Bayer-Kritiker zu Leverkusen: Bei einem Finanzinvestor ist die Sicherheit in den falschen Händen
Nach der Explosion in einer Müllverbrennungsanlage in Leverkusen geht die Suche nach den Vermissten weiter. Fünf Menschen werden nach der gewaltigen Explosion im Chempark noch vermisst. RT DE sprach mit Jan Pehrke, Journalist und Vorstandsmitglied von Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG), über das Unglück.
Die CBG organisiert seit 1978 erfolgreich international die kritische Auseinandersetzung mit einem der großen Konzerne der Welt. Seit 1982 veröffentlicht sie die Zeitschrift "Stichwort Bayer" und betreibt auch eine eigene Webseite.
Von RT DE auf die Umweltbelastung durch das Unglück befragt, antwortete Pehrke, schon im Normalbetrieb sei chemische Produktion immer eine Belastung für die Umwelt. "Welche Gefahren jetzt von diesem Störfall ausgehen, hängt damit zusammen, was da jetzt wirklich hochgegangen ist. Da möchte ich nicht spekulieren."
Auf dem "Chempark" genannten Gelände befänden sich viele Betriebe, darunter Bayer und Lanxess. Die Sondermüllanlage der Firma Currenta habe im Juni bereits einen Störfall gemeldet, bei dem Stoffe ausgetreten seien. Dabei habe es einen Schwerverletzten und einen Verletzten gegeben. Currenta sei auch für Sicherheitsmaßnahmen, die Feuerwehr und Katastrophenpläne verantwortlich.
Die Feuerwehr habe früh und entsprechend deutlich gewarnt, und die Polizei habe die Autobahn gesperrt. Da sei gut reagiert worden. Aber Currenta sei seit zwei Jahren im Besitz eines Finanzinvestors.
"Ob da die Sicherheit in den richtigen Händen ist, ist sehr die Frage".
Es sei immer ein Problem, ob ein Unternehmen genug in die Sicherheit investiere, weil sich das nicht lohne. Auch bei Bayer sei das nicht immer der Fall gewesen. 2008 habe es bei Bayer in den USA einen Störfall gegeben, der zwei Menschen das Leben kostete, und behördliche Untersuchungen hätten danach schwere Versäumnisse von Bayer bei der Sicherheit belegt.
Drei Tanks seien bei dem aktuellen Vorfall in Brand geraten; die Feuerwehr war damit beschäftigt, den vierten Tank mit Lösungsmitteln zu sichern. Wäre das nicht gelungen, hätte es eine Kettenreaktion geben können. Zudem hätte Currenta die Stromversorgung für das gesamte Gelände reduzieren müssen, was andernorts Gefahren auslöste, weil Chemikalien oft bei bestimmten Temperaturen gelagert werden müssten.
In einer Pressemitteilung vom 27. Juli 2021 schrieb die CBG, dass Störfälle in dem "Entsorgungszentrum" in Leverkusen schon vielfach aufgetreten seien. Der Presseinformation zufolge sei die Müllverbrennung mitten auf der "größten Giftmüll-Deponie Europas" in unmittelbarer Nähe eines der größten Chemie-Werke der Welt von dichter Wohnbebauung umgeben sowie nur eine Rhein-Breite von der Millionenstadt Köln getrennt.
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