von ersten Kürzungen bis zum kommenden Frühjahr die Rede, während Alstom von einem Gesamtzeitraum von drei Jahren sprach. 

Der Hersteller mit Sitz in Saint-Ouen-sur-Seine bei Paris wies darauf hin, dass in anderen Arbeitsbereichen wie Software und Digitalisierung sowie bei Ingenieur- und weiteren Dienstleistungen auch bis zu 700 neue Stellen geschaffen werden könnten –  in Braunschweig, Berlin und Mannheim. Parallel müssten aber definitiv Stellen in der klassischen Produktion gestrichen werden. Ziel sei es, wettbewerbsfähiger zu werden. Alstom generiere dazu einen "kompakten Transformationsplan". 

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig reagierte auf die Abbaupläne wenig erfreut. Der SPD-Politiker kritisierte, die Entscheidung sei weder wirtschaftlich klug noch nachvollziehbar. Er erwarte, dass die Alstom-Führung ihren Beschluss revidiert und gemeinsam mit dem Betriebsrat eine Lösung für die Mitarbeiter in Ostsachsen findet. Er sagte: 

"Gemeinsam fordern wir Alstom auf, zu seinen Zusagen beim Kauf zu stehen, die Zukunft des Werkes und der Arbeitsplätze zu sichern, anstatt den Aktienkurs durch Einsparmaßnahmen zu stabilisieren. Dieses vergiftete Weihnachtsgeschenk ist völlig inakzeptabel."

Der Görlitzer Landtagsabgeordnete der Linksfraktion Mirko Schultze kritisiert in diesem Zusammenhang die "halbherzigen Versprechen" der sächsischen Regierung. Es zeige sich erneut, dass der Freistaat lieber aktiv Standortpolitik betreiben sollte, so Schultze. Die Linksfraktion im Landtag werde sich für die Beschäftigten einsetzen.

Die IG Metall will sich gegen die Stellenstreichungen wehren. Gesamtbetriebsratsvorsitzender René Straube erklärte:

"Heute in einer der wichtigsten Branchen für die Zukunft unserer Gesellschaft massiven Abbau von Arbeitsplätzen und Kompetenzen zu betreiben, ist kurzsichtig und sträflich."

Die Bahnbranche in den anstehenden Prozessen rund um Klimawandel, Energie- und Verkehrswende zu schwächen, führe die deutschen und europäischen Bestrebungen ad absurdum. "Personalanpassung an Auslastung ist der falsche Weg. Anpassung der Auslastung an die Kapazitäten ist das Gebot der Stunde." Auch der Zeitpunkt, zu dem Alstom seine Sparpläne verkündete, entrüstet Straube: 

"Diese Maßnahmen kurz vor Weihnachten zu verkünden, zeugt von einem hohen Grad an Respektlosigkeit gegenüber den Kolleginnen und Kollegen und wirft die Frage nach dem tatsächlichen Wert der selbstdefinierten Unternehmensethik auf."

Zahlreiche Wirtschaftsexperten warnen schon seit Jahren davor, dass durch die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung etwa jeder dritte Job in den nächsten Jahren wegfallen könnte. Die Corona-Krise habe diese Entwicklung noch verstärkt, doch die Politik fahre immer noch nur auf Sicht. 

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