Deutschland

Welchen Medienanbietern vertrauen die Deutschen? – RT DE im Vergleich mit dem "Mainstream"

Eine repräsentative Studie vergleicht das Vertrauen der deutschen Bürger in verschiedene Medienanbieter. RT DE wird dabei als "alternatives" Medium mit dem "Mainstream" verglichen. Interessant: RT DE wird von den Anhängern aller großen Parteien als ähnlich vertrauenswürdig eingeschätzt.
Welchen Medienanbietern vertrauen die Deutschen? – RT DE im Vergleich mit dem "Mainstream"Quelle: AFP © Yuri KADOBNOV / AFP

Wie sehr ist das Vertrauen in die Medien durch die eigene Selbstverortung zu einer politischen Partei geprägt? Welche Rolle spielen "alternative" Medien im Vergleich zu alteingesessenen "Mainstream"-Medien? Diesen Fragen gingen zwei Sozialforscher, Bernhard Clemm von Hohenberg von der Universität Amsterdam und Paul C. Bauer vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, in einer am Dienstag veröffentlichten Studie nach. Untersucht wurde das Medienvertrauen in Deutschland im März 2019. Dabei wurden über ein Online-Survey 1.424 Personen befragt – nach Angaben der Forscher mit einer annähernden Repräsentativität der deutschen Bevölkerung hinsichtlich Alter, Geschlecht und Wohnort.

Die Studienteilnehmer beantworteten einerseits die Frage, wie sehr sie den genannten Medien vertrauen. In einer Skalierung mit fünf Stufen von "gar nicht" bis "vollständig" konnten sie sich zu folgenden Medien positionieren: Bild, heute, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Focus, Newsblitz, RT DE (Anm.: 2019 noch RT Deutsch), Spiegel, Süddeutsche Zeitung (SZ) und Tagesschau. Gleichzeitig wurden sie gefragt, welcher der genannten Parteien sie ihre Zweitstimme gegeben haben bzw. geben würden. Als Optionen wurden genannt: CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Die Linke und die AfD.

Als Ergebnis zeigt sich, dass die Befragten die Tagesschau und die Sendung heute als die vertrauenswürdigsten einstufen. Beide rangieren zwischen der Einschätzung des "vollständigen" und des "überwiegenden" Vertrauens. Knapp dahinter folgen die SZ, die FAZ, der Focus und der Spiegel, die alle im Bereich des überwiegenden Vertrauens landeten. Mit einem deutlichen Satz dahinter kommt dann RT DE  im Bereich des "teilweisen" Vertrauens. Dahinter liegt knapp Newsblitz und noch weiter hinten die Bild, die im Durchschnitt schon zum Bereich des "eher nicht" Vertrauens tendiert.

Bezüglich der verschiedenen Partei-Sympathien zeigt sich eine Art "Hufeisen" bei den "Mainstream"-Medien: Während die Anhänger von Parteien der Mitte ("zentristische Parteien") – sprich: CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP – eher dazu neigen, der Tagesschauheute, der SZ, der FAZ, dem Focus und Spiegel zu vertrauen, ist das Misstrauen bei Anhängern der "linken Seite" (Die Linke) und der "rechten Seite" (AfD) größer. Am deutlichsten fällt das Misstrauen bei AfD-Sympathisanten auf, die zu gewissen Teilen den großen "Mainstream"-Medien "gar nicht" vertrauen.

Interessant ist ferner, dass FDP-Sympathisanten weniger stark der Tagesschau, heute und dem Spiegel vertrauen, während Grünen-Anhänger diese und die SZ sehr deutlich als vertrauenswürdig ansehen. Die Grünen-Anhänger neigen dazu, dem Magazin Focus weniger zu vertrauen.

RT DE wurde von den beiden Sozialforschern als eines von zwei "neuen, alternativen Medienanbietern" in ihre Umfrage aufgenommen. Das andere ist das Portal newsblitz.net, das mittlerweile schon nicht mehr existiert. Es zeigt sich, dass bei den "alternativen" Medien (und der Bild) das charakteristische "Hufeisen" – Misstrauen von links und rechts – nicht auftritt. Im Gegenteil: Im Fall von RT DE verteilt sich das Votum zwischen Anhängern aller Parteien relativ gleichmäßig im oberen Bereich von "teilweise" Vertrauen. Einzig die Grünen-Sympathisanten fallen leicht ab. Ähnlich fällt auch das Votum für Newsblitz aus – nur ein kleines Stück niedriger im Vertrauens-Barometer.

Abgehängt ist hingegen die Bild, der noch die CDU/CSU-Anhänger ein "teilweise" Vertrauen aussprechen, dahinter kommen SPD-, FDP- und AfD-Sympathisanten. Anhänger von Bündnis 90/Den Grünen und Der Linken sagen dagegen mehrheitlich, der Bild sei "eher nicht" zu vertrauen. Für Clemm von Hohenberg und Bauer ist dieses Ergebnis jedoch nicht überraschend, da die Bild bekannt sei "für ihren oftmals populistischen Stil" und deswegen generell niedrig liege im Vertrauensniveau – "besonders bei Wählern von nach links lehnenden Parteien".

Das Gesamtergebnis deckt sich laut den beiden Sozialforschern mit vorherigen Studien und zeigt eine gewisse Reduzierung im Medienvertrauen bei Anhängern von linken und rechten Parteien. Insbesondere auf die AfD wird hingewiesen mit dem Verweis auf die "Lügenpresse"-Debatte. Allerdings ergebe sich daraus kein übermäßiges Vertrauen dieser beiden Gruppierungen in alternative Medien – zumindest in die beiden genannten. Ebenso lässt sich keine generelle Ablehnung der Anhänger von CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP etwa für RT DE feststellen. Dennoch lassen es sich die beiden Autoren der Studie nicht nehmen, eine nicht wissenschaftlich gestützte Behauptung indirekt in Richtung RT DE zu formulieren:

"Deutschland erlebt ein Auftauchen von 'alternativen', manchmal ausländisch finanzierten, Medien, die Falschinformationen verbreiten."

Unterm Strich gibt es kaum Überraschungen in der Studie. Es muss aber angemerkt werden, dass die Umfrage vom März 2019 datiert. Es kann nur vermutet werden, welche Änderungen die Corona-Krise im Medienvertrauen der deutschen Bevölkerung ausgelöst hat. Stehen die öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformate nach wie vor so hoch im Vertrauen? Welchen Einfluss hatte die mediale Berichterstattung über die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in zahlreichen Medien – auch im "Mainstream" – auf den Vertrauenszuspruch der Bündnis 90/Die Grünen-Anhänger? Und wo steht RT DE heute – insbesondere nach der umfassenden Kampagne in der deutschen Medienlandschaft gegen den bald startenden TV-Sender?

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