Arbeitskampf eskaliert: Lieferdienst Gorillas schmeißt streikende Fahrer raus
Der Arbeitskampf der Gorilla-Mitarbeiter dauert schon seit Monaten an. Es gab neben sogenannten "wilden Streiks" und Protesten auch Blockaden von Lagerhäusern des Unternehmens. Den Kurieren geht es um bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel zufolge eskaliert der Konflikt nun. Das Unternehmen soll dem Bericht zufolge mehr als einem Dutzend der Fahrerinnen und Fahrer fristlos gekündigt haben.
Das Gorillas Worker's Collective, eine Twitter-Gruppe von Aktivisten innerhalb des Unternehmens, postete am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst, dass "praktisch alle Beschäftigten im Bergmannkiez, Gesundbrunnen und Schöneberg heute entlassen wurden". Statt mit den Angestellten zu verhandeln, habe das Unternehmen beschlossen, "sie loszuwerden". Doch, dass, so schreibt das Kollektiv, "wird nicht so einfach sein."
Practically all the workers of BKIEZ, GBRUNNEN and SBERG have been fired today. Instead of negotiating with the workers, @gorillasapp decided to get rid of them. It won't be that easy though!#deletegorillas#berlin#b0510
— Gorillas Workers Collective (@GorillasWorkers) October 5, 2021
Dem Spiegel liegen laut eigenen Angaben die zweiseitigen Kündigungsschreiben vor, die belegen sollen, "wie eilig es der Lieferdienst mit seinen mittlerweile ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat", wie das Nachrichtenmagazin schreibt. Demnach schreibt das Unternehmen:
"Hiermit kündigen wir das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis außerordentlich aus wichtigem Grund fristlos."
Wie der Spiegel weiter berichtet, wird in den Schreiben jedoch nicht erwähnt, "worin der wichtige Grund besteht". Zudem sollen in einzelnen Fällen sogar Namen von Mitarbeitern falsch geschrieben worden sein. Weiter berichtet das Nachrichtenmagazin, dass mehreren Personen am Telefon erklärt worden sei, "dass die 'illegalen Streiks' Grund für die Kündigung seien". Dem Spiegel zufolge bestätigte das Unternehmen diese Darstellung. Unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks seien "rechtlich unzulässig", zitiert das Nachrichtenmagazin einen Sprecher.
"Würde niemals jemanden feuern, weil er streikt"
Das Unternehmen habe sich nach intensiver Abwägung gezwungen gesehen, den rechtlichen Rahmen durchzusetzen, so der Sprecher. Der Spiegel zitiert den Sprecher weiter mit den Worten:
"Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben."
Laut dem Nachrichtenmagazin habe der Gorillas-Gründer und Geschäftsführer Kağan Sümer noch im Juli gegenüber streikenden Mitarbeitern ein Versprechen abgegeben:
"Ich würde niemals jemanden feuern, weil er streikt."
Er soll hinzugefügt haben:
"Ich mag, dass ihr für eure Rechte kämpft."
Doch intern soll Sümer dem Spiegel zufolge "andere Töne angeschlagen haben". In einer geleakten Slack-Nachricht schrieb der Unternehmer:
"Wir mussten einem unserer Fahrer kündigen... Anscheinend war er dabei, sich gewerkschaftlich zu organisieren."
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