Deutschland

Gespräche in höchster Tonlage: Historiker über Telefonverhandlungen zwischen Putin und Merkel

Der Historiker Ralph Bollmann hat eine neue Biografie von Angela Merkel veröffentlicht. Darin spricht er über Verhandlungen zwischen der Kanzlerin und dem russischen Präsidenten im Jahr 2014 aufgrund der Ukraine-Krise. Die Gespräche wurden bisweilen laut geführt.
Gespräche in höchster Tonlage: Historiker über Telefonverhandlungen zwischen Putin und MerkelQuelle: Sputnik © Sergei Guneew

Angela Merkel hatte im Jahr 2014 wegen der Ukraine-Krise Dutzende Telefonate mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin geführt. Solche Details bietet ihre neue Biografie, die der Historiker Ralph Bollman veröffentlicht hat.

Das Buch deckte das Leben der "mächtigsten Politikerin der Welt" von ihrer Geburt bis Anfang 2021 ab. Besonderes Augenmerk wurde auf ihre Tätigkeit als Regierungschefin und Chef-Krisenmanagerin für Europa gelegt.

Der Biograf schrieb, Merkel habe Moskaus Eingreifen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vorhergesehen, wie die meisten anderen westlichen Politiker oder Außenpolitiker. Ihm zufolge hat sie im Jahr 2014 den russischen Präsidenten Dutzende Male angerufen. Der Pressedienst der deutschen Regierung habe nur zu 27 Gesprächen offizielle Erklärungen abgegeben.

Zugleich, so heißt es in der Biografie, wollte die Kanzlerin "wegen fehlender Erfolgschancen nicht persönlich nach Moskau gehen. Die Gefahr, von Putin gedemütigt zu werden, schien ihr zu hoch." Der Historiker stellte fest, dass die Verhandlungen den Charakter von Duellen hatten. Bollmann schrieb:

"Putin redete viel, manchmal endlos, viel mehr als die Hälfte der Zeit. In heiklen Situationen wurde er sehr emotional, leidenschaftlich, sogar wütend. Es blieb unklar, ob es sich um einen echten Gefühlsausbruch oder einfaches Kalkül handelte. Sie antwortete kürzer als er, kälter, aber mindestens genauso klar. Sie sagten sich alles ins Gesicht. Die beiden sprachen offen miteinander. Mit anderen Worten, manchmal schrien sie sogar."

Bollmann merkte auch an, dass Merkel bei diesen Verhandlungen all ihre Erfahrungen aus der Kommunikation mit politischen Rivalen und die Taktiken verwendet habe, die sie bei der Diskussion von Plänen zur Rettung des Euro verfolgt hatte. Zudem hatte die Kommunikation mit dem deutschen Politiker Roland Koch oder dem Ex-Chef Italiens Silvio Berlusconi sie auf eine "Konfrontation" mit Putin vorbereitet.

Der Historiker kommt zu dem Schluss, dass ihre Gespräche auch nachdem die deutsche Bundeskanzlerin und der russische Präsident einander respektieren gelernt hatten, kaum angenehmer wurden.

Im April 2014 starteten die ukrainischen Behörden eine Militäroperation gegen die Volksrepubliken Donezk und Volksrepublik Lugansk, die nach dem Putsch in Kiew im Februar desselben Jahres ihre Unabhängigkeit erklärt hatten. Im März 2014 war die Krim nach einem Referendum zu einer russischen Region geworden.

Mehr zum Thema - Merkel: Wir müssen den russischen Präsidenten mit EU-Anliegen konfrontieren

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.